26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.02.11 / Kampf um Allensteins Stadtbild / Ambitioniertes Bauprojekt spaltet die Bewohner der Woiwodschaftshauptstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Kampf um Allensteins Stadtbild
Ambitioniertes Bauprojekt spaltet die Bewohner der Woiwodschaftshauptstadt

In der Nähe des Allensteiner Planetariums soll ein neues, hochmodernes Büro- und Einkaufs- sowie Hotel- und Appartementzentrum entstehen. Der Bauherr dieser „Centaurus“ getauften Investition ist das Unternehmen „Warmia-Investment“ von der Gruppe „Eurostyl“.

Der höchste Turm des Bürohauses soll mit 17 Stockwerken 55 Meter hoch sein. Die Bürofläche würde etwa 17500 Quadratmeter einnehmen, dazu kämen noch 107 Hotelzimmer und 105 Wohnungen. Mehr als 5000 Quadratmeter sollen dort auch die Handels- und Dienstleis­tungsflächen einnehmen.

Das Stadtamt prüfte Ende des letzen Jahres die Bauvoraussetzungen. Der Bauherr glaubte, auf Grund dessen eine endgültige Baugenehmigung zu bekommen. Doch die Allensteiner Abteilung des Polnischen Architektenbundes hat diese Entscheidung vor kurzem beanstandet. Die Mitglieder werfen den Beamten vor, sie hätten die Ansichten der örtlichen Architekten über eines der wichtigsten Bauvorhaben in der Stadt missachtet.

Große Befürchtungen gibt es wegen der nur 400 Parkplätze in der geplanten Tiefgarage. Laut Ansicht des Architektenbundes sind es viel zu wenige, wodurch die Umgebung des Bürohauses unweigerlich in einen Riesen-Parkplatz umgewandelt würde. Weitere Vorbehalte gibt es, weil durch den Bau Grünfläche in der Innenstadt verschwindet.

Die Sorge in Allenstein vor überdimensionierten Bauvorhaben ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass aufgrund der boomenden Wirtschaft in anderen polnischen Großstädten wie Warschau oder Gdingen sich deren Stadtbild erheblich verändert hat. Der Stadtkern Warschaus rund um den Zentralbahnhof ist kaum wiederzuerkennen. Vor kurzem wurde in der Hauptstadt ein Bauprojekt von einer Bürgerinitiative verhindert.

Andererseits benötigt Allenstein für seine Infrastruktur Handels- und Gewerbeflächen und zudem soll der Neubau außerhalb des historischen Stadtkerns Allensteins entstehen. Darüber hinaus sollen die geplanten Hochhäuser die Höhe von 20 Stockwerken nicht überschreiten. Moderne Gebäude, wie die im Bau befindliche Philharmonie, sind in einer Großstadt wie Allenstein einfach nicht wegzudenken.

Dabei muss jedoch beachtet werden, dass vor allem die Altstadt, die ungefähr von der Johannis-Brücke bis zum Neuen Rathaus reicht, entweder pietätvoll restauriert oder stilvoll rekonstruiert beziehungsweise ausgebaut werden soll. Doch gerade hier passierten in den letzten Jahren und sogar Monaten Fehler, wie beispielsweise die stilbrüchige Gestaltung des zentral gelegenen Platzes vor dem Rathaus. Die terrassenförmige Treppenanlage wurde dort von stählernen Straßenlaternen, die möglicherweise einer Industriebeleuchtung nachempfunden wurden, umsäumt. Dieser noch nicht ganz ausgeführte Bauentwurf stieß auf allgemeine Kritik der Stadtbewohner, ähnlich wie der dort benachbarte Neubau mit einer undurchdachten Marmorverkleidung. Im Volksmund erhielt der Bau die verächtliche Bezeichnung „Schwarze Perle“.

Viele Allensteiner fürchten die architektonischen Neuerungen so sehr, dass sie ein modernes Bauvorhaben in ihrer direkten Nachbarschaft rundherum ablehnen. Ein Bauherr aus Allenstein erklärte sich bereit, anderswo ein ähnliches, wenn auch viel kleineres Objekt zu errichten, was sofort massive Kritik der Mieter von den umliegenden Plattenbausiedlungen hervorrief. Nicht ohne Grund erinnerte der Sejm­abgeordnete Ryszard Górecki daran, dass die jetzigen Schwierigkeiten mit dem Bau einer Ringstrasse um Allenstein in Zusammenhang stehen. Die Unfähigkeit, sich mit den benachbarten Gemeinden in Sachen Straßenverlauf zu verständigen, hätten in den vergangenen Jahren zu langwierigen Streitigkeiten zwischen den Straßenbauplanern und den Bewohnern von frisch angelegten Anwesen im Grünen geführt. So konnte bislang kein Kompromiss über den Verlauf der Ringstraße und ihrer Zufahrtswege gefunden werden. Dabei würden die notwendigen Investitionen Arbeitsplätze schaffen und zur Entwicklung der gesamten Region beitragen.          Grzegorz Supady


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren