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05.03.11 / Junger Staat, alte Probleme / Libyen: Spielball fremder Mächte und lokaler Despoten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-11 vom 05. März 2011

Junger Staat, alte Probleme
Libyen: Spielball fremder Mächte und lokaler Despoten

Als Italien 1934 den eroberten Gebieten Nordafrikas den Namen Libia gab, wurde – wohl auch zur Unterstreichung von Mussolinis Ambitionen – auf die altgriechische Bezeichnung zurückgegriffen, die sich einst auf das gesamte Nordafrika westlich von Ägypten bezog. Urkundlich erwähnt werden libysche Berber-Stämme aber bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten, das mit ihnen wiederholt Probleme hatte und in der Spätzeit sogar zeitweise von einer libyschen Dynastie beherrscht wurde.

Ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. wurden an der afrikanischen Mittelmeerküste griechische und phönizische Kolonien gegründet, so etwa Kyrene. Die danach benannte Region Kyrenaika kam später unter die Herrschaft Alexanders des Großen und der Ptolemäer. Auch zur Römerzeit waren die Kyrenaika und Tripolitanien Teile zweier Provinzen und nach der Teilung in Ost- und Westrom sogar verschiedener Reiche.

Die arabisch-muslimische Eroberung erfasste 644 die Kyrenaika und 647 Tripolitanien. Um 1050 zerstörten arabische Beduinenstämme die Reste römischer Zivilisation, und Nomadentum wurde auch zur Wirtschaftsform der arabisierten Berber. Beherrscht wurde Tripolitanien von wechselnden Dynastien aus dem Westen, während die Kyrenaika in der Regel von Ägypten aus regiert wurde. Gaddafis „Warnungen“ vor einer Spaltung Libyens sind also keine reinen Hirngespinste.

Im Spätmittelalter wurde Tripolis zu einem Piratenstützpunkt, was europäische Seemächte wiederholt zur Intervention veranlasste. Unter der osmanischen Herrschaft ab 1551 konnten sich immer wieder lokale Paschas de facto selbständig machen und zur Piraterie greifen. Als 1801 der Pascha von Tripolis den USA den Krieg erklärte, weil diese nicht den von ihm geforderten Tribut zahlen wollten, wurde Tripolis 1804 von einem US-Geschwader beschlossen.

Bei der italienischen Eroberung 1912 wurden erstmals Giftgas und Flugzeuge eingesetzt. Beduinenstämme in Tripolitanien und die Senussi-Bruderschaft in der Kyrenaika leisteten erbitterten Widerstand, der erst mit der Hinrichtung des legendären Umar al-Muchtar 1931 gebrochen wurde. Die italienische Herrschaft ging aber 1943 mit der Kapitulation der Achsenmächte in Nordafrika wieder zu Ende. In der Besatzungszeit verwalteten die USA Tripolitanien, Großbritannien die Kyrenaika und Frankreich Fezzan. Die italienischen Siedler wurden „rückgesiedelt“.

Die Vereinten Nationen entschieden sich 1949 für die Unabhängigkeit Libyens, die 1951 verwirklicht wurde. Idris I., Oberhaupt der Senussi-Bruderschaft und Emir der Kyrenaika, wurde König. Er führte zwar Reformen und Infrastruktur-Projekte durch, die zum Teil noch aus der Kolonialzeit stammten. Aber Misswirtschaft und Korruption griffen dennoch um sich. Das war der Grund, warum der „Bund freier Offiziere“ unter dem damals 27-jährigen Oberst Gaddafi den König, der sich gerade in der Türkei aufhielt, absetzte und die Monarchie abschaffte.             RGK


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