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15.01.11 / Wahlkampf mit Kopten / Weihnachtsfeier in Berlin mit politischer Prominenz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-11 vom 15. Januar 2011

Wahlkampf mit Kopten
Weihnachtsfeier in Berlin mit politischer Prominenz

Am 6. Januar feiern die koptischen Christen wie alle Orthodoxen die Geburt Jesu Christi. In Berlin hat die aus Ägypten stammende kleine koptische Gemeinde eine eigene Kirche im Ostteil der Stadt erworben. Die „St. Antonius & St. Schenuda-Kirche“ liegt in Lichtenberg unweit der einst berüchtigten Stasi-Zentrale Normannenstraße.

Nach dem Anschlag islamischer Terroristen in Alexandria mit 23 Toten bestand in Berlin großes Interesse an dem Weihnachtsgottesdienst. Pater Guigis El Moharaki hat wohl noch nie so viele Journalisten und Politiker begrüßen können. Allerdings waren die vielen Fotojournalisten durch ihr ständiges Umherlaufen bei der zweistündigen Andacht störend. Der Ablauf des Gottesdienstes mit seiner uralten Liturgie ist so ganz anders als das, was der Besucher von evangelischen oder katholischen Gottesdiensten gewohnt ist. Pater Guigis El Moharaki hielt seinen Gottesdienst zweisprachig auf Arabisch und Deutsch ab. Mehrere Gemeindemitglieder wurden mit dem Verlesen von Texten einbezogen, darunter ein achtjähriger Junge mit beeindruckenden Sprachkenntnisse, der einen Teil der Weihnachtsgeschichte vortrug. Über 60 Kirchgänger waren erschienen.

Bereits die Morgennachrichten im Radio hatten das Erscheinen des Grünen-Bundesvorsitzenden Cem Özdemir und des Generalsekretärs der CDU, Herrmann Gröhe, angekündigt. Als um 19 Uhr die Feier begann, waren jedoch „nur“ der Berliner Innensenator Erhard Körting (SPD) und einige hochrangige Vertreter der Linkspartei unter Führung von Gesine Lötsch zu sehen. Körting nahm bescheiden in der vorletzten Reihe Platz. Die SED-Erben drängelten sich ganz nach vorn. Körting berichtete, er habe sein Kommen nicht öffentlich angekündigt, da er an diesem Ort keinen Wahlkampf betreiben wolle. Er besuche regelmäßig Gottesdienste verschiedener Konfessionen. Schließlich hatten die Fotografen aber schnell ein neues „Opfer“ entdeckt. Unbeeindruckt von Gesängen und Gebeten belagerten sie ein Baby in einer Tragetasche und fotografierten es vielfach.

Nach 35 Minuten fegte ein kalter Windzug durch die Kapelle. Die Tür hatte sich geöffnet. Die massige Figur von CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe schob sich in die Kirche. Ihn zog es nach vorn zu den Funktionären der Linkspartei, obwohl neben Erhard Körting noch Platz gewesen wäre.

Der Gottesdienst neigte sich schon dem Ende zu und noch einmal gab es Unruhe: Cem Özdemir kam mit eineinhalbstündiger Verspätung. So konnte er das „Vaterunser“ auf Ägyptisch hören. Pater Guigis El Moharaki sprach den Segen. Die meisten Gäste eilten dem Ausgang zu. Dort kam es zu einem Wortgefecht. Ein Gemeindeglied hatte sich mit einem Moslem über die Intoleranz einiger Moslems in Rage geredet. Der Moslem war Einigen schon während des Gottesdienstes aufgefallen. Er blieb während der Lesungen als einziger sitzen. Nur einmal, als der Pater laut und vernehmlich darum bat, aufzustehen, erhob auch er sich.             Hans Lody


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