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12.02.11 / Vertane Chance / Autorin legt mauen Roman über die ersten Siedler Louisianas vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-11 vom 12. Februar 2011

Vertane Chance
Autorin legt mauen Roman über die ersten Siedler Louisianas vor

Literatur kann informieren und unterhalten, manchmal das eine mehr, manchmal das andere weniger, wenn beides sich die Waage hält, spricht das meist für eine gute Lektüre. An einem kalten Wintertag, an dem es draußen stürmt und schneit, ist es perfekt, wenn ein Buch auch noch in eine andere Welt und/oder Zeit entführt. Beides scheint „Die französische Braut“ zu versprechen. Clare Clark, die Geschichte am Trinity College in Cambridge studiert hat, war bei ihren Recherchen für ihren Bestseller „Der Apotheker“ eine Liste mit 23 Frauennamen aufmerksam geworden. Diese jungen Französinnen waren 1703 mit der „Pélican“ von La Rochelle aus Richtung Louisiana in See gestochen. „Das damalige Louisiana befand sich damals erst seit 20 Jahren in französischer Hand und erstrecke sich von der Mündung des Mississippi fast 5000 Kilometer weit nach Norden und umfasste die heutigen Staaten Louisiana, Mississippi, Arkansas, Missouri, Illinois, Iowa, Wisconsin und Minnesota sowie Teile Kanadas“, wie die Autorin in ihrem Nachwort informativ ausführt.

Leider ist das Nachwort das Beste am vorliegenden Roman, was vor allem daran liegt, dass die sehr interessanten historischen Hintergründe im Roman nur ungenügend erklärt werden. Zwar erfährt man, dass die junge Französin Elisabeth Savaret, die keine historische Figur ist, aber im Roman mit den anderen Frauen mit der „Pélican“ über den Atlantik zur Verehelichung mit einem Fremden nach Louisiana reist, dort über die ärmlichen Zustände in der Siedlung Mobile entsetzt ist, doch irgendwie springt dies Entsetzen nicht auf den Leser über. Dabei litt die französische Garnison darunter, dass das Mutterland wegen Kriegsverwicklungen in Europa die Versorgung der Kolonie eingestellt hatte. Die „Pélican“ war seit langem das erste Schiff, dass die Siedler erreichte, die zuvor, da sie selbst nichts anbauten und produzierten, von der Gnade der Indianerstämme abhängig gewesen waren.

Elisabeths durchwachsene Ehe mit dem Soldaten und Abenteurer Jean-Claude Babelon lässt den Leser kalt. Und Elisabeth zeigt den anderen Siedlerfrauen die kalte Schulter. Dabei teilen alle Frauen dasselbe Leid: In dem feucht-warmen Klima erleiden sie ständig Fehlgeburten, so oft, dass schon befürchtet wird, Louisiana mache unfruchtbar. Und Babelon wird auch nicht der Vater von Elisabeths einzigem Kind, denn zum Zeitpunkt der Geburt ist er bereits ermordet worden, wobei der Leser wenig Mitleid mit dem stets kühl seinen Vorteil auch auf Kosten anderer kalkulierenden Schönling hat.

Da alle Figuren farblos bleiben und der spannende historische Kontext ungenügend in der Romanhandlung umgesetzt wird, ist „Die französische Braut“ leider enttäuschend.    Rebecca Bellano

Clare Clark: „Die französische Braut“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2010, gebunden, 478 Seiten, 19,95 Euro


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