28.03.2024

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19.03.11 / Schaltet Röttgen ab!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Schaltet Röttgen ab!
von Vera Lengsfeld

Seit Tagen hält die Naturkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes in Japan die Welt in Atem. Die ganze Welt? Nein, in Deutschland ist vom größten Erdbeben seit Jahrhunderten, der verheerenden Tsunami-Welle, den vielen Nachbeben und den schrecklichen Folgen mit Zehntausenden Toten kaum noch die Rede. Stattdessen starren Politik, „Experten“ und Medien wie gebannt auf die Vorgänge in den betroffenen japanischen Atomkraftwerken. Seit es die erste Explosion gegeben hat, überschlagen sich die Hiobsbotschaften. Als einer der ersten gab Umweltminister Norbert Röttgen vor laufenden Kameras bekannt, dass seiner Meinung nach in Japan eine Kernschmelze stattgefunden habe. 

Noch zur selben Stunde sekundierte der ehemalige Chef der Deutschen Atomaufsicht Renneberg, dass es keine Chance mehr gebe, den Reaktor in Fukushima 1 zu kontrollieren, der Supergau sei schon eingetreten. 

Danach nahm die politisch-mediale Massenhysterie ihren Lauf. 

Sender strahlten am Fließband Berichte von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl aus, in den Nachrichten kamen die Meldungen aus den Atomkraftwerken an erster Stelle, bis die gefühlte Atomkatastrophe in Deutschland alles in den Schatten stellte, was in Japan passiert war. 

Es bildeten sich Menschenketten gegen die Atomkraft, die SPD witterte Wahlkampf-Morgenluft und versprach die sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke in Baden-Württemberg, sollte sie dort demnächst an die Macht kommen. Kanzlerin Merkel verfügte daraufhin den Supergau für ihre Energiepolitik, indem sie diese Abschaltung selbst einleitete.

Röttgen hat mit seiner unbedarften Panikmache einen politischen Tsunami erzeugt, bei dem die CDU droht, zermalmt zu werden. Wenn es nur um die Partei ginge, könnte man der Meinung sein, dass Strafe für schlechtes politisches Personal auf die Dauer eben nicht ausbleibt. Es geht aber um viel mehr.

Populistische Stimmungsmache vergiftet die Atmosphäre, drängt Vernunft zurück und ignoriert Fakten. Schlimmer: Statt sich für die Japaner zu freuen, dass der angebliche „Supergau“ bisher nur einen winzigen Bruchteil der Opfer des Tsunami gekostet hat und mit jeder Stunde die Chancen steigen, dass er ausbleibt, scheinen unsere Meinungsmacher eine regelrechte Sehnsucht nach der ultimativen Nuklearka­tastrophe zu entwickeln. Sonst müsste man nämlich zugeben, dass bisher die geschmähte Technologie sich unter extremsten Bedingungen bewährt hat.

Statt der Atomkraftwerke sollten Röttgen & Co. abgeschaltet werden, damit Vernunft und Augenmaß zurückkehren.


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