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01.01.11 / Weihnachtsstimmung trotz Inflation / Vorfreude und Kauflaune in Königsberg trotz Skepsis über die eigene wirtschaftliche Lage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-10 vom 01. Januar 2011

Weihnachtsstimmung trotz Inflation
Vorfreude und Kauflaune in Königsberg trotz Skepsis über die eigene wirtschaftliche Lage

Das Weihnachtsgeschäft hat in diesem Jahr in Königsberg früher begonnen als sonst. Trotz steigender Preise waren die Menschen in guter Stimmung und Kauflaune.

In der Orthodoxie gibt es keinen Advent wie in der "westlichen" Kirche. Dennoch schmückten schon Ende November die Ladenbesitzer ihre Schaufenster und Auslagen mit Girlanden und Weihnachtsdeko. Zwei bis drei Wochen vor den Festtagen ab Silvester war in den Läden kein Durchkommen mehr. Gekauft wurde alles, von Plasma-Fernsehern über Computer bis zu Lebensmitteln für die Festtafel und kleinen Geschenken. Traditionell beschenkt man sich in Russland zum Jahreswechsel und nicht zum Weihnachtsfest am 6. und 7. Januar. Die Geschenke bringt "Väterchen Frost" mit seiner Enkelin "Schneeflöckchen".

Auf den Straßen der Stadt war erst Ende Dezember zu spüren, dass ein Fest bevorsteht, als auf dem Hansaplatz die bunt geschmückte Neujahrstanne aufgestellt wurde und in den Hauptstraßen bunte Lichterketten aufgehängt wurden.

Beim Haus der Räte fand wieder der traditionelle Neujahrsmarkt statt. Wer es geschafft hatte, trotz Schneemassen dorthin zu gelangen, bekam dort alles geboten, was auch ein Weihnachtsmarkt im Westen anzubieten hat. Darüber hinaus wurde in Königsberg Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse an Ständen verkauft. Natürlich fehlte auch das wichtigste nicht: Tannenbäume. Sie kamen in diesem Jahr aus den Kreisen Preußisch Eylau und Labiau. Die einheimischen Tannen hatten diesmal Konkurrenz: Auch Tannen aus Polen und Dänemark wurden angeboten. Der günstigste Preis lag bei umgerechnet 7,50 Euro pro Meter Länge. Eine Blautanne kostete 12,50 Euro pro Meter. Die importierten Bäume waren fast doppelt so teuer. Viele Tannen wurden mit einem speziellen, mit Sand gefüllten Ständer verkauft.

Im Dezember luden manche Gemeinden und Veranstalter zu gemeinsamen Abenden und Feiern zur katholischen Advents- und Weihnachtszeit, dem neuen Jahr und dem orthodoxen Weihnachtsfest ein, das erst im Januar beginnt. In letzter Zeit wird aus Moskau und anderen Städten berichtet, dass orthodoxe Priester aus Interesse an der katholischen Liturgie immer öfter katholische Gottesdienste besuchen. Während der "Vorweihnachtszeit" lockten die Kunstgalerie, der Sportkomplex Junost und das Puppentheater mit Sonderveranstaltungen. Im Königsberger Dom gab es Orgelkonzerte.

Allerdings gab es auch negative Neuigkeiten. Wegen einer Preiserhöhung für harte alkoholische Getränke (Wodka und Cognac) ab 1. Januar haben viele sich einen Vorrat angelegt. Eine Halbliterflasche des billigsten Cognacs oder Brandys kostet ab jetzt über 6 Euro. Das ist fast anderthalbmal mehr als bisher. Eine andere unangenehme Neuigkeit war die jährliche Erhöhung der Preise für kommunale Dienste. Über den maroden Zustand der kommunalen Wirtschaft und die unangemessen hohen Kosten dafür wird schon länger in Fernsehsendungen diskutiert, auch über das Königsberger Gebiet hinaus. Ein Vergleich mit den Wohnnebenkosten in Westeuropa und den USA zeigt zwar, dass die Kosten dort genauso hoch sind wie in Königsberg, allerdings ist die Versorgung dort auch besser. Die ausführenden Firmen finden immer neue Mittel und Wege, die Nebenkosten für Mieter zu erhöhen. In den Abrechnungen tauchen immer neue Positionen auf, wie zum Beispiel die Beleuchtung von Hauseingängen und deren Wartung, auch wenn sie gar nicht erfolgt ist. Manchmal kommt es sogar vor, dass Mieter für eine einzige Lampe im Treppenhaus mehr bezahlen müssen als für die Beleuchtung ihrer gesamten Wohnung.

Eine Umfrage ergab Ende November, dass 90 Prozent der Königsberger finden, die Tarife für Kommunale Dienstleistungen stünden in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung. Die meisten finden ihre wirtschaftliche Lage "mittelmäßig", nur fünf Prozent glauben, "gut" zu leben. 28 Prozent bezeichneten ihre wirtschaftliche Lage als "schlecht". Kein Wunder: Allein im Dezember sind die Lebensmittelpreise um 15 bis 20 Prozent gestiegen.

Jurij Tschernyschew

Foto: Auf dem Hansaplatz: Die bunt geschmückte Neujahrstanne verbreitet Weihnachtsatmosphäre.


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