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22.01.11 / Der Poet am Klavier / Auch in Erfurt, der Stadt des Deutschlandtreffens 2011, sind Liszt-Veranstaltungen geplant

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Der Poet am Klavier
Auch in Erfurt, der Stadt des Deutschlandtreffens 2011, sind Liszt-Veranstaltungen geplant

Auch Thüringen widmet dem großen europäischen Musiker Franz Liszt (1811–1886) aus Anlass seines 200. Geburtstages eine stattliche Reihe von Veranstaltungen und Konzerten. Nach mehr als zehnjähriger Reisetätigkeit als umjubelter Star kam der Pianist, Dirigent und Komponist schließlich nach Weimar. Zwischen 1848 und 1861 lebte und wirkte er dort. In Weimar entstanden zwei Drittel seiner Kompositionen. „Franz Liszt – ein Europäer in Weimar“ ist der Titel der Thüringer Landesausstellung, die vom 24. Juni bis 30. Oktober im Weimarer Stadtschloss und im Schillermuseum zu sehen sein wird. Schon am 21. März wird mit der Neueröffnung des Liszt-Hauses ein erster Höhepunkt im Jubiläumsjahr gesetzt. Außerdem wird Liszts Ururenkelin Nike Wagner ihr Kunstfest noch stärker als in den Vorjahren auf ihren berühmten Vorfahren einstellen.

Auch in Erfurt, der Stadt des diesjährigen Deutschlandtreffens der Landsmannschaft Ostpreußen (28. und 29. Mai), sind Gedenkveranstaltungen für Franz Liszt geplant. Dort ist der Pianist unter anderem im historischen Kaisersaal aufgetreten. Interessiert hatte er die Wiederherstellung der Wartburg verfolgt und sich von den berühmten Fresken in der Elisabeth-Galerie für sein Oratorium „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ inspirieren lassen. Die Aufführung des Werkes 1867 unter seiner Leitung war glanzvoller Höhepunkt der Feier zum 800. Jubiläum der Wartburg. Eine Sonderausstellung „Franz Liszt und die Wartburg“ ist vom

4. Mai bis 31. Oktober im Rahmen des Museumsrundganges zu sehen. Zu Elisabeth von Thüringen steht Erfurt in besonders enger Beziehung. Deren Heiligsprechung im Jahr 1235 in Perugia wurde bald in Erfurt, das unmittelbar dem Mainzer Erzbistum unterstellt war, als der ersten Stadt innerhalb des gesamten deutschen Reiches verlesen. Aufgrund der besonderen Beziehung zur Heiligen Elisabeth wird im Liszt-Jahr das erfolgreichste geistliche Werk des Komponisten „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ vom MDR-Chor und dem ungarischen Sinfonieorchester im Dom St. Marien zu Erfurt aufgeführt. Ebenso werden Liszt-Fans bei Konzerten im Theater Erfurt und in verschiedenen Kirchen auf ihre Kosten kommen.

Kaum ein Virtuose und Komponist seiner Zeit wurde so stürmisch gefeiert, aber auch so verunglimpft wie Franz Liszt. Seine im Winter 1841 beginnende Tournee von Berlin über Königsberg bis nach St. Petersburg mag als Beispiel gelten. Nach dem Besuch der Marienburg und einem Konzert in Elbing kam Liszt nach Königsberg, wo er überschwänglich begrüßt wurde. In der „Hartungschen Zeitung“ wurde eingehend auf seine Erfolge verwiesen. Das Publikum war begeistert von seinen Konzerten (10. März bis 14. März 1842). Die Kritik feierte ihn als „Poeten am Klavier“. Am Morgen des 13. März gab Liszt vor den Studenten der Albertina unentgeltlich ein Konzert im Saal des Kneiphöfischen Junkerhofs. Am Tag der Abreise erschien eine Deputation der philosophischen Fakultät mit den Professoren Jacobi, Rosenkranz und Dulk, um dem Künstler das Ehrendoktordiplom zu überreichen.

Liszt bedankte sich und verwies auf die Bedeutung des Wortes „Doktor“, das Lehrer heiße, und bekannte, dass, wer die Musik lehren wolle, immer weiter lernen und dem Ideal nachstreben müsse. Sein Ideal aber sei der musikalische Fortschritt. In bester Laune nahm Liszt anschließend auch eine Ehrung der noch jungen Königsberger Karnevalsgesellschaft an – eine Ehren-Narrenkappe.

In Begleitung von Freunden und Verehrern reiste der Virtuose schließlich über Tapiau nach Tilsit, wo er am 15. März ein weiteres Konzert gab. „So wie Herr Liszt als Künstler die Bewunderung des ganzen Publikums mit sich nimmt, so hat er sich als gemütlicher Mensch die Liebe aller erworben, welche ihm näherstanden“, rühmte die „Har-tungsche Zeitung“. Doch bald schon änderte sich die Tonlage. Die selbe Zeitung veröffentlichte einen ironischen Bericht über das Konzert in Tilsit.     os


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