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29.01.11 / Über den Wipfeln ruhen / Wohnen im Baumhaus: Auch in Deutschland können Gäste diese Übernachtungsmöglichkeit nutzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-11 vom 29. Januar 2011

Über den Wipfeln ruhen
Wohnen im Baumhaus: Auch in Deutschland können Gäste diese Übernachtungsmöglichkeit nutzen

In Schweden wurde im vergangenen Sommer ein ganz außergewöhnliches Design-Hotel eröffnet – bis jetzt hat es nur vier Zimmer, aber die sind spektakulär.

60 Kilometer südlich vom Polarkreis, im beschaulichen 600-Einwohner-Ort Harads, haben vier Architekten-Teams ihren persönlichen Traum vom Baumhaus verwirklicht und jeweils grundverschiedene Hütten an Baumstämmen im Wald aufgehängt. Und es sollen noch mehr werden: Die Gründer der neuen Hotelanlage, Britta Jonsson-Lindvall und Kent Lindvall, planen in den kommenden fünf Jahren 20 weitere Zimmer. Dort könnten die Gäste dann in drei bis zu sechs Meter hohen Unterkünften logieren und die Stille der Natur genießen.

Das ist ein für Lappland ungewöhnliches Projekt, innovativ und gleichzeitig in die nahezu unberührte Landschaft harmonisch eingefügt.

„Wir haben einzigartige Zimmer geschaffen, die nach unseren ökologischen Werten konstruiert sind“, erklärt Britta Jonsson-Lindvall. Die Hotelbetreiberin argumentiert, dass die Menschen eine neue Perspektive entwickeln, wenn sie im Wald übernachten. Sie werden den Wald anders betrachten, nicht mehr nur als Rohstofflager.

„Es ist wichtig, dass wir einen anderen Weg finden, den Wald zu schätzen, anstatt ihn lediglich für den Industriegebrauch zu nutzen. Dieser Nordwald ist eine der Lungen der Erde. Wir müssen uns um ihn kümmern“, sagt sie.

„Unsere Inspiration stammt aus dem Dokumentarfilm ,Trädälskaren‘ (Treelover; Baumliebhaber) von Jonas Selberg Augustsen, der die Geschichte von drei in der Stadt lebenden Männern erzählt, die versuchen, zu ihren Wurzeln zu gelangen, indem sie zusammen ein Baumhaus bauen. Es ist ein philosophischer Film darüber, was der Baum für uns Menschen sowohl historisch als auch kulturell bedeutet.“

Der bisher bizarrste Entwurf ist dabei der sogenannte „Spiegelwürfel“, ein vier mal vier Meter großer Quader, dessen Außenwände komplett verspiegelt sind, so dass er beinahe völlig mit seiner Umwelt verschmilzt. Er ist mit einem Doppelbett, Wohnbereich, Küchenzeile, Bad und Dachterrasse ausgestattet. Und der besondere Komfort: Im Winter lässt er sich per Fußbodenheizung erwärmen.

Auch die anderen Hütten sind außergewöhnlich, wie schon ihre Namen verraten: Das perfekt getarnte „Vogelnest“ sieht tatsächlich aus wie ein solches, lediglich seine Dimension unterscheidet es vom Original. Das Konzept beruht auf dem Kontrast zwischen Äußerem und Interieur, Platz bietet es Familien mit bis zu zwei Kindern.

In der futuristischen „Blockhütte“, die durch die abgerundeten Ecken wie eine Kapsel aussieht, können ebenfalls zwei bis vier Personen übernachten. Die Fassade der Blockhütte besteht aus einem Material, das üblicherweise für Anhängerabdeckungen und Lastwagen genutzt wird.

Das „UFO“ ist ein Jungen-Traum: an Bord klettern und abheben... Hinter dem Composite-Gehäuse mit klassischen runden Bullaugen verbirgt sich ein moderner Wohnraum mit getrennten Etagen. Außerdem befinden sich hier die weltweit erste „Baum-Sauna“ sowie ein Konferenz- und Frühstücksraum für zwölf Personen. „Eine Sauna im Baum ist natürlich und ergibt Sinn“, erklärt Britta Jonsson-Lindvall, „bereits der griechische Philosoph Plato hatte die Verbindung zwischen Baum und Dampfbad gesehen, er wusste, dass sie die vollkommenen Stimuli für philosophische Gedanken und Ideen sind.“

Eine Übernachtung im „Tree-Hotel“ ist allerdings kein Schnäppchen: Für 440 Euro logieren zwei Personen im „Spiegelwürfel“, ein Einzelzimmer gibt’s ab 300 Euro. Im Preis inbegriffen ist immerhin das Frühstück.

Das Baumhotel ist kein komplett neues Konzept. Es gibt bereits viele andere Baumhotels auf der ganzen Welt, doch die moderne und hochwertige Gestaltung der Zimmer verspricht dennoch etwas Aufregendes.

Auch in Deutschland kann man übrigens im Baumhaus übernachten: Nahe Görlitz befindet sich ein Naturerlebnispark mit absichtlich schief gebauten, aber bequemen Hütten in acht bis zehn Metern Höhe. Jürgen Bergmann, der Initiator, begann 1990 auf diesem ehemaligen Waldbauernhof damit, diese hölzernen Objekte zu bauen. Die acht Baumhäuser sind weniger Luxusresidenz als Abenteuerspielplatz, benannt nach Waldgeistern – die soll es dort tatsächlich geben – und bestückt mit allerlei Krimskrams ihrer Namensgeber: Bergamo liebt Fingerringe, Fiona Wandmalereien. Vor lauter märchenhafter Dekoration übersieht man leicht, dass die Hütten nicht auf lebenden Bäumen, sondern auf abgeschnittenen Stämmen stehen, die gegen Wetter und Schädlinge geschützt wurden. Leicht schwankende Stege führen zu einem Party-Zwischendeck, von der Panoramadusche blickt man weit über Weiden und Wälder der Neisse-Niederung.

Wer sich erst langsam an das Wohnen im Baumhaus herantasten möchte, der kann dies im Ferienpark Bispinger Heide tun: Hier fallen die Hütten mit nur 4,5 Meter Höhe recht bodenständig aus, sind dafür aber absolut kinderfreundlich – mit Leitern, Rutschen und Ausguck in den Baumwipfeln. Michel Linet-Frion, Kreativchef der Designgruppe von Center Parcs Europe, zu dem auch der Ferienpark Bispinger Heide gehört, sieht in den Baumwipfeln die Zukunft: „Wir haben uns bei der Entwick-lung dieses Konzepts voll von der Natur inspirieren lassen. Und wir haben die Ferienhäuser so gebaut, dass man tagsüber kein Licht anschalten muss.“ Die Holzhäuser bieten auf 129 Quadratmetern alle Annehmlichkeiten – zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit offenem Kamin und Terrasse, Küche und Bad.            Corinna Weinert


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