26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.03.11 / Ein Büchermeer: 350 Jahre Staatsbibliothek

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-11 vom 12. März 2011

Ein Büchermeer: 350 Jahre Staatsbibliothek

Mehr als einmal in seiner Geschichte hat Preußen bewiesen, dass es inmitten schwerer Zeiten dank seiner geistigen Stärken zu außerordentlichen Leistungen fähig war. Im Jahre 1661, inmitten des hochriskanten Nordischen Krieges, verfügte der Große Kurfürst aus dem Felde den Aufbau einer Bibliothek. Diese nahm als „Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree“ ihre Arbeit auf. Aus anfänglich 8000 sind heute fast elf Millionen Bücher in den beiden Häusern der Staatsbibliothek Unter den Linden und nahe dem Potsdamer Platz geworden.

Dieser Tage feiert die Staatsbibliothek als älteste Wissenschaftseinrichtung in Berlin ihr 350. Jubiläum. Sie tut es mit einer Ausstellung im Deutschen Historischen Museum. Berühmte Exponate wie etwa eine auf Pergament gedruckte Gutenberg-Bibel oder das „Lied der Deutschen“ von Hoffmann von Fallersleben korrespondieren eindrucksvoll mit historischen Schaustücken aus der jeweiligen Zeit.

Der Große Kurfürst hatte die Bibliothek im Apothekerflügel des Berliner Stadtschlosses unterbringen lassen, jenem so altertümlich wirkenden Trakt, der den großartigen Schlüterbau zur Spree hin abschloss und in markanter Weise in die Königsstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße) hineinragte. Aber nur gut 100 Jahre dauerte es, bis ein Neubau erforderlich wurde. Unter Friedrich dem Großen entstand 1784 nach dem Vorbild der von Fischer von Erlach errichteten Wiener Hofburg neben der heutigen Staatsoper ein reich verzierter Barockbau, die sogenannte „Kommode“, der bis 1914 die Bibliothek beherbergte (heute die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität).

Im Jahre 1914 wurde der Prachtbau Unter den Linden als „Königliche Bibliothek“ eröffnet, nach 1918 firmierte sie als „Preußische Staatsbibliothek“. Ihre Schätze waren ebenso legendär wie einige ihrer Direktoren, etwa Adolf von Harnack oder Richard Lepsius. Im Zweiten Weltkrieg erlitt der gewaltige quadratische Bau schwere Schäden. In den folgenden Jahren wurde das Haus wieder halbwegs funktionstüchtig gemacht. Viele Bestände waren ausgelagert, zum Teil nach Schlesien, weshalb sie heute in polnischem Besitz (Krakau) sind.

Im Westteil der Stadt war 1978 nach Plänen von Hans Scharoun eine eigene Staatsbibliothek gebaut worden. Nach der Wende wurden beide Häuser Anfang 1992 vereint. Heute ist die „Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz“ eine Bibliothek in zwei Häusern. Sie ist eine der größten Bibliotheken der Welt und kann wahrlich mit imposanten Zahlen aufwarten: Fast elf Millionen Bände, zwölf Millionen Bildvorlagen, über eine Million Karten und Stadtansichten, fast 67000 Musikerhandschriften und 3300 digitale Einheiten aller Art. Dabei gilt das traditionsreiche Haus Unter den Linden als historische Forschungsbibliothek, der Scharounbau im Westen als Bibliothek der Moderne mit regionenbezogenen Sondersammlungen.

Gerade der Prachtbau Unter den Linden erlebte und erlebt eine wahre Renaissance. Die jahrelangen Umbauten und Erneuerungen neigen sich dem Ende zu. Ein hochmodernes Digitalisierungszentrum ist fertig; ein gewaltiger quadratischer Lesesaal inmitten des Baus soll Anfang 2012 eröffnet werden; ein Bibliotheksmuseum, das dann einige der vielen Prachtstücke zeigt, wird bis 2014 eingerichtet. Fast 70 Jahre nach Kriegsende wird dann die größte deutsche Bibliothek endgültig voll funktionsfähig und auf der Höhe der Zeit sein.     Dirk Klose


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren