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25.12.10 / Wenn Schrift zur Kunst wird / Zwei Ausstellungen in Berlin widmen sich der Welt der Typografie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-10 vom 25. Dezember 2010

Wenn Schrift zur Kunst wird
Zwei Ausstellungen in Berlin widmen sich der Welt der Typografie

Mehr als 500 Plakate, Bücher, Zeitschriften, Schallplatten und Akzidenzdrucke gewähren in der Ausstellung "Welt als Schrift", die zur Zeit in der Sonderausstellungshalle am Berliner Kulturforum zu sehen ist, Einblick in die Formenvielfalt der angewandten Typografie zwischen 1890 und der Gegenwart. Einen Höhepunkt bilden die Drucke der italienischen Futuristen, der neuen Typografie sowie der französischen, holländischen, russischen und osteuropäischen Avantgarde.

Nach 1930 prägen Art Déco und nationalsozialistische Propaganda die Ausstellung. Ab 1945 gewinnt die Vorkriegsmoderne wieder an Einfluss. Mit zahlreichen Arbeiten aus dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts und einem von Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig gestalteten Medienraum werden die aktuellen Entwicklungen in der Typografie deutlich.

Im Rahmen dieses Leitthemas "Welt aus Schrift" am Berliner Kulturforum widmet sich das Kupferstichkabinett der historischen Entwicklung des Phänomens "Schrift als Bild". Dabei stehen die Wurzeln von Schriftgestaltung und Layout in der deutschen Kunstgeschichte seit dem Hochmittelalter im Fokus der Ausstellung. Indem der Bogen bis in die Neuzeit gespannt wird, eröffnet die Präsentation spannende Einblicke in die vielfältigen Formen von Schriftgestaltung und Text-Bild-Verschränkungen.

Über die Jahrhunderte hinweg waren Zierinitialen in Handschriften und im Buchdruck die Höhepunkte künstlerischer Ideen und Ausdrucksformen. Auch die Inhaltsschriften des 15. Jahrhunderts wurden bewusst gestaltet und konnten ästhetische, modische und manchmal sogar politische Botschaften vermitteln. Daneben wurde mit Schriftgestaltung aber immer auch spielerisch umgegangen. Figuren-, Pflanzen- und sonstige Themenalphabete dienten als Vorlagenblätter zur weiteren Verwendung oder als erheiternde Schalkstücke. Kalligraphische Schreibmeisterblätter und -tafeln wurden dagegen nicht nur als Vorlagen für Urkunden und als Lehrmittel genutzt, sondern sie fanden als selbstständige Kunstwerke oftmals Eingang in Kunstkammern.

Eine kleine Kostbarkeit ist der sogenannte Pommersche Kunstschrank, den der Augsburger Kunsthändler und Diplomat Phi-lipp Hainhofer am Anfang des 17. Jahrhunderts für den pommerschen Herzog Philipp II. bauen ließ. Das Gehäuse des Schranks verbrannte während des Zweiten Weltkriegs in Berlin, erhalten blieben die zahlreichen in ihm aufbewahrten Utensilien, darunter kunstfertig hergestellte Buchattrappen. Andere Ausstellungsstücke, wie etwa Bildnisse aus Labyrinth- oder Netzgedichten, sind von großer Rätselhaftigkeit und fordern die Konzentration des Betrachters heraus. PAZ

Die Ausstellung "Welt aus Schrift - Das 20. Jahrhundert in Europa und den USA" ist bis 16. Januar 2011 in den Sonderausstellungshallen Kulturforum dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr, am Wochen-ende von 11 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 8/4 Euro.

Die Ausstellung "Schrift als Bild" im Kupferstichkabinett, Matthäikirchplatz, Berlin, ist bis 23. Januar dienstags bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 6/3 Euro, der Katalog aus dem Imhof Verlag (199 Seiten, 315 Abbildungen) kostet 29,95 Euro.


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