17.04.2024

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12.02.11 / Schöner wohnen ohne Miete

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Schöner wohnen ohne Miete
von Theo Maass

Billig wohnen in Toplage? Oder gar keine Miete zahlen? Ein unrealistischer Traum: Im Fernsehen werden stattdessen arme Menschen vorgeführt, die vom Gerichtsvollzieher aus ihrer Wohnung entfernt werden, weil sie keine Miete bezahlen.

Aber es gibt Privilegierte: Hausbesetzer mit der „richtigen“ Gesinnung. Sie quartieren sich in fremdem Eigentum in der Innenstadt ein und deklarieren ihre Beute flink als  „alternatives Wohnprojekt“. Dabei gerieren sie sich durchweg als revolutionäre Avantgarde der Armen. Arme wie Silvio K. aus Marzahn. Mag er die Besetzer? Klingt nicht so: Er lebt von Hartz VI und zeigt für diese „Penner“, wie er die Hausbesetzer verächtlich nennt, kein Verständnis. K. geht jeden Tag seinem Ein-Euro-Job nach und ist nicht „Berufsdemonstrant“ geworden, worauf er Wert legt. Kalu O. aus Mali fühlte sich in seiner Heimat politisch verfolgt. Sein Asylverfahren läuft. Er wohnt in einer Sammelunterkunft und bemüht sich darum, in Deutschland nicht mit den Gesetzen in Konflikt zu kommen. Als Moslem sei er angewidert, wenn er die „nach Fäkalien stinkenden Hausbesetzer“ auf der Straße  treffe, schimpft der Mann. Von einer Solidarisierung ärmerer Schichten in Berlin mit den Hausbesetzern ist weit und breit nichts zu sehen.

Auch in der Mittelschicht regt sich Unmut. Wozu zahlt man Steuern? Um Hausbesetzern ein miet- und sorgenfreies Leben zu finanzieren? Als das Haus in der Liebigstraße in Berlin-Friedrichshain geräumt wurde, beklagten sich die Bewohner, man hätte ihnen kein „Ersatzhaus“ zur Verfügung gestellt. Tatsächlich wurde ihnen in Weißensee ein Haus mit 20 Wohnungen aus dem Liegenschaftsfonds des Landes Berlin angeboten. Weißensee allerdings, so befanden die Hausbesetzer, sei ihnen nicht „zentral“ genug. Zehn Minuten mit der Straßenbahn sind unzumutbar? „Nehmt ihr uns die Häuser ab, machen wir die City platt!“, grölten die „Unterstützer“ auf einer Solidaritäts-Demo Tage zuvor.

Mittlerweile hat das alternative Milieu sogar ein Fremdwort für die Sanierung maroder Häuser: „Gentrifizierung“. Dies meint in Hausbesetzers Sprachgebrauch die Aufwertung der Häuser durch „Edelsanierung“, welcher meist höhere Mieten folgen. Sinnigerweise ziehen in solche Häuser häufig wieder Wähler der Grünen ein. Das sind die Zeitgenossen der ersten Hausbesetzer – fertig studiert und zu Geld gekommen genießen sie die schmuck sanierten Altbauten, sympathisieren gleichzeitig aber mit Hausbesetzern und wenden sich selbstverständlich entschieden gegen „Gentrifizierung“.


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