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12.03.11 / Es geht ums Fundament / Islamdebatte: Friedrichs Kritiker ignorieren den Kern des Problems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Es geht ums Fundament
Islamdebatte: Friedrichs Kritiker ignorieren den Kern des Problems

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat mit seiner Äußerung, der Islam gehöre nicht zum historischen Erbe Deutschlands, heftige Reaktionen ausgelöst. In der Debatte mischen sich grundlegende Gegensätze mit gewollten Missverständnissen.

SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz nannte Friedrichs Äußerung schlicht „Blödsinn“, Grünen- Fraktionschefin Renate Künast sprach von „zerbrochenem Porzellan“. Wie zur Bestätigung bezweifelten Islam-Organisationen, dass der neue Innenminister den Dialog mit den Moslems überhaupt wolle. Am 29. März findet die nächste „Islamkonferenz“ statt. Kenan Kolat, Chef der „Türkischen Gemeinde“, rüstet bereits gegen Friedrich, der die Konferenz leiten wird: „Wenn der Minister Streit sucht, wird er ihn bekommen.“

Indes hatte Friedrich nicht bezweifelt, dass deutsche Staatsbürger natürlich auch dann zu Deutschland gehören, wenn sie islamisch sind. Er war dabei sogar  über die vorherrschende Auffassung im konservativen Lager hinausgegangen und hatte die Zugehörigkeit zu Deutschland auch auf nichtdeutsche Muslime ausgedehnt, die bloß „in unserem Land leben“.

Worum also dreht sich der Zank? Im Vordergrund stehen parteipolitische Motive: Die nach dem Guttenberg-Abgang erneut um ihren Rückhalt im Volk besorgte CSU will konservatives Profil zeigen. Die Opposition und der linke Flügel der FDP wollen ihr das vermasseln – daher der Widerstand gegen Friedrich. 

Dahinter jedoch entfaltet sich ein Disput, der weitaus ernster ist: Es geht um das historisch-kulturelle Fundament Deutschlands. Für Friedrich und die Seinen ist dies christlich-abendländisch, worin auch die vorchristlichen Quellen integriert sind.

Seine Widersacher erweitern das Fundament auf islamische Einflüsse wie die arabischen Zahlen oder die Leistungen muslimischer Gelehrter des Mittelalters bei der Überlieferung antiker Schriften. Daraus folgern sie, dass der Islam nicht nur heute in Deutschland anwesend sei, sondern auch zu den Grundlagen unserer Kultur zähle.

Dabei geht es um weit mehr als nur Geschichtsdeutung. Mancher Friedrich-Kritiker ist sich der Dimension dessen, was hier in Rede steht, womöglich gar nicht bewusst: Wird der Islam in den historisch-kulturellen Kanon Deutschlands aufgenommen, dann wird damit auch die elementare Basis unseres  Gemeinwesens neu sortiert.

Schon jetzt erregen Gerichtsurteile Aufsehen, in denen die Scharia Eingang in die deutsche Rechtsprechung gefunden hat, etwa beim Zuspruch von Witwenrenten an sogenannte „Zweitfrauen“ (die PAZ berichtete). Noch sind solche Urteile die Ausnahme und heftig umstritten. Sollte der Islam jedoch zum „Erbe Deutschlands“ erhoben werden, fehlt den Kritikern der Scharia-Urteile bald ihr zentrales Argument: Nämlich, dass unser Rechtsverständnis auf  abendländischen Traditionen beruht, in denen das gewachsene islamische Rechtsverständnis der Scharia nicht zählt.    Hans Heckel


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