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05.03.11 / »Äußerst rührend« / Der Geigenvirtuose Franz Benda entzückte sein Publikum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-11 vom 05. März 2011

»Äußerst rührend«
Der Geigenvirtuose Franz Benda entzückte sein Publikum

Preußen wird von seinen Gegnern gern als Hort des Militarismus gescholten. Dass man sich dort auch den Musen, den Schönen Künsten widmete, wird oft und gern vergessen. Bei dem Stichwort „Musik“ fallen denn auch nur hämische Nebenbemerkungen, dass es dort doch allenfalls Marschmusik gegeben haben könne. Kenner verweisen dann allerdings auf Friedrich den Großen, der selbst begeistert musiziert und nicht zuletzt auch Komponisten gefördert hat. Zu ihnen gehört Franz Benda, der am 7. März 1786, vor nunmehr 225 Jahren, in Potsdam starb. Er gilt als einer der Wegbereiter der musikalischen ,Klassik‘, und sein Werk hat bis heute kaum etwas an Charme und Ausdruck verloren. Doch kennen meist nur ausgewiesene Musikfreunde seine Kompositionen.

„An dem Hause des trefflichen, alten Konzertmeisters Benda in Potsdam machte der Reisende eine höchst erfreuliche Bekanntschaft“, notierte Johann Friedrich Reichardt, Komponist aus Königsberg, der 1775 nach Potsdam gekommen war, in seinen Erinnerungen. „Die ganze Familie nahm ihn sehr liebevoll auf und ließ ihn so manches hören, was seine Liebe und Achtung für die große Bendasche Schule noch verstärkte. Franz Benda spielte damals nur selten noch Violine; er wirkte regelmäßig nur in den Kammerkonzerten des Königs und zuweilen noch in der großen italienischen Oper mit.“

Reichardt hatte indessen das Glück, ihn einige Male auf der Violine phantasieren und einige seiner Capriccios spielen zu hören. „Nie sollte der Eindruck, den der volle Ton, die vollkommen reine Intonation, die überaus deutliche Pronunziation jedes Ausdrucks, jedes Vorschlags und der seelenvolle, rührende Vortrag auf ihn machten, aus seiner Seele verschwinden ...“

Geboren am 22. November 1709 im böhmischen Alt-Benatek, führte sein abenteuerlicher Lebensweg Franz Benda als Vokalist ans Benediktinerkloster der Kirche St. Nikolai nach Prag, später als Kapellknabe zu den Jesuiten in Dresden. Dort begegnete er dem Flötisten Quantz und den Brüdern Graun, die ihn prägten und seinen Musikstil beeinflussen sollten.

Über Wien und Warschau kam Benda wieder nach Dresden, wo er am Hof Augusts des Starken wirkte. In Dresden traf er erneut auf Quantz, der mittlerweile zum Musikzirkel um den preußischen Kronprinzen Friedrich gehörte. 1733 begegnete Benda Friedrich zum ersten Mal in Ruppin, ein Ereignis, das sein weiteres Schick-sal bestimmte: als Erster Geiger und Konzertmeister des königlichen Orchesters war er in Rheinsberg und später in Potsdam tätig.

Doch auch als Komponist wirkte der Böhme. Der größte Teil seiner Flötenkonzerte und -sonaten dürfte dem großen König auf den Leib geschrieben gewesen sein, denn der Monarch hat als Flötist noch im Alter beeindruckt. Im Hause Benda lernte Reichardt damals übrigens auch Tochter Juliane kennen, die ihn durch ihren Gesang, ihr Klavierspiel, aber auch durch ihre Kompositionen begeisterte. 1777 heirateten sie; der Ehe entstammten ein Sohn und zwei Töchter.

Franz Benda und sein Werk sind heute nur noch ausgewiesenen Musikkennern ein Begriff. Zu Lebzeiten aber wurde er als Violinvirtuose, Komponist und Lehrer hoch verehrt. So schrieb Reichardt über die Spielweise des Schwiegervaters: „Hätten Sie nur einmal gehört, wie Benda mit seinem gewaltigen Bogen das Herz des Zuhörers zu bestürmen, zu äußerster Wehmuth zu stimmen weiß, und wie er denn wieder Trost und süße Hoffnung in das Herz gießt, wie er unerschränkt das Herz seiner Zuhörer regiert.“

„Sein Stil ist wahrhaft cantabile, dass man in seinen Kompositionen selten eine Passage antrifft, die es nicht in dem Vermögen einer Menschenstimme stünde zu singen, und er ist ein so gefühlvoller Spieler, so mächtig rührend in seinem Adagio, dass mich verschiedene große Musiker versichert haben, wie er ihnen durch sein Adagiospielen sehr oft Tränen entlockt habe“, berichtete der Engländer Charles Burney 1772 über einen Besuch bei dem Komponisten. Und Reichardt rühmte: „Es ist wahr: die ächte Bendaische Spielart hat ganz etwas Eigenes. Ihr Hauptcharakter ist: Adel, Annehmlichkeit und äußerst rührend ...“       os


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