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05.02.11 / Wo Luther einst studierte / Erfurt, die Stadt des Deutschlandtreffens 2011, lockt mit sehenswerter Altstadt und mächtigen Bauwerken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-11 vom 05. Februar 2011

Wo Luther einst studierte
Erfurt, die Stadt des Deutschlandtreffens 2011, lockt mit sehenswerter Altstadt und mächtigen Bauwerken

„Erfurt bietet soviel des Sehens werten dar, dass ein wochenlanges Verweilen kaum hinreichen würde, die Schaulust zu begrenzen, zumal wenn dieselbe Freude am Altertum hätte.“ Mit diesen Worten charakterisierte der Schriftsteller Ludwig Bechstein in seiner Reisebeschreibung von 1858 die alte Metropole Thüringens. Dort wird am 28./29. Mai das diesjährige Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen stattfinden.

Das beeindruckende Ensemble von liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und Fassaden prachtvoller Renaissancebauten zeugt von dem Glanz, Reichtum und der kulturhistorischen Bedeutung Erfurts. Da die heutige Landeshauptstadt während des Zweiten Weltkrieges wenig zerstört wurde, hat Erfurt einen nahezu vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern zu bieten. In der großen, weithin erhaltenen Altstadt schlägt sich die reiche Geschichte Erfurts als „steinerne Chronik“ nieder, denn Erfurt blickt auf eine über 1260-jährige Geschichte zurück.

Im Jahr 742 wurde der Ort in einem Brief an Papst Zacharias erstmals erwähnt. Der Missionsbischof Bonifatius erkannte die besondere Lage des Ortes „Erphesfurt“ in der fruchtbaren Gera-Aue und empfahl ihn der römischen Kirche als Sitz eines Bistums. So entwickelte sich Erfurt zum geistlichen Zentrum Thüringens.

Die bevorzugte Verkehrslage am Kreuzungspunkt alter deutscher und europäischer Handelsstraßen und ein weitreichender Markt- und Handelsverkehr begünstigten die frühe Stadtwerdung Erfurts. Von etwa dem Jahr 1000 an unter weltlicher Herrschaft des Mainzer Erzbischofs, hatte sich der frühe Siedlungsschwerpunkt seit dem 13. Jahrhundert zur eigenständigen mitteldeutschen Handels- und Kulturmetropole entwickelt.

Die gut 800-jährige Bindung an Mainz endete 1802 mit dem Übergang an Preußen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stieg Erfurt zur modernen Industriegroßstadt auf. Heute ist Erfurt die Einkaufsstadt des Freistaates und verfügt über ein ausgezeichnetes Verkehrsleitsystem und einen hervorragend ausgebauten öffentlichen Nahverkehr.

Viele Unverwechselbarkeiten prägen die größte thüringische Stadt: Besonders augenfällig ist das weithin sichtbare und majestätische Ensemble von Mariendom und Severikirche. Eine Freitreppe führt zu den beiden Kirchen auf den Domberg hinauf. Der imposante Dom, der von 1174 bis 1476 erbaut wurde, ist auf das Kostbarste ausgestattet. Eine Besonderheit ist die 500 Jahre alte, weltberühmte und klangvolle Glocke Maria Gloriosa, die nur an hohen Festtagen geläutet wird.

Eine weitere Besonderheit ist die alte Universität, welche 1392 eröffnet und zu einem Zentrum des Humanismus wurde. Ihr bekanntester Student war Martin Luther. Er wurde 1501 an der Universität Erfurt als „Martinus Ludher ex Mansfeldt“ immatrikuliert. Im Dom zu Erfurt wurde er zum Priester geweiht. Sein ganzes Leben lang hatte er enge Beziehungen zu dieser Stadt. Über die damals bedeutende Universität urteilte er 1513: „Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke.“

Doch nicht nur die Universität, auch die Stadt selbst rühmte Luther und bezeichnete sie als „Erfordia turrita“ – türmereiches Erfurt. Immerhin reckten sich die Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und Stiften und 10 Kapellen gen Himmel. Die beeindruckende Zahl der Gotteshäuser brachte Erfurt die Bezeichnung „thüringisches Rom“ ein.

Im Mittelalter gehörte Erfurt zu den bedeutendsten und blühendsten deutschen Städten. Seinen Wohlstand verdankt es vor allem dem Handel. Besondere Bedeutung hatte der Anbau und Handel mit Waid, denn die Färbepflanze bescherte der Stadt ihren Wohlstand und Glanz. Zusätzlich förderten die fruchtbaren Böden, das milde Klima sowie zahlreiche Wasserarme der Gera die Kultivierung des Feld- und Gartenbaus. So bezeichnete Luther die Erfurter nicht von ungefähr als „des Heiligen Römischen Reiches Gärtner“.

Dank der zahlreichen Brücken über die Gera wurde Erfurt auch der Beinamen „Kleinvenedig“ verliehen. Die berühmteste Erfurter Brücke ist die Krämerbrücke. Mit einer Länge von 79 Metern überbrückt sie die Gera nahe der ehemaligen Furt, die von den Reisenden der königlichen Handelsstraße Via Regia genutzt wurde. Im Jahre 1117 erstmals als Holzbrücke erwähnt, wurde sie 1325 aus Stein errichtet. Mit 32 Fachwerkhäusern bebaut, ist sie die einzige Brücke ihrer Art nördlich der Alpen. Heute präsentieren sich in dieser eindrucksvollen Umgebung Kunsthandwerk, Galerien, Wein-, Musik- und Antiquitätenhandel.

In Erfurt berühren sich Gegenwart und Vergangenheit auf Schritt und Tritt – dies macht die besondere Atmosphäre und den Zauber der Stadt aus.   Caroline v. Keudell

Neben dem imposanten Erfurter Mariendom erhebt sich auf dem Domberg die Severikirche. Schon im Jahr 1121 hatte St. Severi als ehemalige Stiftskirche der Augustinerchorherren Erwähnung gefunden. Mit dem Bau der jetzigen Hallenkirche im Stil der Frühgotik wurde 1278 begonnen. Beendet wurden die Bauarbeiten Mitte des 14. Jahrhunderts, die Gewölbe kamen erst Ende des 15. Jahrhunderts dazu. St. Severi gehört mit seinem weiten, vereinheitlichten Raum zu den fortgeschrittensten Hallenbauten in Mitteldeutschland. Besondere Beachtung verdient der steinerne Sarkophag (um 1365) für den heiligen Severus, einen Bischof aus Ravenna, der im Jahr 344 starb. Die Seitenreliefs erzählen die Geschichte des Bischofs, der zuvor als Wollweber arbeitete. Die Gebeine des Heiligen wurden durch den Mainzer Erzbischof Otger von Ravenna im 9. Jahrhundert zunächst nach Mainz und dann nach Erfurt überführt. Die Reliquien waren von so hoher Bedeutung, dass sie der Kirche den Namen gaben.

Dieses Gotteshaus stellte nun Weihbischof Reinhard Hauke, seit 2009 Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, den Ostpreußen zur Verfügung, damit sie dort zum Auftakt des Deutschlandtreffens am Sonnabend, 28. Mai, 10 Uhr, einen ökumenischen Gottesdienst feiern können.


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