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22.01.11 / Der »Entdecker« des Mondes / Zum 400. Geburtstag des Astronomen Johannes Hevelius – Präzise Sternenmessung mit bloßem Auge

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Der »Entdecker« des Mondes
Zum 400. Geburtstag des Astronomen Johannes Hevelius – Präzise Sternenmessung mit bloßem Auge

Danzig und die Welt der Astronomie feiern den 400. Geburtstag des Astronomen Johannes Hevelius – er gilt als der wissenschaftliche „Entdecker“ des Mondes.

War er Deutscher? Oder Pole? Oder einfach „nur“ einer der größten Söhne Danzigs, das zu jener Zeit zwar unter polnischer Oberhoheit stand, aber doch keine polnische, sondern eine Freie Stadt war? Das Denkmal vor dem Altstädtischen Rathaus, das an ihn erinnert, nennt ihn „Jan Heweliusz“, ansonsten aber heißt er in der Literatur stets nur Johannes Hevelius, und damit dürfte die Frage der Nationalität hinreichend beantwortet sein.

Der Danziger Johannes Hevelius zählt zu den bedeutendsten Astronomen des 17. Jahrhunderts. In die Wiege gelegt war ihm das freilich nicht, als er vor 400 Jahren, am 28. Januar 1611, das Licht der Welt erblickte. Sein Vater war einer der reichsten Männer der Stadt, betrieb eine florierende Bierbrauerei. Der Sohn war auserkoren, den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Neben einer soliden kaufmännischen Ausbildung ließ der Vater ihn auch in Mathematik und Naturwissenschaften unterrichten. Nach Schule und Lehre schickte er ihn nach Holland, wo er an der Universität Leiden Jura studierte.

Damit war eigentlich der weitere Lebensweg vorgezeichnet: Der junge Mann sollte als erfolgreicher Geschäftsmann auch in der Danziger Politik eine bedeutende Rolle anstreben. Tatsächlich war er zunächst als Bierbrauer kreativ und erfolgreich. Der 1. Juni 1639 aber brachte die Wende. Die Astronomen hatten für diesen Tag eine Sonnenfinsternis vorausberechnet, und dass dieses Ereignis tatsächlich so pünktlich und so spektakulär eintraf, beeindruckte Hevelius dermaßen, dass er beschloss, sich künftig vor allem der Erforschung des „gestirnten Himmels über mir“ (wie Immanuel Kant es wenig später so treffend formulierte) zu widmen.

Als erstes musste ein Fernrohr her. Doch war es – zumal in jenen wirren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges – gar nicht so einfach, eines von diesen neumodischen Geräten zu beschaffen. Schließlich wollte der junge Amateurastronom nicht irgendwohin in den Sternenhimmel schauen, sondern hatte ein klares Ziel. Den Mond wollte er erforschen. Und da er ein dazu speziell geeignetes Teleskop nicht auftreiben konnte, baute er eben selber eins.

Hevelius war ein äußerst zielstrebiger Mann, ging geduldig und diszipliniert ans Werk. Während die Mitbürger sich an dem tagsüber von ihm produzierten Gebräu labten, beobachtete er Nacht für Nacht den Erdtrabanten, zeichnete sorgfältig auf, was er sehen und messen konnte.

Nach acht Jahren war das Werk vollendet. 1647 veröffentlichte Johannes Hevelius die weltweit ersten Mondkarten. Seine „Selenographia“ machte ihn über Nacht berühmt. Die Stadt Danzig ernannte ihn 1651 zum Ratsherrn. Die führenden Astronomen seiner Zeit korrespondierten mit ihm – oder reisten gleich zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch an die Ostsee.

Freilich hatte das Multitalent seine handwerklichen Fähigkeiten wohl doch etwas überschätzt. Seine selbstgebauten Teleskope wurden zwar immer länger, aber leider nicht besser. Unrühmlicher Höhepunkt war der Bau eines 46 Meter langen „Luftfernrohrs“ vor den Toren der Stadt, dessen Effekt vor allem darin lag, optische Verzerrungen zu verstärken.

Johannes Hevelius zog schließlich die Konsequenz. Statt mit Teleskopen arbeitete er wieder – wie in der Zeit vor Galileo Galilei – mit Sextanten, Quadranten und ähnlichen traditionellen Messgeräten. Darüber kam es zum offenen Streit mit anderen führenden Astronomen. 1679 schließlich reist der Brite Edmond Halley, bis heute bekannt durch den von ihm berechneten und nach ihm benannten Kometen, nach Danzig. Nach einer mehrwöchigen Serie von vergleichenden Messungen musste er einräumen, dass Hevelius mit seinen Geräten und dem bloßen Auge genauso präzise Sternmessungen zustande brachte wie er mit seinem Teleskop.

Wenig später erlitt der Danziger Brauer und Sternforscher einen herben Schicksalsschlag. Seine Sternwarte, sein Wohnhaus und Teile seiner Brauerei fielen einer Brandstiftung zum Opfer. Mit Unterstützung des polnischen Königs Jan III. Sobieski gelang der Wiederaufbau. Hevelius konnte die Arbeit an seinem großen Werk, einem neuen Sternkatalog, fortsetzen, aber nicht vollenden. 1687 starb er, genau an seinem 76. Geburtstag. Seine Frau aber brachte die Arbeiten zum Abschluss und konnte 1690 den Sternkatalog veröffentlichen. Sein Titel: „Firmamentum Sobiescianum“, was nicht, wie heute behauptet wird, als Bekenntnis zur polnischen Nationalität gemeint war, sondern als Dank an den großzügigen Mäzen König Sobieski.

Hevelius aber ist noch heute aktuell: Sieben Sternbilder (zum Beispiel „Kleiner Löwe“ oder „Jagdhunde“) tragen die Namen, die er ihnen einst verliehen hat. Hans-Jürgen Mahlitz


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