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12.03.11 / Kirche 2011

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Kirche 2011
von Hinrich E. Bues

Die Äpfel in des Nachbars Garten wirken oftmals verlockender als die im eigenen. Katholische Kirchenkritiker forderten in den letzten Wochen im „Memorandum Kirche 2011“ Reformen ein, die in den protestantischen Landeskirchen bereits seit Jahrzehnten und mit zweifelhaftem Erfolg verwirklicht sind. Es geht um demokratischere Strukturen, die Emanzipation der Geschlechter, die Priesterweihe von Verheirateten, Frauen oder Homosexuellen. Auch acht CDU-Politiker erhoben in letzter Zeit ähnliche Forderungen.

Neu ist nun, dass die sogenannten Kirchenreformer seit Wochen mit Spott und Empörung von einer breiten Front von bekannten Publizisten, jungen Theologen und prominenten Kardinälen überzogen werden. Die Kritiker der Kirchenkritiker machen zu Recht darauf aufmerksam, dass die wirklichen Probleme der Kirche und damit die Lösungen woanders liegen: Der Glaubensschwund im Kirchenvolk, der sich vor allen im dramatischen Rückgang der katholischen Gottesdienstbesucher um rund 70 Prozent in den letzten 40 Jahren zeige, müsse angegangen werden. Hier könne eine linksorientierte Reformagenda nicht helfen. Statt unsinnige Strukturdebatten zu führen, solle man sich lieber auf das eigene Profil und „Kerngeschäft“, die Vermittlung des Glaubens, besinnen.

Das geschieht zu Beginn der diesjährigen Passionszeit und der österlichen Bußzeit anscheinend mit vertauschten Rollen. Während Papst Benedikt XVI. in seiner Fastenbotschaft protestantische Ratschläge – wie Bibelstudium, Gebet, Umkehr zu Jesus – empfiehlt, werben die Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dafür, es „sieben Wochen ohne Ausreden“ zu versuchen. Von der täglichen Buße, der Umkehr zum lebendigen Gott, die einst Martin Luther als zentralstes Anliegen ins Spiel brachte, ist bei der EKD offenkundig nicht mehr die Rede.


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