19.04.2024

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22.01.11 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-11 vom 22. Januar 2011

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,           
liebe Familienfreunde,

worüber ich mich besonders freue, sind die liebevollen Worte unserer Leserinnen und Leser, die dafür Dank sagen, dass ihr Wunsch veröffentlicht wurde – auch wenn kein Erfolg zu verzeichnen war. Wie Herr Wolfgang Gay, dessen Suche nach Informationen über eine Großtante seiner Mutter, Eugenie von Böttiger geborene Krupp, bisher ins Leere lief. Sie war die letzte Besitzerin des Rittergutes Mehleden und liegt auch dort begraben. Nun gut, wir brachten den Suchwunsch von Herrn Gay in der Folge 45 vom 13. November 2010, es ist also noch gar nicht so lange her, und so schnell soll man die Hoffnung nicht aufgeben. Das meinen auch Siegrid und Udo Ernst, deren Wunsch wir in Folge 43/2010 veröffentlichten. Sie suchten nach einer Verwandten von Frau Ernst, der Tochter Irmela der Hebamme Helene Matulat aus Rauterskirch. Die Mutter soll 1945 umgekommen ein, was aus der damals siebenjährigen Tochter wurde, blieb bisher ungeklärt. Da das Ehepaar Ernst alle Suchmöglichkeiten ausgeschöpft hatte, als es sich an uns als „letzte Instanz“ wandte, war die Erwartung auf einen Erfolg durch unsere Ostpreußische Familie auch gering und diese Skepsis hat sich leider bestätigt. Zwar kamen zwei Anrufe – der eine von einer Familienforscherin, der es um den Namen „Matulat“ ging, und der zweite von einem älteren Herrn, der überglücklich war, nun zu wissen, wie die Hebamme aussah, die ihm seinerzeit auf die Welt geholfen hatte! – aber das war es dann auch. Bisher! Denn noch immer haben Siegrid und Udo Ernst ein Quäntchen Hoffnung, und die liegt vor allem in der Veröffentlichung unserer Kolumne im Internet.

Und damit haben sie Recht, oft kommt die Antwort spät, aber sie kommt! Es kann Monate, Jahre, Jahrzehnte dauern, sogar länger als ein Vierteljahrhundert wie die E-Mail beweist, die wir jetzt von Frau Kirstin L. erhielten. Sie fand auf ihrer Suche nach den Spuren der Vergangenheit eine Ausgabe des Ostpreußenblattes vom 6. Februar 1982. Damals brachten wir laufend Erinnerungsfotos, sie waren nummeriert, und die in jener Folge veröffentlichte Aufnahme hatte die Nummer 374. Sie zeigte die Schulkinder von Dietrichsdorf, Kreis Neidenburg anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schule, an der die Lehrer Gensch und Markowski unterrichteten, die inmitten ihrer Schülerschar auf dem Foto zu sehen waren. Eingesandt hatte dieses Erinnerungsfoto eine ehemalige Schülerin, Frau Martha Braun geborene Gortat, die Zuschriften sollten an die Redaktion erfolgen. Nun entdeckte Frau L. in dem abgebildeten Lehrer Gensch ihren Urgroßvater und bat uns um die Anschrift von Frau Braun, damit sie sich mit der damaligen Einsenderin in Verbindung setzen konnte. Leider haben wir deren Adresse nicht mehr, es gab damals noch keine elektronische Speicherung, und so bleibt nur die Suche nach Frau Martha Braun über unsere Ostpreußische Familie. Bitte, liebe Frau Braun, wenn Sie diese Zeilen lesen, setzen sie sich mit uns in Verbindung, damit wir Ihre Anschrift der Fragestellerin übermitteln können. Aber auch andere Dietrichsdorfer werden gebeten, sich zu melden, denn die Großmutter von Frau L. ist die Tochter von Lehrer Gensch, und sie möchte gerne Verbindung zu Landsleuten aus ihrem masurischen Heimatdorf haben. Ihre federführende Enkelin ist leider im Augenblick nur über eine E-Mail Adresse zu erreichen, so dass alle Zuschriften an unsere Ostpreußische Familie zu richten sind.

