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19.02.11 / Der Traum der Frau / Weibliche Aktfiguren von Waldemar Grzimek in Bremen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Der Traum der Frau
Weibliche Aktfiguren von Waldemar Grzimek in Bremen

Eine Figur hat ganz andere Dimensionen [als eine abstrakte Struktur], weil wir auch geübt sind, solche Dinge differenziert zu empfinden. Wir sind jeden Tag von morgens bis abends auf den Menschen fixiert. Daher ist in einer Figur viel mehr Tiefe, als wenn wir nur eine schöne Form sehen“, hat der Bildhauer Waldemar Grzimek 1982 gesagt.

Der in Rastenburg geborene Grzimek (1918–1984) gehört zu den wichtigsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts, die sich in ihrem Schaffen konsequent mit der menschlichen Figur auseinandergesetzt haben. Von seinem Werkkomplex befinden sich rund 100 Plastiken im Besitz der Gerhard-Marcks-Stiftung. 2006 wurde dieser Bestand durch die Schenkung eines umfangreichen Konvoluts an Grafiken ergänzt.

Die damit ermöglichte Zusammenschau von Grafiken und Plastiken, die derzeit im  Gerhard-Marcks-Haus zu sehen ist, erlaubt einen umfassenden Blick auf das künstlerische Schaffen von Grzimek.

Unter dem Thema „weibliche Aktfigur“ spürt die Ausstellung mit Werken aus den 1940er bis 70er Jahren der Entwicklung des Künstlers nach.

Nach autodidaktischen Anfängen knüpfte Grzimek schon bald erste Kontakte zur Berliner Bildhauerschule: Richard Scheibe (1897–1964) und Gerhard Marcks (1889–1981) wurden fortan zu seinen wichtigsten Mentoren und lebenslang geschätzten Kollegen. Beide erkannten und förderten früh das Talent des jungen Bildhauers. Auf Anraten Scheibes studierte Waldemar Grzimek bei Wilhelm Gerstel (1897–1963) an der Hochschule für bildende Künste in Berlin. Dem konstruktiven Naturstudium seines Lehrers Gerstel geschuldet, zeichnen sich die frühen Werke Grzimeks durch eine statuarische Strenge aus.

Mit dem Beginn der 60er Jahre vollzieht sich ein eklatanter künstlerischer Wandel: Weniger die äußere Konstruktion einer Figur als vielmehr ihre innere Befindlichkeit fordert Grzimeks Aufmerksamkeit. Tanz und Bewegung werden zu seinen bevorzugten Themen, die gestalterischen Möglichkeiten von Körper und Raum auszuloten. In zahlreichen Zeichnungen nähert sich Waldemar Grzimek seinen plastischen Ideen. Modellstudien und Entwurfsskizzen werden vor allem im Spätwerk zunehmend wichtiger, als das eigentliche Modellieren nach dem lebenden Modell wegen der starken Verdrehungen seiner Figuren nahezu unmöglich wird. Die Weiterentwicklung der Zeichnungen im Medium der Lithografie macht jedoch auf ihre künstlerische Eigenständigkeit aufmerksam.

            Bettina Berg

Die Ausstellung „Der Traum der Frau“ im Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208, Bremen, ist bis zum 25. April dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 3,50 / 2,50 Euro.


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