25.04.2024

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08.01.11 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-11 vom 08. Januar 2011

Vertrauen ist gut ... / Wieso wir die Hand des Großmuftis verfehlen, warum unser Gold aus Papier ist, und wie wir uns mit den Schlaglöchern versöhnen
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Nach dem Schock von Alexandria wärmen uns die Worte des Trostes und der Solidarität, die prominente Vertreter Ägyptens wie Präsident Hosni Mubarak der entsetzten Christenheit zurufen. Der Großmufti des Nil-Landes griff gar selbst zur Feder und schrieb einen Gastkommentar für den „Tagesspiegel“. Darin drückt er seine „Trauer und Wut“ aus über die schreck­lichen Morde. Und Mubarak will dem Terror „die Hand abhacken“.

Ägyptens Führer, ob politisch oder religiös, stehen Schulter an Schulter neben den Kopten, so die frohe Botschaft. Leute wie Mubarak und den Mufti würden wir gern fest die Hand drücken. Würden wir, wenn wir ihre Hand denn treffen. Denn das Glücksgefühl der Brüderlichkeit hält nur solange an, wie wir die Augen fest zukneifen, was das Aufeinanderzugehen etwas umständlich gestaltet.

Öffnen wir unseren Blick, wird uns sofort kalt, und unsere Hand verschwindet im Mantel. Dann sehen wir nämlich, dass in Mubaraks Reich Nichtmuslime weder Generäle noch Uni-Dekane noch Gouverneure und nicht einmal Polizisten werden können. Wir sehen die Gräber der im Jahre 2000 ermordeten 21 oberägyptischen Kopten und erinnern uns, dass das Gericht alle 89 Angeklagten laufenließ.

Wir sehen die verfallenden Kirchen des Landes und hören, dass sie nur mit ausdrück­licher Genehmigung des Präsidenten renoviert werden dürfen. Eine Genehmigung, die, wenn sie denn seinen Tisch verlässt, oftmals in der Bürokratie verschwindet. Wir sehen den Beschluss des höchsten ägyptischen Verwaltungsgerichts von 2008, dass Muslime nicht das Recht zur Konversion haben. Und hatte nicht Mubarak 2009 höchstpersönlich angeordnet, binnen eines Tages alle Schweine zu töten? Angeblich wegen der „Schweinegrippe“, die, wie der Präsident natürlich wusste, außer dem Namen mit dem Tier nichts zu tun hat. Rund 100000 koptischen Schweinehirten wurde auf die Weise der Teppich weggezogen.

Der Großmufti verurteilt Hass und Terrorismus. Löblich. Er mahnt zudem feinsinnig, man müsse auch die „Faktoren verstehen“, die uns diese „Geißel“ ins Haus gebracht haben. Wen er mit „Faktoren“ meint, sagt er nicht. Ob er sie nicht kennt? Kaum anzunehmen: Einer der „Faktoren“ sollte ein guter Bekannter von ihm sein. Salim al Awwa ist „Generalsekretär der internationalen Vereinigung der islamischen Religionsgelehrten“. Von ihm stammt die schrille Lüge, dass die Kopten Waffen in ihren  Kirchen stapelten, um Ägypten in einem Bürgerkrieg zu spalten. Aber was sagt das schon? Bestimmt ist auch Awwa für Toleranz und Dialog und verurteilt die Gewalt aufs Schärfste, wenn ihn der „Tagesspiegel“ um ein paar weiche Worte bittet.

Ob wir ihm die Worte glauben, ist eine andere Sache. Was soll man überhaupt noch glauben? Selbst an engsten Freunden beginnen wir zu zweifeln. Wie erst jetzt bekannt wurde, bekam die Bundesbank 2007 womöglich kalte Füße, ob ihre Goldreserven wirklich noch da sind, wo sie sein sollten. Von den 3400 Tonnen (der zweitgrößte Goldschatz der Welt, nur die US-Notenbank hat mehr) lagert bekanntlich nur ein kleiner Teil in Frankfurt am Main. Etliches ist in London und Paris verstaut und geschätzte zwei Drittel werden in New York von der dortigen US-Notenbank verwahrt.

In jenem Jahr sind dann ein paar Bundesbanker hin, haben sich das in 122 „Gelassen“ gelagerte Gold angeguckt und bekamen danach von den Amerikanern sogar eine echte „Bestandsbestätigung“. Na, da sind wir aber beruhigt. Es gibt ja dunkle Propheten, die sagen, dass die globalen Papierwährungen vor einem gigantischen Krach stehen. Danach, so mutmaßen einige, könnte man (wie bis 1971) das Geld wieder ans Gold binden, im sogenannten „Goldstandard“. Da wäre es von einiger Bedeutung, wie viel Gold jedes Land hat.

