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22.01.11 / Die Tragödie der Lutheraner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Die Tragödie der Lutheraner
von Hinrich E. Bues

Wie kann sich eine evangelische Landesbischöfin wie Ilse Junkermann nach 40 Jahren DDR-Kommunismus noch für diese gescheiterte Vision einsetzen, fragen sich geneigte Beobachter. Haben Christen unter dem Regime der gottlosen Materialisten nicht genug gelitten? Hier das Mäntelchen von einem „mehr an Gerechtigkeit“ zu bemühen, erscheint so scheinheilig wie falsch. Die „Freiheit von Denkverboten“, die Junkermann nun hinsichtlich der Kommunismus-Debatte der Gesine Lötzsch bemüht, gab es in der DDR und sonstwo im Ostblock nun wirklich nicht.

Was treibt also die Landesbischöfin? Ist es das Motto: Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber? Oder steckt etwas anderes dahinter? Zur evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der Junkermann geistlich vorsteht, gehören die ehrwürdigen Stätten der Reformation, Wittenberg und die Wartburg bei Eisenach. Dort, wo die Reformation einst begann, ist der Protestantismus heute auf eine kleine Minderheit zusammengeschmolzen. Auch nach der Wende von 1989 begann hier kein Aufschwung, wie bei den orthodoxen Kirchen in  Osteuropa. Nein, ein weiteres Drittel der Mitglieder kehrte den Landeskirchen seitdem den Rücken. Heute bezeichnen sich in manchen Städten weniger als zehn Prozent als evangelisch.

Wer Ursachenforschung für den Niedergang des Protestantismus in seinen Kernländern betreibt, stößt auf ein erstaunliches Phänomen: Die Demontage des eigenen Glaubens, der eigenen Kernbotschaft. Am gleichen Ort, wo Luther einst die Bibel ins Deutsche übersetzte, machen sich nun evangelische Kirchenführer daran, das protestantische Schriftprinzip („sola scriptura“) außer Kraft zu setzen. War Luther einst ausgezogen, um „allein die Bibel“ gegen mit der Tradition begründete gesellschaftliche und kirchliche Fehlentwicklungen zur Geltung zu bringen, so gehen Junkermann & Co. den umgekehrten Weg. In der DDR propagierten sie die „Kirche im Sozialismus“ und hofften – unter Preisgabe des Evangeliums – auf staatliche Toleranz. Der antifaschistische „Kampf gegen Rechts“ beherrscht noch heute die Gedanken dieser Kirchenleute, die sich den Kommunisten immer noch nahe fühlen. Ein Name wie der des Konsistorialpräsidenten und späteren brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe steht für Anpassung an die jeweilige Gesellschaft statt Treue zur Bibel.

Eine besondere Kostprobe dieser Bibelvergessenheit lieferte Ilse Junkermann zeitgleich mit ihren Pro-Kommunismus-Äußerungen. In Eisenach und im Angesicht der Wartburg, wo Luther die Bibel übersetzte, erklärte sie, dass nun offiziell gleichgeschlechtliche Paare in Pfarrhäusern Mitteldeutschlands leben dürfen. Wer die Bibel aufschlägt, findet darin allerdings das Gegenteil. Daran erinnerten auch acht evangelische emeritierte Landesbischöfe (siehe links).

Ängstlich fragt man sich angesichts dieser Entwicklung, in welchem Zustand sich die evangelische Christenheit befinden wird, wenn 2017 das Jubiläum des 500. Jahrestages der Reformation gefeiert werden soll. Wird sich die Schwindsucht des Protestantismus bis zum völligen Kollaps fortsetzen?


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