28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.02.11 / Vertritt die Bundesbank noch deutsche Interessen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Gastkommentar:
Vertritt die Bundesbank noch deutsche Interessen?
von Döring-Ernst v. Gottberg

Die Staats-, Reichs- und Bundesdruckerei hat seit 1876 Reichskassenscheine und Banknoten für die Reichs- beziehungsweise Bundesbank gedruckt. Die immer vertrauensvolle Zusammenarbeit der deutschen Staatsbank mit ihrer Berliner Banknotendruckerei bewährte sich besonders in der Inflationszeit. Mit dem Erlass des Bundesbankgesetzes vom 26. Juli 1957 übernahm die Bundesdruckerei wieder den deutschen Banknotendruck, ab 1960 in der Zusammenarbeit mit der Druckerei Giesecke & Devrient in München. Der Banknotendruck ist nicht nur eine hoch technologische Fertigung mit Spezialmaschinen, die nur für den Wertdruck einsetzbar sind, sondern er bedarf auch Fachkräfte verschiedener Ausbildung mit langjähriger, qualifizierter Erfahrung. Es gibt kein anspruchsvolleres Druckerzeugnis in der Welt als eine Banknote! 

Nun hat die Deutsche Bundesbank erstmalig für das Jahr 2011 die beiden deutschen Banknotendruckereien nicht mehr am Druck des deutschen Anteils der Euro-Scheine beteiligt. Nach einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung wurde der Auftrag über etwa 1,6 Milliarden Euro-Noten an die französische beziehungsweise holländische Banknotendruckerei vergeben. Dies bedeutet das Ende des deutschen Banknotendrucks, denn kein Unternehmer wird es sich leisten können, ein Jahr lang die teure Betriebsausstattung und das Personal vorzuhalten, ohne Einnahmen zu erzielen. Die Arbeit mehrerer Generationen von technischen Fachkräften zur Entwicklung des deutschen Banknotendrucks wurde durch diese Entscheidung zunichte gemacht. Das Besondere an dieser sogenannten „Vergabe aus Wettbewerbsgründen“ besteht darin, dass von den großen Euro-Ländern nur Deutschland die Herstellung von Banknoten europaweit ausgeschrieben hat. Zwei Drittel der Druckaufträge wurden nicht ausgeschrieben, weil die anderen großen Euro-Zentralbanken über eine eigene Banknotenfertigung verfügen, angeblich geringere Kosten haben, und sich grundsätzlich nicht an dieser liberalen Praxis beteiligen.

Hat die Deutsche Bundesbank es nötig, für hoch qualifizierte Banknoten den billigsten Preis auszuwählen, wie das zum Beispiel bei einfachen Haushaltsartikeln oft geschieht? Geht es heute immer nur ums Geld ... um das „billig, billig“? Wird man in Zukunft auch die Position eines Bundesbankpräsidenten europaweit ausschreiben und den Bewerber auswählen, der für sich das geringste Gehalt fordert? Bisher haben die politischen Parteien die Besetzung von gut dotierten Stellen immer gern unter sich ausgehandelt! 

Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ hatten die beiden deutschen Banknotendruckereien gegen die Entscheidung der Deutschen Bundesbank geklagt. Das Bundeskartellamt hatte die Widersprüche aber abgewiesen. Die Entscheidung der Bundesbank lässt sich auch nicht juristisch klären, hier geht es nicht um eine Rechtsauslegung, sondern allein um Anstand, Moral und nationale Würde!

Man stelle sich einmal vor, was wohl geschehen wäre, wenn umgekehrt die Deutschen den französischen beziehungsweise niederländischen Anteil an Euro-Banknoten hätten drucken sollen und die einheimischen Druckereien wären leer ausgegangen. Ein Sturm nationaler Entrüstung würde ausbrechen, die immer erfolgreiche „Nazi-Keule“ würde geschwungen und Nicolas Sarkozy hätte sofort ein Eil-Gespräch zu Angela Merkel angemeldet. In Deutschland ist man das „Gehorchen“ gewohnt, man schweigt, wenn auch mit Verbitterung! 

Die Stilllegung des deutschen Banknotendrucks bedeutet nicht nur einen Verlust von Arbeitsplätzen in den Druckereien, sondern auch eine Vergeudung von Steuergeldern.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für „Bild am Sonntag“ wollen 56 Prozent aller Deutschen die gute, stabile D-Mark wiederhaben. Dazu wird es sicherlich nicht kommen, aber selbst wenn man es wollte, die Deutsche Bundesbank hat mit ihrer Entscheidung gegen den deutschen Banknotendruck hinter sich alle Brücken zerstört. Wer sollte eine neue Währung drucken?

Wie heißt Thilo Sarrazins Buch: „Deutschland schafft sich ab“. Der qualitative Banknotendruck, ein Produktionszweig, mit dem Deutschland weltweit immer in der Spitzengruppe lag, wird durch eigenes deutsches Verhalten „abgeschafft“.

Döring-Ernst v. Gottberg, ehemaliger Produktionsleiter der Bundesdruckerei


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren