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25.12.10 / Tradition verpflichtet / Zur Advents- und Weihnachtszeit bieten die Heimatmuseen Besonderes aus den östlichen Regionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-10 vom 25. Dezember 2010

Tradition verpflichtet
Zur Advents- und Weihnachtszeit bieten die Heimatmuseen Besonderes aus den östlichen Regionen

Im Advent, wenn "ein Lichtlein brennt", finden Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, Krippenschauen und Theateraufführungen immer wieder interessierte Besucher.

Mit der Advents- und Weih-nachtszeit sind viele Bräuche verbunden, die von Vertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern aus ihrer Heimat mit in die Bundesrepublik Deutschland gebracht wurden. Kulturgeschichtliche Museen und Einrichtungen, die sich mit der Bewahrung und Pflege des ost- und westpreußischen, des schlesischen und oberschlesischen, des siebenbürgischen und donauschwäbischen Kulturerbes beschäftigen, leisten einen beachtlichen Beitrag zur Fortführung der Tradition. Auch wenn es in den verschiedenen geografischen Regionen Südosteuropas unterschiedliche Advents- und Weih-nachtsbräuche gab und heute noch gibt - sie sind alle von einer stimmungsvollen und festlichen Atmosphäre geprägt. Weihnachtsmärkte, Ausstellungen mit geschnitzten und gebastelten Krippen, aber auch Programme mit Weihnachtsliedern, Märchen und Theateraufführungen werden "alle Jahre wieder" angeboten.

Das Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus und das Westpreußische Landesmuseum zu Münster-Wolbeck haben mit traditionellen ostdeutschen Weih-nachtsmärkten zahlreiche Besucher in ihre Häuser gelockt. Die Vertreterinnen und Vertreter der ostdeutschen Landsmannschaften boten typische kulinarische Spezialitäten und originellen Weihnachtsschmuck aus ihrer Heimat an und bestritten ein kulturelles Programm mit weihnachtlichem Gesang. An der Organisation der Begegnung in Münster war neben der Kulturreferentin für Westpreußen, Posener Land, Mittelpolen, Wolhynien und Galizien, Magdalena Oxfort, und dem Westpreußischen Landesmuseum auch der Bund der Vertriebenen (BdV) beteiligt.

Und, weil Weihnachten schon immer als "Zeit der Märchen" galt, gab es auch diesmal im Rahmen der Familientage und des Ostdeutschen Weihnachtsmarktes ein spezielles Kinderprogramm. Die Kulturreferentin und ihre Assistenten haben das Märchen "Der allererste Weihnachtsbaum" des westpreußischen Natur- und Heimatdichters Hermann Löns in eigener Interpretation aufgeführt.

Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott - bekannt als traditioneller Treffpunkt der Krippen- und Brauchtumsfreunde - hat auch diesmal eine Krippenschau eingerichtet. Im großen Museumsraum haben neben verschiedenen Krippenbauten und niederschlesischen Weihnachtszeptern auch zum Thema passende Gemälde, Bücher und Hinterglasmalereien sowie originelle Bastelarbeiten wie ein Pflaumenmännchen, ein Herrnhuter Stern und mehrere Putzäpfel gebührende Aufmerksamkeit bekommen. Wie Silke Findeisen vom Haus Schlesien verriet, ist man auf die Neuzugänge aus diesem Jahr besonders stolz. Eine der jüngsten Stiftungen ist das Krippendiorama aus dem Jahre 1890. Der Schnupftabakfabrikant Ernst Franz Fischer aus Mittelwalde hatte dieses bei dem aus Neurode stammenden Krippenschnitzer August Wiesenthal in Auftrag gegeben. Auch dieses Exponat zeigt den für die spezielle Form der Kastenkrippen typischen Aufbau.

Die im Laufe der Jahre gewachsene Sammlung von Haus Schlesien umfasst übrigens bereits mehrere solcher Kastenkrippen in unterschiedlichen Ausführungen. Die Wandkastenhängerkrippe aus Kaltenbrunn/Grafschaft Glatz beispielsweise, die im Jahre 1928 von Joachim Teuber gefertigt wurde, gehört zu diesen Raritäten.

Einige der Ausstellungsstücke, darunter die schlesische Alabasterkrippe, stammen aus der Zeit um 1900. Eine vollplastische Krippe wurde um 1920 von Alois Schmidt aus Reyersdorf bei Bad Landeck geschnitzt. Unter den älteren Exponaten befindet sich auch die Krippenfigur "Kamel", die 1925 in Hindenburg / Oberschlesien aus ungebranntem Bunzlauer Ton gefertigt und mit Ölfarbe bemalt wurde.

Die Exponate wurden von schlesischen Krippenbauern oder von Künstlern gefertigt beziehungsweise von Sammlern und talentierten Handwerkern nach schlesischer Tradition gebaut. Die Krip-penausstellung im Haus Schlesien ist bis zum 11. Januar 2011 geöffnet.

Das Ostpreußische Landesmuseum von Lüneburg bietet seinen Besuchern schon seit mehreren Jahren in der Vorweihnachtszeit ein stimmungsvolles Adventskonzert. Diesmal nahm das Vokalensemble "Legende" aus Königsberg die Anwesenden auf eine musikalische Weihnachtsreise durch Deutschland, Russland und Polen mit. Auf dem Programm standen festliche, traditionelle und fröhliche Melodien, mit denen die Geburt Christi überall auf der Welt verbunden ist. Das im Jahre 2004 gegründete Vokalensemble besteht aus Studentinnen und Absolventinnen der Fachschule für Musik. Das Repertoire umfasst geistliche Lieder und Romanzen verschiedener Epochen.

Einen festen Platz im vorweih-nachtlichen Terminkalender haben Programme für und mit Kindern. So etwa verführte das Donau-schwäbische Zentralmuseum von Ulm seine kleinen Gäste mit dem Märchenspiel "Der Froschkönig" in eine zauberhafte Welt. Bettina Maigler-Beiter erzählte mit ihren lebensgroßen Stock-Figuren das Märchen vom Froschkönig. Außerdem wurden bei weihnachtlicher Musik die in Südosteuropa beliebten Figuren aus Maisblättern sowie Schneeflocken und Weihnachtssterne gebastelt.

Auch das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel hat Kinder zu einer großen Bastelaktion eingeladen. Die Teilnehmer wurden zur Einstimmung auf das Thema Weihnachtsgeschichte durch die aktuelle Ausstellung des schlesischen Künstlers Melchior Grossek mit dem Schwerpunkt seiner Krippendarstellungen geführt. Anschließend wurden Krippenfiguren gebastelt und Wissenswertes über schlesische Weihnachtsbräuche erzählt. Dieter Göllner


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