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29.01.11 / Paris braucht Berlin nicht zu fürchten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Paris braucht Berlin nicht zu fürchten
von Theo Maass

Seit der Telenovela „Verliebt in Berlin“ glauben viele Deutsche, ihre Hauptstadt sei eine Metropole der Modewelt. In der vergangenen Woche hat sie die Berliner „Fashion Week“ brutal auf den Boden zurückgeholt. Na ja, Berlin wolle sich ja auch gar nicht mit Mailand oder Paris – den führenden europäischen Modestandorten – messen, sagen die Verantwortlichen. Man sei eben „anders“.

„Anders“ heißt vor allem: kaum von Bedeutung. Von den ganz großen Marken war nur Hugo Boss vertreten. Als „Anja Gockel London“ im letzten Jahr das Star-Modell Alek Wek einfliegen ließ, bekannte die ganz undiplomatisch, ihre Designerin gar nicht zu kennen, sondern nur gekommen zu sein, um sich die Stadt anzusehen. Diesmal sollte das britische Topmodel Lily Cole der Veranstaltung Glanz verleihen. Die Chefin des weltweit  führenden Modeblatts „US-Vogue“, Anna Wintour, suchte man hingegen vergeblich.

Ihren großen Auftritt hatten daher Leute, die Lästermäuler als „C-Promis“ bezeichnen: Minu Barati-Fischer (Frau von Joschka), der in die Jahre gekommene Tennisveteran Boris Becker nebst Gattin Lilly oder Schauspielerin Heike Makatsch. Und ob Jenny Elvers-Elbertzhagen zur großen Gesellschaft gehört? Auch die „Kreativen“ glänzten eher durch Skurriles: Die österreichische Designerin Lena Hoschek wurde unlängst für ihre Kreationen mit Latexstrapsen und nietenbesetzten Ledergeschirren gelobt. Vielleicht passt so etwas eher zur Erotik-Messe „Venus“.

Berlins Modewelt: Viel Wind gab es in vergangenen Zeiten um die Modemesse „Bread & Butter“ auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof. Sie setzt ausschließlich auf Jeans. Messechef Karl-Heinz Müller: „Es gibt hier eine ganz neue Kultur. Früher stiegen die Leute irgendwann von Jeans auf Anzüge um, weil sie sich es leisten konnten. Heute kaufen sie sich stattdessen eine Jeans für 300 Euro. Daraus schließt Müller: „Mode ist viel demokratischer geworden.“ Jeans-Einheitskleidung als demokratischer Fortschritt. Aha.

Was war sonst noch los? Tierschützer     klagten wie üblich Pelzträger an. Die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann, letzte Woche noch im antifaschistischen Kampf gegen René Stadtkewitz’ Freiheitspartei engagiert (die PAZ berichtete), nahm die „Fashion Week“ zum Anlass, Vorschriften für die Ernährung von Mannequins zu fordern, weil die viel zu dünn seien. Es sei mitverantwortlich für einen überhöhten Schlankheitswahn bei jungen Menschen zu werben. Allerdings berichtet der Bundesgesundheitsminister weit mehr von übergewichtigen Kindern als von zu dünnen. Fazit: Die mondänen Modemetropolen Paris oder Mailand brauchen Berlin bis auf weiteres nicht zu fürchten.


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