Auf ein anderes Erinnerungsfoto bezieht sich die Zuschrift von Frau Lieselotte Rossa aus Erlangen, es ist nicht ganz so alt, sondern wurde vor „nur“ 15 Jahren im Ostpreußenblatt veröffentlicht. Wieder geht es um ein Schulfoto und wieder um einen Lehrer, dessen direkte Nachfahrin sich jetzt gemeldet hat, und diesmal ist es sogar ihr Großvater. Frau Rossa schreibt: „Ich bin Ostpreußin, 1924 in Johannisburg geboren und in der Nacht vom 20./21. Januar 1945 aus Allenstein geflohen. Seit vielen Jahren bin ich begeisterte Leserin des Ostpreußenblattes. 1995 habe ich als Erinnerungsfoto Nr. 1058 als Suchanzeige eines ehemaligen Schülers das Bild meines Großvaters als Lehrer in der einklassigen Schule in Reinersdorf, früher Niedzwedzen, gefunden.“ Um dieses Foto geht es Frau Rossa nicht in ihrem heutigen Schreiben, sondern um eine andere Frage. Unter den wenigen Dingen, die sie bei der Flucht retten konnten, befand sich eine kleine silberne Nadel in Form eines Schildes, das ein schwarzes Kreuz zeigt. In dessen Mitte befindet sich ein kleines Schild mit einem silbernen Adler auf weißem Grund. Auf der Rückseite ist eine Widmung eingraviert: „Der bewährten Kämpferin für Masurens Freiheit und Sieg. Die dankbare Heimat, 11. Juli 1920“. Diese Nadel hat mit großer Wahrscheinlichkeit ihre damals 24-jährige Mutter erhalten, die sich sehr für die Menschen eingesetzt hat, die „aus dem Reich“ in die Heimat kamen, um hier ihre Stimme für ein deutsches Masuren abzugeben. Wer weiß etwas über diese Nadel, mit der die Helferinnen und Helfer ausgezeichnet wurden, und von wem die Auszeichnung vorgenommen wurde? Wer sich mit Frau Rossa in Verbindung setzen möchte, hier ihre Anschrift: Lieselotte Rossa, Erlenfeld 3b in 91056 Erlangen, Telefon (09131) 7558–373.

Immer wieder finden unsere Leser in unserer Ostpreußischen Familie vertraute Namen – für Frau Gisela Brauer aus Bad Oldesloe war es diesmal die erste Folge in diesem Jahr, in der sie „fündig“ wurde. Sie schreibt: „Beim Erscheinen jeder PAZ ist die Ostpreußische Familie meine erste Lektüre. Diesmal fesselten mich die Kirchenglocken von Friedland und besonders das Zitat aus dem ,Führer durch die Evangelische Kirche in Friedland a. d. Alle‘ von Paul Zimmermann, Friedland. Es muss sich um den damaligen Schulleiter der Mittelschule/Berufsschule handeln. Von 1947 bis 1950 hatte ich Herrn Zimmermann in Schleswig-Holstein als Englisch- und Biologielehrer. Außerdem bin ich mit seiner Nichte Sabine Haries geborene Zimmermann in Marienwerder befreundet. Die Welt ist klein!“ Ja, das kann man wohl sagen. Von meinem in Chile geborenen Mann habe ich ein Sprichwort übernommen, das dort gebräuchlich ist: „Die Welt ist wie ein Taschentuch. Alles findet sich darin wieder.“ Also für unsere Ostpreußische Familie muss das Taschentuch schon mindestens Lakengröße haben.

Das beweist auch die E-Mail, die uns Herr Gilbert M. aus Berlin sandte. Auf der Suche nach Spuren von seiner Flucht aus Schlesien nach Halle an der Saale stieß er auf unsere Ostpreußische Familie in der Folge vom 30. Juni 2001, in der das „Kinderlager Bischofswerda“ erwähnt wird. Es war auch der letzte Aufenthaltsort von Gilbert und seiner Schwester, ehe sie von ihrer Mutter aus dem Lager geholt wurden. Nun möchte er die exakte Anschrift des ehemaligen Kinderlagers haben und fragt, ob es ein Lagerarchiv gäbe, in das er einsehen könnte. Da brauchen wir nicht zehn Jahre zurück zu gehen, denn im vergangenen Jahr haben wir ausführlich über die Kinderlager berichtet und können ihm also nicht nur Anschriften übermitteln, sondern ihn auch über die aktuellen Bemühungen um eine Aufarbeitung und Dokumentation informieren.

