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22.01.11 / Streit über »Stromautobahn« / Flächendeckende Verkabelung für Wind und Sonne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Streit über »Stromautobahn«
Flächendeckende Verkabelung für Wind und Sonne

Sonne und Wind sollen, so wollen es die parteiübergreifend vereinten „Klimaschützer“, baldmöglichst den größten Teil unserer Energieversorgung decken. Ob das überhaupt je zu realisieren sein wird, ist auch eine Frage des Transports.

Die Sonnenscheindauer richtet sich gerade in unseren Breiten nun einmal nicht danach, wann wir besonders viel Strom brauchen. Und der Wind ist völlig unberechenbar. Zudem können Anlagen mit genügend großer Leistung schon aus Gründen des Landschaftsschutzes in aller Regel gerade da nicht gebaut werden, wo die Energie benötigt wird.

Daher brauchen wir quer durch Deutschland und quer durch Europa ein viel dichteres Fernleitungsnetz als das heutige, das längst an seine Kapazitätsgrenzen angelangt ist. Die Deutsche Energie-Agentur hat ausgerechnet: Sollen die sogenannten Erneuerbaren Energieträger tatsächlich bis 2020 nahezu 40 Prozent der Stromversorgung übernehmen, brauchen wir neue „Stromautobahnen“ von mindestens 3600 Kilometer Länge.

Doch dort, wo neue überirdische Stromtrassen gebaut werden sollen, wehren sich immer öfter Anwohner. Doch die Alternative, unterirdische Leitungen, ist nicht nur teurer, sie bedarf dort, wo die Leitungen unter die Erde gehen, riesiger Umlenkstationen. Außerdem müssen sie gekühlt werden, da sich Wechselstromleitungen auf bis zu 90 Grad erhitzen können, so dass weniger Strom durch die Erdkabel geschickt werden darf, was zur Folge hat, dass wegen der geringeren Kapazität doppelt so viele Leitungen verlegt werden müssen. Und egal ob über- oder unterirdisch, die Wärmestrahlung trocknet den angrenzenden Boden aus. Da Erdkabel zudem aufwendiger zu reparieren sind, sind diese vier- bis siebenmal teurer als überirdische Leitungen.

Inzwischen wird erwogen, einen Teil der neuen Hochspannungsleitungen nicht mehr, wie heute üblich, mit Wechselstrom, sondern mit Gleichstrom zu speisen. Bei Gleichstrom erwärmt sich die Leitung weniger, die Verluste sind geringer und es entsteht kein elektromagnetisches Feld, also kein Elektrosmog. Die Technologie ist nicht neu; sie wurde schon um 1900 eingesetzt. Der entscheidende Nachteil: In den Generatoren der Kraftwerke wird Dreiphasen-Wechselstrom erzeugt, Endverbrauchernetze und viele Geräte sind auf Wechselstrom ausgelegt. Gleichstromleitungen müssen also am Anfang und am Ende mit aufwändigen Gleich- beziehungsweise Wechselrichtern bestückt werden.

Der höhere technische und finanzielle Aufwand rentiert sich bislang nur bei Unterwasserleitungen. Ein solches Seekabelnetz gibt es bereits im Ostseeraum. Es verbindet Stromerzeuger und Verbraucher in Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland. In China wurde vor einem halben Jahr die bislang längste Überland-Gleichstromleitung mit einer Länge von über 1400 Kilometer in Betrieb genommen.

Ob unterirdisch verlegte Gleichstrom-Hochspannungskabel eine Option für Deutschland wären, ist unter Experten umstritten. Sie geben zu bedenken, dass dabei nicht nur technische und geologische, sondern auch juristische Probleme zu lösen wären.         H.J.M.


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