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12.02.11 / Bald Hungerrevolten? / Hohe Agrarpreise gefährden Welternährung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Bald Hungerrevolten?
Hohe Agrarpreise gefährden Welternährung

In schriller Tonlage hat die Welternährungsorganisation FAO in Rom vor einem weiteren Anstieg der Nahrungsmittelpreise gewarnt. Tatsächlich hat das entsprechende „Preisbarometer“ zu Jahresbeginn mit 230,7 Punkten einen neuen Rekord erreicht und steigt weiter. Schon vor drei Jahren gab es in mehreren Ländern wegen der hohen Preise Hungerrevolten, und Weltbank-Präsident Robert Zoellick appellierte aus gutem Grund an die G20-Länder, das Thema Ernährung ganz nach oben auf die Tagesordnung zu setzen.

Vieles wäre zu tun, um die Rück-kehr großer Hungersnöte, wie sie die Welt bis in die 1970er Jahre geplagt haben, zu verhindern. Allerdings liegen die Dinge komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint. Ein zähes Vorurteil besagt, dass „die Entwicklungsländer“ unter den hohen Preisen zu leiden hätten – was viel zu pauschal und insgesamt sogar falsch ist. In den meisten armen Ländern ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig, für viele sind Agrargüter der Hauptexportartikel. Landwirtschaft und Agrarexport profitieren aber unmittelbar von hohen Preisen. Verlierer sind also meist nicht die Entwicklungsländer als ganze, sondern deren Städte und ihre Bewohner, außerdem solche Länder, die netto Agrarimporteure sind wie Ägypten. Schon jetzt hat die Verteuerung der letzten Jahre die ländlichen Räume in aller Welt deutlich vorangebracht.

Ein zweites schier unausrottbares Vorurteil über die Agrarmärkte besagt, dass skrupellose Spekulanten, die buchstäblich über Leichen gingen, an den hohen Lebensmittelpreisen schuld seien. Wahr ist, dass viele kurzfristige Preissprünge an den Agrarmärkten nur durch Spekulation erklärbar sind. Allerdings kann Spekulation die Preise ebenso drücken wie in die Höhe treiben – und beides nur kurz- bis allenfalls mittelfristig. Langfristig bestimmen allein fundamentale Faktoren wie Bevölkerungszahl, verfügbare urbare Flächen und Ertragskraft den Umfang von Angebot und Nachfrage und damit die Preise – hier unterscheiden sich die Agrarmärkte in nichts von den Energie- oder Immobilienmärkten.    K.B.


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