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15.01.11 / Größte christliche Minderheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-11 vom 15. Januar 2011

Größte christliche Minderheit

Die koptische Christenheit geht auf das erste Jahrhundert nach Christus zurück. Ihre Eigenständigkeit ist die Folge des Konzils von Chalcedon im Jahre 451. Damals kam es im Streit um die göttliche oder menschliche Natur Jesu Christi zur ersten großen und dauerhaften Kirchenspaltung. Dogmatisch gilt diese Abspaltung vom Katholizismus (und auch vom Rest der Orthodoxie) seit einigen Jahren als überwunden, organisatorisch besteht sie fort. Heute wird die koptische Kirche vom Patriarchen von Alexandria geleitet, der den Titel „Papst“ führt.

Weltweit gehören rund zehn bis 15 Millionen Christen zur koptischen Kirche. Die meisten leben bis heute in Ägypten – schätzungsweise acht bis 13 Millionen. Sie bilden damit weltweit die größte christliche Minderheit in einem moslemischen Land. Die Zahlenangaben schwanken stark, weil es keine anerkannten Statistiken gibt. Der ägyptische Staat beziffert ihre Zahl bewusst zu niedrig, wohl nicht zuletzt, um die Unterrepräsentation der Kopten im Staatsdienst und im öffentlichen Leben zu verharmlosen. Der Anteil der Kopten wird offiziell mit nur sechs Prozent der Bevölkerung angegeben – das wären fünf Millionen Menschen, doch vermutlich sind es eher zwölf bis 15 Prozent. In Deutschland leben rund 10000 Kopten, sie werden von Bischof Anba Damian geleitet.

In Ägypten entstand im 3. und 4. Jahrhundert unter den Mönchsvätern Antonius und Pachomius das christliche Mönchtum und breitete sich aus. Die Klöster gelten als Bollwerke der koptischen Kirche. In den letzten 40 Jahren ist die Zahl der koptischen Christen wieder gewachsen – vor allem durch hohe Geburtenzahlen, denn Mission unter Muslimen ist den Kopten verboten. Die fast leeren Klöster füllten sich wieder.         HEB/K.B.

 

Zeitzeugen

Papst Schenuda III. – Das heute 87-jährige Oberhaupt der Kopten ist ein Mann von unbestrittenem Charisma, er verbindet Warmherzigkeit, Witz und hohe Bildung. Nach dem Studium von Philosophie, Theologie und Archäologie trat er mit 29 Jahren in ein Kloster ein. Dort wurde er 1955 zum Priester und 1962 zum Bischof geweiht. 1971 wurde er von den koptischen Bischöfen zum Nachfolger des verstorbenen Patriarchen von Alexandria gewählt. Während die Kirchen in Europa in eine tiefe Krise sanken, begann ein strahlender Aufstieg der koptischen Kirche: Die Kirchen und Klöster füllten sich, das theologische Niveau stieg rasant, hohe Geburtenzahlen ließen die koptische Kirche, die im eigenen Land nicht missionieren darf, dennoch wachsen. Schenuda baute das Bildungssystem aus und vermied Provokationen der muslimischen Mehrheit – ohne Kompromisse in Glaubensfragen.

Kaiser Diokletian – Die schlimmste Verfolgung erlitten die Kopten nicht unter islamischer Herrschaft, sondern vom römischen Kaiser Diokletian. So traumatisch war die Erfahrung, dass der koptische Kalender bis heute mit dem Jahr des Machtantritts von Diakletians 284 als dem Jahr 1 der „Ära der Märtyrer“ beginnt.

Die Thebäische Legion – Bis nach Deutschland reicht die Spur der koptischen Märtyrer. Vermutlich um das Jahr 305 erlitten zahlreiche christliche Soldaten einer nach Norden marschierenden römischen Militäreinheit aus Ägypten bei Augaunum (St. Maurice im Wallis) das Martyrium. Weitere Tötungen folgten in Bonn, Köln und Xanten. Der Name „Xanten“ leitet sich vom lateinischen „Ad Sanctos“ (= bei den Heiligen) ab und geht direkt auf die damaligen Ereignisse zurück. Allerdings ist die Überlieferung in vielen Punkten unsicher, eine Thebäische „Legion“ als Großverband mit bis zu 6000 Soldaten hat es sicher nicht gegeben.

Anba Damian – Der oberste Repräsentant der Kopten in Deutschland vertritt rund 10000 Gläubige, die in zehn Gemeinden und zwei Klöstern leben. Er beklagt, dass deutsche Entwicklungshilfe ausschließlich an muslimische Ägypter fließe. In Ägypten werde „viel Wut und Hass“ besonders in den Freitagsgebeten der Moslems geschürt. Papst Schenuda III. und koptische Christen würden öffentlich beschimpft.


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