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15.01.11 / Lauwarm statt heiß / Krimi um einen Schülermord

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-11 vom 15. Januar 2011

Lauwarm statt heiß
Krimi um einen Schülermord

2007 veröffentlichte die Übersetzerin Anja Jonuleit ihren ersten Roman mit dem Titel „Das Wasser so kalt“. Der Kriminalroman überzeugte die Leserschaft durch glaubhafte Charaktere und eine spannende Handlung. Nun, drei Jahre später, gerät Jonuleits Protagonistin, die Kunstmalerin Marie Glücklich, in dem Krimi „Novemberasche“ erneut in die Mordermittlungen des Kripobeamten Andreas Sommerkorn, dem Bruder ihrer besten Freundin Paula.

Der Musterschüler Leander Martin wurde ermordet auf einem Friedhof am Bodensee aufgefunden. Allem Anschein nach wurde Leanders Tod geplant und auffällig in Szene gesetzt. Doch welchen Zweck verfolgte(n) der oder die Mörder?

Während Maries heimlicher Schwarm Sommerkorn sich in die Ermittlungen stürzt, hat Marie zunächst andere Probleme. Erik, Paulas Mann und somit Sommerkorns Schwager, verunglückt tödlich bei einem Fallschirmsprung. Dass Erik finanziell mit seiner Firma am Ende war und sogar das große Haus bereits der Bank überschrieben ist, bedeutet für Paula und ihre zwei Töchter einen zusätzlichen Schock. Ein Selbstmord als Ausweg aus den Problemen scheint für viele Bekannte die Erklärung für den „Unfall“ zu sein. Und dann lüftet Sommerkorn Eriks nächstes Geheimnis.

„Es dämmerte bereits, als Marie den Wagen auf dem Besucherparkplatz der Klinik Weißenau abstellte. Einen Moment blieb sie wie in Trance hinter dem Steuer sitzen und sah in den grauen Wintertag hinaus. Wie ist das alles möglich, fragte sie sich und spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. Es ist noch keine vier Wochen her, da lebte Paula in der wohlgeordneten Struktur ihres Hausfrauendaseins, in beträchtlichem Wohlstand mit einem Mann, von dem sie fest glaubte, dass er ihr treu ergeben wäre. Und nun ist alles anders, dachte Marie. Nun besuche ich meine Freundin in Weißenau, um sie zu fragen, was mit der Asche ihres Mannes geschehen soll.“

Während der Mordfall an Leander nach außen schlüssiger und logischer erscheint, bleibt Sommerkorn skeptisch. Er findet heraus, dass der vorbildliche Schüler sich anscheinend mit einer Art Jugendbande aus der rechten Szene eingelassen hatte.

Parallel zu Sommerkorns Ermittlungen versorgt Jonuleit den Leser mit Ausschnitten aus dem Tagebuch Leanders, welche Stück für Stück zur Lösung des Rätsels führen. Jonuleit gelingt es, auf diese Weise die Spannung bis zum Ende des Romans aufrechtzuerhalten. Auch lässt sie den Leser lange im Dunkeln, inwiefern der Tod von Paulas Mann mit dieser Sache verflochten ist.

Anja Jonuleits neuer Roman „Novemberasche“ knüpft sehr gut an seinen Vorgänger an. Wer jedoch den ersten Teil nicht kennt, der wird an der einen oder anderen Stelle ein Stirnrunzeln kaum unterdrücken können, wenn sich Marie an seltsame Szenen einer Entführung erinnert, welche der Leser natürlich der Handlung dieses Krimis nicht zuordnen kann.

„Novemberasche“ ist ein durchgehend spannender, solider Krimi, jedoch mehr lauwarm als wirklich heiß, was übrigens auch auf die Leidenschaftlichkeit der Verliebtheit Maries in Sommerkorn zutrifft.         Vanessa Ney

Anja Jonuleit: „Novemberasche“, dtv München 2010, broschiert, 299 Seiten, 8,95 Euro


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