Wenn dann alle Länder ihre Kisten öffnen und ihre Barren zählen, können wir mit dem Blatt Papier aus New York wedeln. Das wird Eindruck machen. Die Sache mit der Goldlagerung ist eine Schatztruhe für Verschwörungstheoretiker. Während alle großen Länder ihr Gold selbstverständlich zu Hause bunkern, liegt das deutsche Metall in drei Ländern, die zufälligerweise identisch sind mit den westlichen Siegermächten des Zweiten Weltkriegs. Was soll das bedeuten? Ist es eine Art Faustpfand gegen Deutschland? Darüber spekulieren die Verschwörungstheoretiker mit gieriger Wonne.

Wir, die Vernünftigen, würden den Spinnern gern mit einer vernünftigen Erklärung in die Parade fahren. Das Dumme ist nur: Es gibt keine vernünftige Erklärung, die von der Verschwörungstheorie abweicht. Zumindest nicht mehr, seit der Kalte Krieg zu Ende ist.

Die Macht hat der, der über den Ausnahmezustand gebietet, heißt es. Was das Gold angeht, stünde Deutschland im Ausnahmezustand also ziemlich ohne Hosen da. Da fühlt sich die Bundesrepublik, die eben noch als neue europäische Führungsmacht gefeiert und angegiftet wurde, auf einmal wieder ganz klein an.

Und was noch nicht klein ist, das wird klein gemacht. Die Deutschen sind mit der allerbesten Laune ins neue Jahr gestartet. Doch die gute Stimmung würde uns bald vergehen, unken die Schwarzseher: Im Euroraum liegen angeblich bereits die Klingen bereit, um den deutschen Riesen so kurz zu rasieren, wie wir es uns noch gar nicht vorstellen können. Vielleicht schon 2011 soll die Rasur beginnen. Oder im Jahr danach, je nachdem, wann die ersten Pleiteländer alle Viere von sich strecken, sprich: offiziell bankrott sind. Dann verwandeln sich alle Garantien und Kredite in echte Milliardenkosten, die der deutsche Steuerzahler aufzubringen hat.

Stellen wir uns also jetzt schon auf eine neue Zeit ein. Hören Sie auf, über zerlöcherte Straßen, vergammelte Schulen und geschlossene Bücherei-Ruinen zu jammern. Das bleibt jetzt so. Deutsche über 40, welche die ersten Jahrzehnte ihres Lebens in der DDR verbracht haben, werden im Straßenbild der Zukunft vieles entdecken, was ihnen von früher vertraut ist. Ostalgikern sollte das Herz aufgehen! Allen anderen das Messer in der Tasche.

Nun ja, ganz so schön wie früher wird es dann doch nicht. Immerhin bleiben wir ja Demokratie, auch wenn die Parlamente, die wir wählen, immer weniger zu sagen haben werden. Mit der Transferunion und ihren Eurobonds und der „europäischen Wirtschaftsregierung“ wird so viel Macht in die Brüsseler Eurokratie abwandern, dass wir aus dem Reichstag ruhig wieder das machen können, was er zur Zeit der Mauer war – ein Museum: „Guck mal, mein Sohn, hier wurden in meiner Jugend richtig wichtige Sachen beschlossen! Und da vorne auf der Bank saß die Verwaltungspräsidentin des Bezirks Rhein-Oder, die damals den Titel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland trug.“

In einem Nebentrakt des einstigen Bundestagsgebäudes würde der Bezirkstag von Rhein-Oder darüber brüten, wie er die immer gigantischeren Transferzahlungen an die europäischen Freunde den hiesigen Steuerzahlern als riesigen Erfolg verkauft. In diesem Jahr werden wir einen Vorgeschmack auf diese propagandistischen Klimmzüge zu kosten bekommen. Der Verfasser dieser Zeilen ist in der Tat aufrichtig gespannt, wie die Kanzlerin ihre 180-Grad-Wende etwa bei den „Eurobonds“, also der Vergemeinschaftung aller Schulden im Euro-Raum zulasten der Deutschen, erklären wird.

Wir haben guten Grund zu höchsten Erwartungen: Angela Merkel wird Europa-Lyrik vom Allerallerfeinsten auf die Bühne bringen. Und nicht nur sie, alle europäischen Häupter werden sich mächtig ins Zeug legen, sie werden Krieg und Frieden, Tod und Teufel bemühen, um uns unsere Enteignung schönzudröhnen. Das ist ganz normal – wer eine Bank überfällt, redet ja auch lauter als seine bleichen Opfer in der Schalterhalle.


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