Und damit sind wir bei den neuen Fragen, die wir redaktionell nicht beantworten können. Also heißt es: Ostpreußische Familie, hilf! Allerdings wird es nicht leicht sein, die Hoffnung, die Frau Renate Bielefeld aus Mannheim in uns Ostpreußen setzt, zu erfüllen. Es handelt sich um den Radierer Albert Fothe, dessen Biographie Frau Bielefeld erstellen will, und das hat seinen Grund. Nicht nur, dass sich in ihrem Familienbesitz zahlreiche Werke des Künstlers befinden, es gibt auch verwandtschaftliche Beziehungen. Bei ihren Recherchen stieß Frau Bielefeld auf die Verbindung Fothes zu Ostpreußen, das eventuell sein Geburtsland sein könnte. In den 20er Jahren ließ sich der Künstler in Hamburg nieder, nachdem er in Königsberg studiert hatte. Frau Bielefeld schreibt dazu: „Im Internet fand ich einige Angebote zu Blättern mit Darstellungen aus Allenstein, was mich wiederum auf ein antiquarisch angebotenes Sonderheft vom Juli 1920 ,Die Woche‘ Ostpreußen, stoßen ließ. Dieses enthält zahlreiche Illustrationen der Radierer und Lithografen Bruno Bielefeld(t), Albert Fothe und ihres Lehrers (?) Prof. Dr. Heinrich Wolff aus Königsberg. Über Wolff und Bielefeldt schreibt die einschlägige Kunstpresse, und auch im Archiv des Ostpreußenblattes konnte ich einiges finden, nichts jedoch zu Fothe. In dem Heft findet man unter anderem eine Darstellung von Lötzen und des Skanda Sees von Albert Fothe“. Also muss sich der Künstler nicht nur in Königsberg, sondern auch in Masuren aufgehalten haben. Vielleicht ist er auch dort geboren? Der weitere Lebensweg Fothes ist nachvollziehbar, denn er wurde in Hamburg sesshaft, dokumentierte den Abriss der historischen Hansestadt und wanderte durch Holstein, hielt Seen und Fachwerkhäuser fest, blieb also seinen ostpreußischen Motiven treu. Einige große Blätter befinden sich in der Hamburger Kunsthalle. 1933 wurde Fothe aus der Hamburger Künstlerschaft zwangsweise ausgeschlossen. Die Hamburger Warburg Stiftung, die diese Künstlergruppe dokumentiert hat, konnte nur karge Lebensdaten von Fothe ermitteln. Wir hoffen mit Frau Bielefeld, dass durch unsere Leserschaft die Herkunft und die frühen Lebens- und Schaffensjahre von Albert Fothe transparent gemacht werden können. Zuschriften bitte an Frau Renate Bielefeld, Collinistraße 5 in 68161 Mannheim. Telefon (0621) 1781570, Fax (03222) 2415108, E-Mail: renate.bielefeld@t-online.de

Auch für Frau Irene Wendland aus Markkleeberg gehen wir auf die Suche und folgen ihren Spuren zurück bis zur Hagenstraße auf dem Königsberger Hufen. Dort befand sich die Bäckerei und Konditorei ihres Vaters August Kasprik, die bei den Kunden sehr beliebt war, denn sie war auch mit zwei Stehtischen ausgestattet, an denen Kaffee und Kuchen konsumiert werden konnten. Auch für sein leckeres Königsberger Marzipan war August Kasprik bekannt. Das Haus Hagenstraße Nr. 43, in dem sich das Geschäft befand, war ein Mehrfamilienhaus. Es lag dicht am Ziethenplatz und bot zusammen mit einer Fleischerei und einem Friseursalon den Kunden viele Möglichkeiten. Deshalb glaubt Frau Wendland, dass sich noch einige Königsberger an die Bäckerei und Konditorei ihres Vaters erinnern, und bittet um Zuschriften. Die könnten auch von Leserinnen und Lesern kommen, die damals noch Kinder waren. Denn, wenn ich an meine Kindheit denke, wurde ein geschenkter Dittchen nur zu gerne in einen Mohrenkopf oder Liebesknochen umgesetzt, für fünf Pfennige gab es auch schon „Scheiterhaufen“ oder Rumkugeln aus Kuchenresten – wir schmengerten eben gerne! Besonders freuen würde sich Frau Wendland über ein Foto von dem väterlichen Geschäft, aber das wäre dann schon ein Glücksfall. (Irene Wendland, Freiburger Allee 9 in 04416 Markkleeberg, Telefon 0341/3587341.)

So, das war heute wieder einmal eine Ostpreußische Familie nach meinem Herzen, so vielseitig, so unterschiedlich in den Fragen und Antworten, so echt ostpreußisch!

Eure Ruth Geede


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