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12.02.11 / Ungleicher Tausch / Türkei will Moscheen in Georgien bauen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Ungleicher Tausch
Türkei will Moscheen in Georgien bauen

Wenn wir euch gestatten, orthodoxe Kirchen auf unserem Territorium zu restaurieren, dürfen wir dafür auf eurem Staatsgebiet Moscheen bauen. So lautet vereinfacht der Kompromiss, den Ankara und Tiflis nach langem Ringen um den Erhalt mittelalterlicher Kirchen und Klosteranlagen in der Türkei gefunden haben.

Schon lange macht Georgien sich Sorgen um Tao-Kladschetien, eine mittelalterliche georgische Klosteranlage, die im Ersten Weltkrieg an die Türkei fiel. Weil die Türken sich seitdem nicht um das Bauwerk gekümmert haben, ist ein Teil bereits unwiderbringlich zerstört. Georgische Bitten, doch für den Erhalt zu sorgen, stießen in Ankara auf taube Ohren. Erst nachdem Tiflis in Aussicht stellte, selbst die notwendigen Kosten tragen zu wollen, wenn denn die Türken endlich die Erlaubnis für Restaurierungsarbeiten geben würden, kam Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen. Der noch erhaltene Teil von Tao-Kladschetien darf wiederhergestellt werden. Vier weitere Kirchen stehen auf der Liste der Georgier: Oschki aus dem 10. Jahrhundert, Chandsta, Ischhani und Otchta. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Ankara fordert als Gegenleistung, sich um Moscheen auf georgischem Territorium kümmern zu dürfen. In Ba

tumi sollen eine neue Moschee und drei türkische Bäder entstehen, in Adscharien sollen Moscheen restauriert und in Samzche-Dschawachetien die islamische Präsenz ausgeweitet werden.

Da es in Adscharien viele Muslime gibt, ist verständlich, dass die Türkei hier ein Interesse hat, die bestehenden Moscheen zu erhalten. In Samzche-Dschawachetien dagegen wohnen überwiegend christliche Armenier. Das wirft die Frage auf, ob die Türkei mit dem Bau von Moscheen in einer Gegend, wo nur vereinzelt Muslime leben, erreichen will, dass die 1940 durch Stalin vertriebenen Türken-Meschetinzen rücksiedeln. Zwar hat Georgien die Verpflichtung übernommen, dies zuzulassen, doch kamen bislang nur wenige.

Neben dem getroffenen ungleichen Kompromiss mit der Türkei spitzt sich ein Streit zwischen der Georgisch-Orthodoxen und der Armenischen Apostolischen Kirche um die Zugehörigkeit der zu rettenden Bauwerke zu. Die Uneinigkeit der Christen dürfte den Türken sehr gelegen sein.   MRK


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