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15.01.11 / Ausbildung war sein Metier / Vor 175 Jahren kam Generalfeldmarschall Gottlieb von Haeseler zur Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-11 vom 15. Januar 2011

Ausbildung war sein Metier
Vor 175 Jahren kam Generalfeldmarschall Gottlieb von Haeseler zur Welt

Seit dem Beginn der Umwandlung der Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee zur Abschreckung in eine Interventionsarmee zur Kriegsführung lautet der Auftrag „gefechtsnahe Ausbildung“. Gefechtsnahe Ausbildung war schon im 19. Jahrhundert das Ziel des am 19. Januar 1836 in Potsdam geborenen preußischen Generalfeldmarschalls Gottlieb Graf von Haeseler. Stramme Haltung war für Haeseler sekundär. Sein Motto lautete: „Die Truppe soll keine Maschine sein, welche versagt, wenn der Maschinist sie nicht mehr leitet, sondern ein aus Persönlichkeiten bestehendes Ganzes, in dem der Einzelne im Bewusstsein seines persönlichen Wertes handelt.“ Er stand damit in der Tradition der preußischen Reformer des Beginns seines Jahrhunderts. Mehr Sein als Schein war seine Devise. Statt auf schneidige Attacken hat der Kavallerist mehr Wert auf lange Übungsritte gelegt. Mit seinen Truppen vollbrachte er Marschleistungen, die vorher als undenkbar galten. Als deren erster Kommandeur formte der General der Kavallerie aus dem 1890 in Elsass-Lothringen aufgestellten XVI. Armeekorps eine Truppe, die als mustergültig galt.

Die Praxis hatte für ihn Vorrang vor der Theorie, was ihn in sachlichem Gegensatz zu dem drei Jahre älteren Alfred Graf von Schlieffen brachte. Während der Chef des Großen Generalstabes von 1891 bis 1905 im Generalstabsdienst die Krönung des soldatischen Daseins sah, legte Haeseler weniger Wert auf strategische als auf taktische Bildung, da die Masse der Offiziere eben in der Truppe und nicht in den Stäben dient.

Bei seiner gefechtsnahen Ausbildung machte Haeseler auch vor Exzessen nicht Halt. So nahm er bei Übungen und Manövern neben bedeutenden Sachschäden auch Verletzte in Kauf. Allerdings wird ihm nachgesagt, dass er mit gutem Beispiel vorangegangen sei und seine eigene Person niemals geschont habe.

Ausbildung war Haeselers Metier – auch außerhalb der Truppe. So unterstützte er die Pfadfinderbewegung zur Überbrückung der Spanne zwischen Schule und Armee. Und nach seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem aktiven Dienst setzte er sich als Abgeordneter des Preußischen Herrenhauses für den Ausbau der Berufsschulen ein.

Dass Haeseler vor allem als Ausbilder in die preußische Militärgeschichte eingegangen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass er für die Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71 zu jung und für den Ersten Weltkrieg zu alt war, um möglicherweise Kriegsgeschichte schreiben zu können.

Der Kavallerist, der 1853 als Leutnant in das Zieten-Husaren-Regiment eintrat, wurde von Prinz Friedrich Karl von Preußen entdeckt, der ihn 1860 zu seinem Adjutanten machte. In dieser Funktion nahm Haeseler auch 1864 am Deutsch-Dänischen Krieg teil. Im Deutschen und im Deutsch-Französischen Krieg arbeitete Haeseler Friedrich Karl in dessen Stab zu. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Haeseler 1890 mit der Berufung zum Kommandierenden General des XVI. Armeekorps, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 1903 ausübte.

Am Ersten Weltkrieg nahm Haeseler nur noch als Begleiter seines alten Armeekorps teil. Schon sehr früh, nach der verlorenen Marneschlacht vom September 1914 und dem Übergang zum Stellungskampf, drängte der nüchterne Preuße auf einen Friedensschluss, um Schlimmeres abzuwenden, aber erfolglos. Niederlage, Zusammenbruch und Friedensdiktat erlebte Haeseler noch mit, bevor er am 26. Oktober 1919 auf seinem brandenburgischen Altersruhesitz Harnekop bei Wriezen verstarb.            Manuel Ruoff


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