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19.02.11 / Liebe und Leiden in Kriegszeiten / Roman um die Leben zweier unterschiedlicher Schwestern im London der 1940er Jahre

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-11 vom 19. Februar 2011

Liebe und Leiden in Kriegszeiten
Roman um die Leben zweier unterschiedlicher Schwestern im London der 1940er Jahre

England kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges: Die beiden Schwestern Freddie und Tessa Nicholson in Judith Lennox neuem Roman „Der italienische Geliebte“ verleben in der Villa Millefiore in Florenz eine glück-liche Kindheit. Doch als die Affäre der bildschönen Tessa mit dem Sohn des Hauses, Guido Zanetti, auffliegt, werden die beiden Schwestern zurück in ihre Heimat, nach London, geschickt.

Tessa macht zunächst Karriere als Mannequin, während Freddie in einem Internat noch die Schulbank drücken muss. Tessas Schick-sal beziehungsweise ihr mondänes Gesellschaftsleben nimmt eine entscheidende Wendung, als sie dem verheirateten Schriftsteller Milo Rycroft begegnet.

„Gleich am Wald war ein kleiner runder Weiher, der im Sommer oft austrocknete. Als er bemerkte, dass sich hinter den Bäumen etwas bewegte, trat er an den Rand des Wäldchens und spähte durch das winterlich nackte Geäst. Eine schwarz gekleidete junge Frau auf Schlittschuhen drehte sich mit wehendem blonden Haar auf dem zugefrorenen Weiher. Milo blieb reglos stehen und sah ihr zu … Die Füße geschlossen nebeneinander glitt sie über das Eis zu ihm hin. Ihr Gesicht hatte einen unglaublichen Liebreiz, die Haut wie Milch und Blut, leicht gerötet von der Kälte, die Augen unter den geraden Brauen von langen dunklen Wimpern umkränzt.“ So beginnt die leidenschaftliche, aber streng geheime Affäre zwischen Tessa und Milo.

Dieser setzt die Autorin jedoch nach einiger Zeit ein recht abruptes Ende, fast so, als hätte sie verhindern wollen, dass der Roman langweilig werden oder ins Kitschige abgleiten könnte. Statt eines „Friede-Freude-Eierkuchen-Endes“ erwartet den Leser ein neuer Lebensabschnitt der smarten Tessa, wenn auch jetzt deutlich weniger naiv als zuvor.

In „Der italienische Geliebte“ verfolgt der Leser über mehrere Kapital, über etliche Jahre hinweg, das Leben mehrerer Personen. Manche Romanfiguren werden unerwartet von Neben- zu Hauptakteuren, deren Charakter eine überraschende Wandlung erfährt, andere hingegen, die eben noch eine relativ wichtige Rolle spielten, verschwinden unversehens von der Bildfläche oder nehmen ein tragisches Ende.

Dieser Roman ist bereits das 16. in Deutschland erschienene Buch der britischen Autorin Judith Lennox. Und ebenso wie in vielen ihrer Romane davor spielt auch hier die Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Rolle.

Der Titel des Romans „Der italienische Geliebte“ ist aber unglücklich gewählt, da der italienische Geliebte an sich keine tragende Rolle in der Handlung einnimmt. Der englische Titel „Catching the Tide“ (in etwa: „Die Gezeiten einfangend“) erscheint sinnvoller, ist auf Deutsch allerdings nicht annähernd so klangvoll wie der gewählte deutsche Romantitel.

Lennox ist mit ihrem neuen Roman ein weiteres Mal ein stimmungsvoller und atmosphärischer Roman gelungen, auch wenn es manchmal etwas störend erscheint, dass manche Personen plötzlich aus der Handlung heraus verschwinden. Allerdings liegt vielleicht gerade dort die Parallele zum realen Leben, denn auch hier verschwinden bisweilen Menschen aus unserem Leben, die für uns eben noch sehr wichtig gewesen sind.         Vanessa Ney

Judith Lennox: „Der italienische Geliebte“, Pendo Verlag, München 2011, geb., 560 Seiten, 19,95 Euro

 

Weitere neue Titel

Hermann Behr: „Die Waldbrüder – Ein Deutscher Soldat bei Estnischen Partisanen 1945 bis 1949“, Winkelried, Dresden 2010, geb., 300 Seiten, 19,95 Euro

Bernhard Böttcher: „Gefallen für Volk und Heimat – Kriegerdenkmäler deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa während der Zwischenkriegszeit“, Böhlau, Köln, geb., 450 Seiten, 52,90 Euro

Joachim F. Giessler: „Yael – Die Magie der Bestimmung“, Verlag Neue Literatur, Jena 2010, broschiert, 171 Seiten, 14,90 Euro

Peter Haisenko: „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“, Anderwelt Verlag, Lehrte 2010, gebunden, 329 Seiten, 24,90 Euro


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