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01.01.11 / Preußens Kroninsignien zurückgekehrt / Die Kleinodien sowie die Schätze aus der Silberkammer der Hohenzollern im Schloss Charlottenburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-10 vom 01. Januar 2011

Preußens Kroninsignien zurückgekehrt
Die Kleinodien sowie die Schätze aus der Silberkammer der Hohenzollern im Schloss Charlottenburg

Seit dem 18. Dezember ist im Schloss Charlottenburg der preußische Kronschatz zu bestaunen. Die Ausstellung zeigt 600 Exponate auf 300 Quadratmetern und ist in dieser Form einzigartig.

Im Kronschatz wurden an allen europäischen Höfen die Gegenstände mit höchstem symbolischen Wert zusammengefasst. Außer Kurschwert, Reichsschwert und Reichssiegel gehören als wichtigste Insignien der preußischen Monarchie die Kronkarkassen aus purem Gold, das Zepter und der Reichsapfel dazu. Letztere wurden eigens zur Inthronisation des ersten preußischen Königspaares Friedrich I. und Sophie-Charlotte angefertigt. Den Edelsteinbesatz der Kronen entfernte man gleich nach der Krönung wieder, um ihn anderweitig zu verwenden. Er ist heute nicht mehr vorhanden. Der ebenfalls zum Kronschatz gehörende Funeralhelm wurde zum Begräbnis des Großen Kurfürsten im Jahre 1688 geschaffen. Der vergoldete Totenhelm wurde zum Tode eines Herrschers auf dessen Sarg getragen.

Die wertvollen Stücke verwahrte man in einem Tresor im Stadtschloss in Berlin, bevor sie im Rahmen einer musealen Präsentation im Hohenzollernmuseum im Schloss Monbijou ausgestellt wurden. Nach dem Ende der Monarchie kam es zu einer Aufteilung der Kroninsignien. Ein Teil ist im Besitz des Hauses Hohenzollern, ein anderer gehört zu den Beständen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG).

Macht und Status repräsentierten aber auch die Kronjuwelen. Als unteilbarer Familienbesitz überließ man sie den einzelnen Mitgliedern immer nur leihweise. Dem Kronschatz ebenfalls eingegliedert sind die mit zahlreichen Brillanten besetzten TabatiĨren Friedrichs des Großen. Der dem höfischen Luxus eher distanziert gegenüberstehende König ließ seiner Leidenschaft des Sammelns edler Preziosen scheinbar freien Lauf. So sind heute acht dieser prächtigen Objekte in der Ausstellung zu bewundern.

Schätze ganz anderer Art bargen die Silberkammern. Alle wichtigen Schlösser der Hohenzollern besaßen diese Gewölbe, die kostbares Tafelgerät aus Edelmetall, Gerätschaften und Geschirre zur Ausstattung der Tafel, Gefäße für Silberbuffets sowie Huldigungsgeschenke für Hochzeiten und Regierungsantritte beherbergten. Bei großen Essen zu wichtigen politischen Anlässen waren üppig mit Gold und Silber bestückte Tafeln die Regel. Die so präsentierten Kostbarkeiten waren jedoch nicht nur Zierrat, sondern auch Reichtum, der notfalls durch Einschmelzen im wahrsten Sinne des Wortes flüssig gemacht werden konnte. Der preußische Hof musste diese Art der Geldbeschaffung sowohl im Dreißigjährigen als auch im Siebenjährigen und in den napoleonischen Kriegen in erheblichem Umfang wahrnehmen. Was bei diesen Gelegenheiten nicht eingeschmolzen worden war, sondern sich beim Ende der Monarchie noch in der Silberkammer befand, nahm Wilhelm II. mit in sein niederländisches Exil. Die Schätze sind für Berlin jedoch nicht verloren, da die niederländische Stiftung Haus Doorn freundlicherweise viele dieser Stücke als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt hat.

Die ab dem 18. Jahrhundert vom Hof in Meißen oder bei der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) bestellten umfangreichen Porzellanservices wurden ebenfalls der Silberkammer zugeordnet. Ausreichend Personal stand hier zur Verfügung, um die Aus- und Eingänge, das Säubern und Auflisten unzähliger Geschirrteile zu verwalten.

Die Ausstellung präsentiert die wertvollen Stücke teilweise in Form gedeckter Tafeln. So können die Besucher sich nicht nur an dem faszinierenden Farben- und Formenreichtum erfreuen, sondern auch noch über höfische Tischkultur im Laufe der Jahrhunderte informieren.

Dank der Leihgaben des Hauses Hohenzollern, seines Chefs Georg Friedrich Prinz von Preußen, des Landes Berlin und der Stiftung Haus Doorn sowie der Rudolf-August Oetker Stiftung, der Dussmann-Stiftung und weiterer Mäzene hat das Land Berlin hier ein brillantes Weihnachtsgeschenk eines Kunstschatzes von erheblicher kulturhistorischer Bedeutung erhalten.           

Silvia Friedrich

Die Ausstellung im Schloss Charlottenburg, Spandauer Damm 20-24, 14059 Berlin, Telefon (0331) 9694-200, Fax (0 331) 9694-107, E-Mail: info@spsg.de, ist das erste Quartal täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr sowie von April bis Oktober täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausnahmen an den Feiertagen sind zu erfragen. Der Eintritt beträgt 12/8 Euro.


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