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05.02.11 / Die »Kölsche Mona Lisa« lädt zum Jubeljahr / Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum wird 150 Jahre alt – Sonderausstellungen mit exquisiten Werken geplant

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Die »Kölsche Mona Lisa« lädt zum Jubeljahr
Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum wird 150 Jahre alt – Sonderausstellungen mit exquisiten Werken geplant

Etwa 400 Jahre war die von Stefan Lochner gemalte „Muttergottes in der Rosenlaube“ bereits alt, als sie das am 1. Juli 1861 eröffnete Kölner Wallraf-Richartz-Museum bezog. Die Einheimischen bezeichnen sie liebevoll als „Kölsche Mona Lisa“. Seit 150 Jahren ist sie nun die unbestrittene Königin der Kunstgalerie, die als eine der bedeutendsten Europas gilt.

Das Museum glänzt mit der weltweit umfangreichsten Sammlung mittelalterlicher Malerei. Insbesondere die aus Köln ist reich vertreten. Zu verdanken ist das dem Kölner Priester und Universitätsrektor Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824). Nachdem die Franzosen die Domstadt besetzt hatten, verstaatlichten sie das Kirchengut und versteigerten es. Eifriger Käufer war Wallraf. Mit seiner Sammlung wuchsen seine Schulden. Um trotzdem einen sorgenfreien Lebensabend verbringen zu können, vermachte er gegen eine Rente 1818 seinen gesamten Besitz der Stadt Köln.

Doch erst als der Kölner Kaufmann und Wildhäutehändler Johann Heinrich Richartz (1795–1861) die nötigen Gelder bereitstellte, fand 1855 in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. die feierliche Grundsteinlegung zu einem der ersten Bürgerengagement zu verdankenden Museen Deutschlands statt. Der vor 150 Jahren eröffnete ursprüngliche Bau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit zehn Jahren residiert das Museum in einem von Oswald Mathias Ungers entworfenen Neubau mitten in der Altstadt. Nur einen Steinwurf vom Gelände entfernt, auf dem Stefan Lochner seine Malerwerkstatt betrieb.

Neben der altkölner Malerei weist das Museum zwei weitere Attraktionen auf. Zum einen die niederländischen Gemälde der Barockzeit. Der Flame Peter Paul Rubens etwa trumpft mit „Juno und Argus“ (um 1610) auf, einem mythologischen Ölbild voller blut-rünstiger Dramatik und anmutiger Erotik. Der Holländer Rembrandt van Rijn hingegen beeindruckt mit dem kurz vor seinem Tod geschaffenen Selbstbildnis (um 1668). Der gebeugte alte Meister starrt aus dem Bild und lacht: über sich, über uns, über die Welt?

Dritte Attraktion der Sammlung sind Gemälde des 19. Jahrhunderts bis zur beginnenden Moderne. Caspar David Friedrichs

„Flussufer im Nebel“ (um 1820/25) wirkt still und etwas melancholisch. Eine dramatische Stimmung zeichnet hingegen Adolph Menzels „Gewitter am Tempelhofer Berg“ (1846) aus. Und die „Rasenbleiche“ (1882) gilt wegen ihrer reich abgetönten Farbigkeit als eines der Meisterwerke des deutschen Impressionisten Max Liebermann. Auch der französische Impressionismus ist mit Auguste Renoirs „Paar“ (um 1868) oder Edouard Manets „Spargelstillleben“ (1880) hervorragend vertreten. Ein weiterer Publikumsliebling ist Vincent van Goghs Gemälde „Die Zugbrücke“ (1888). Bedeutenden Zuwachs hat die Sammlung des Impressionismus und Pointillismus vor zehn Jahren durch die Dauerleihgaben des Schweizer Sammlers Gérard Corboud erhalten.

Im Jubiläumsjahr wartet das Wallraf-Richartz-Museum mit einer bunten Palette von Sonderausstellungen auf. Den Anfang macht vom 4. Februar bis 15. Mai die von Museumsdirektor Andreas Blühm kuratierte Schau über den französischen Salonmaler Alexandre Cabanel (1823–1889). Der begehrte Porträtist der eleganten Pariser Damenwelt war Hofmaler von Kaiser Napoleon III., der sich auf einem Bildnis von 1865 ziemlich aufgeblasen gibt. Cabanels besondere Spezialität waren frivole Nuditäten mit literarischem oder mythologischem Hintergrund. Als sein Hauptwerk gilt „Die Geburt der Venus“ (1863), die aus Paris anreisen wird.

Die weiteren Sonderausstellungen beziehen sich auf die Sammlung. In der Dauerschau wird nur ein Drittel der Schätze gezeigt. Der Rest der rund 1500 Gemälde ruht im Depot. Ab Oktober wird unter dem Titel „Panoptikum“ ein Einblick gewährt (21. Oktober  bis

22. Januar 2012). Die spannende Frage wird sein, wie das Publikum auf die „alten Schinken“ reagiert. Pressesprecher Stefan Swertz berichtet: „In unserem Depot sind vor allem zahlreiche Werke aus dem 19. Jahrhundert, die wegen ihrer Größe zu viel Platz in der Sammlung beanspruchen würden und aufgrund des inzwischen stark gewandelten Geschmacks auch nur noch von wenigen Liebhabern gemocht werden.“ Mit der Schau „Vasari 500“ (19. August bis 13. November) hingegen dürfte das Museum auf der sicheren Seite sein. Anlässlich des

500. Geburtstags des italienischen Malers und Historikers Giorgio Vasari, der als Begründer der modernen Kunstgeschichtsschreibung gilt, werden ab August Meisterzeichnungen der Renaissance gezeigt, die zum Beispiel von Leonardo da Vinci, Raffael und Andrea del Sarto geschaffen wurden. Bereits am 1. Juli (bis 25. September) startet unter dem Titel „Tat Ort Museum“ eine Schau in eigener Sache. „Spannend“, wie Direktor Andreas Blühm ankündigt, werden nämlich die verschiedenen Facetten der Museumsarbeit aufgedeckt. Das Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln, aber auch die Entlarvung von Fälschungen, die Zuschreibung bislang anonymer Werke an einen bestimmten Künstler sowie die Rekrutierung von Förderern und die Vermarktung der Museumsarbeit stehen im Blickpunkt.   

            Veit-Mario Thiede

Das Wallraf-Richartz-Museum, Obenmarspforten, Köln, ist dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr, Eintritt 9,50 / 7,50 Euro.


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