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05.02.11 / Investieren in die Pleite / Spanien sucht private Geldgeber für angeschlagene Sparkassen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Investieren in die Pleite
Spanien sucht private Geldgeber für angeschlagene Sparkassen

Spanien hat lange für sich in Anspruch genommen, dass die Banken des Landes besser als ihre Konkurrenz aus den USA und dem übrigen Europa durch die Finanzkrise gekommen seien. Für die beiden Schwergewichte, Banco Santander und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), trifft dies auch zu. Sie haben rechtzeitig eine ausreichende Risikovorsorge betrieben und an einem traditionellen Geschäftsmodell festgehalten. Die Achillesferse des spanischen Bankenmarktes sind aber die „Cajas de Ahorros“, die spanischen Sparkassen.

Selbst bei dem ziemlich wohlwollend durchgeführten europäischen Bankenstresstest im Jahr 2010 waren fünf spanische Sparkassen durchgefallen. Die „Cajas“, die traditionell stark im Hypothekengeschäft engagierten sind, sitzen auf einem Berg von Problemkrediten. Nach Angaben der spanischen Zentralbank betrugen 2010 die Kredite spanischer Banken und Sparkassen an den Immobiliensektor 325 Milliarden Euro. Geschätzt wird, dass die Hälfte davon auf die kapitalschwachen Sparkassen entfällt. Während die Großbanken ab 2006 angesichts der Preisblase auf dem Immobilienmarkt vorsichtiger agierten, hielten die „Cajas“ unverändert an ihrem Engagement fest. Unklar ist, wie aussagekräftig die Bilanzen der Kassen überhaupt sind – ein Großteil der Finanzierungen steht nach wie vor mit altem Wert aus der Zeit vor der Krise in den Bankbilanzen. Die Immobilien waren häufig schon bei der Kreditvergabe per Gutachten überbewertet. Mittlerweile beträgt die Zahl nicht vermieteter Wohnungen 1,5 Millionen.

Dieses Überangebot trifft auf eine sinkende Nachfrage durch zunehmende Arbeitslosigkeit – derzeit 20,3 Prozent. Mit einer Radikalkur will die spanische Regierung nun verhindern, dass die Schieflage der „Cajas“ die Bonität des Landes weiter verschlechtert. Der von Wirtschaftsministerin Elena Salgado vorgestellte Plan sieht vor, dass die Sparkassen zu normalen Banken umgewandelt werden und sich für private Investoren öffnen. Das Eigenkapital soll bis zum September dieses Jahres von bisher sechs auf acht Prozent erhöht werden. Für die Problemfälle, denen es nicht gelingt, Kapital am Markt aufzunehmen, ist vorgesehen, dass Anteile durch den staatlichen Rettungsschirm FROB übernommen werden – de facto eine Teilverstaatlichung. Nach fünf Jahren ist der Verkauf der staatlichen Anteile an Investoren vorgesehen.

Salgado geht davon aus, dass 20 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital erforderlich sind. Barclays Capital geht hingegen davon aus, dass die Sparkassen einen zusätzlichen Finanzbedarf von bis zu 78 Milliarden Euro haben. Andere Analysen halten 120 Milliarden Euro für notwendig. Mohamed El-Erian, Chef der Allianz-Tochter Pimco, ist skeptisch, ob der Plan der spanischen Regierung erfolgreich sein wird: „Es wird sehr schwierig werden, privates Kapital für die Cajas zu finden. Es ist wahrscheinlicher, dass es staatliches Kapital sein wird.“ Angesichts der Risiken auf dem spanischen Immobilienmarkt wird die Rettung der „Cajas“ ohne Garantien und Hilfen des spanischen Staates oder Beteiligung anderer Staaten nicht möglich sein.             Norman Hanert


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