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19.03.11 / Zu Kaisers Zeiten geboren / »Trakehner Urgestein« Fritz Alshuth feierte in Bad Oldesloe seinen 100. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Zu Kaisers Zeiten geboren
»Trakehner Urgestein« Fritz Alshuth feierte in Bad Oldesloe seinen 100. Geburtstag

Als im Jahr 2007 der Trakehnenverein erstmalig nach dem Zweiten Weltkrieg in Trakehnen das 275-jährige Gründungsjubiläum des ehemaligen Hauptgestüts feiern konnte, war unter den Gästen aus ganz Europa auch der damals 96-jährige Studiendirektor Fritz Alshuth. Trotz seines hohen Alters war es ihm ein persönliches Bedürfnis, erneut an den Ort seiner Kindheit und Jugendzeit zurückzukehren und an jener Festveranstaltung teilzunehmen. Fritz Alshuth ist Trakehner Urgestein. Am 12. März 1911 wurde er noch zu Kaisers Zeiten im preußischen Hauptgestüt Trakehnen als Sohn des dort amtierenden Oberrentmeisters, Waldemar Alshuth, geboren.

Mit Herz und Seele ist er seiner Heimat, jenem viel gerühmten Heiligtum der Pferde, verwurzelt geblieben. Im Januar 1990, der Kalte Krieg war endlich beendet, war er einer der Ersten aus dem Westen, der sich per Schiff nach Memel und von dort mit dem Taxi nach Trakehnen auf den Weg gemacht hatte. Er erinnert sich: „Viele Bauten waren nur noch als Ruinen erkennbar, so der große Getreidespeicher, der Hauptbeschälerstall, einzelne Paddocks und der legendäre Boxen- und Jagdstall.“ Trotz aller Bitternis darüber hatte er wunderbare Kindheits- und Jugenderlebnisse wieder vor Augen: „Wir, meine Eltern, Geschwister und ich, wohnten im Haus der Gestütskasse. Diese lag zwischen dem Alten Hof und dem Neuen Hof oberhalb des Flüsschens Rodopp. Das durchdringende Wiehern der Hengste ist mir heute noch im Ohr. Von meinem Elternhaus aus konnte ich jahrelang den Hauptbeschäler Ararad beobachten.“ In Trakehnen war zu jener Zeit Reiten für jeden Jungen eher eine willkommene  Kür als eine Pflicht. So hatte Fritz Alshuth zunächst seine ersten Reitstunden bei Gestütswärter Urbansky an der Longe. Später erhielt er regelmäßig Reitunterricht und durfte dann als Jungendlicher an Geländeritten und Reitjagden teilnehmen. Sattelmeister Kiaulehn war für ihn ein guter und strenger Lehrmeister. „So mancher herrliche Ausritt führte von Bajohrgallen, wo die gemischtfarbene Herde stand, über das Gelände mit Reitdamm und Judenbach an den Gurdszer Eschen vorbei. Auf diese Weise lernte ich auf wunderbare Weise die Gefilde meiner Heimat kennen.“

Als Gymnasiast musste er zusammen mit anderen Fahrschülern morgens um sieben Uhr die zwischen Post und Hotel Elch wartende „Glaskutsche“ im Winter und im Sommer die „Linie“, bespannt mit zwei schnellen Pferden, erreichen, die sie zum Bahnhof Trakehnen brachten, um von dort aus mit der Bahn nach Gumbinnen zu gelangen. Seinem langjährigen Schulfreund Hans Graf Lehndorff, Sohn des damaligen Landstallmeisters, begegnete Fritz Alshuth später wieder in Berlin, als er dort Germanistik und Musik studierte.

Seine erste Anstellung als Studienassessor hatte Alshuth am Bismarckgymnasium in Sommerfeld in der Niederlausitz. Gleich zu Beginn des Krieges 1939 wurde er als Infanterist eingezogen. Den Krieg  erlebte er an der Front in Polen, in Frankreich, in Griechenland und in Russland. Ende 1942 wurde Fritz Alshuth wegen einer schweren Erkrankung aus dem Kriegsdienst entlassen. Flucht und Vertreibung blieben Alshuth mit seiner Familie gegen Ende des Krieges nicht erspart. Von Sommerfeld waren sie zunächst nach Potsdam gelangt. Von dort ging es dann im August 1945 weiter nach Mecklenburg, um dort die Eltern im Remonteamt Perlin zu treffen, wohin die Trakehner Gestütsverwaltung mit einem Teil der Trakehner Pferde geflüchtet war.

Auf einem Handwagen befand sich die gesamte Habe der Familie, obenauf die drei kleinen Kinder, während die Eltern ihn zogen und schoben. Nach mehr als 200 Kilometern erreichten sie Ende September ihr Ziel. Es war ein freudiges Wiedersehen mit den Eltern, weiteren Familienmitgliedern sowie Landstallmeister Dr. Ehlert und seiner Familie. Die nächsten vier Monate arbeitete Alshuth als Melker bei einer Kuhherde, welche die Russen requiriert und zu einer Herde zusammengetrieben hatten. Ende Januar 1946 ergab sich die Gelegenheit, legal in den Westen überzusiedeln. Eine gefahrvolle Irrfahrt im Güterwagen brachte die Familie Alshuth schließlich nach Henstedt nördlich von Hamburg. An den Schulen wurden Lehrer gebraucht. So fand Franz Alshuth sehr schnell eine Anstellung als Deutsch- und Musiklehrer am Theodor-Mommsen-Gymnasium in Bad Oldesloe, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1976 gewirkt hat.

Über viele Jahre hinweg hat er regelmäßig den Trakehner Hengstmarkt in Neumünster besucht. In treuer Verbundenheit zu Trakehnen war Fritz Alshuth 1993 Gründungsmitglied des Trakehnervereins. Besonders eindrucksvoll sind seine „Erinnerungen an Trakehnen“, die er für seine Kinder und deren Nachkommen aufgeschrieben hat. Die Liebe zur Musik und zum Musizieren auf dem Klavier hat ihn in seinem Lebensmut bis zum heutigen Tag immer wieder bestärkt. Am 12. März hat der Jubilar in Bad Oldesloe im Kreis seiner drei Kinder, zwölf Enkel und sieben Urenkel und deren Familien zusammen mit zahlreichen Freunden und ehemaligen Schülern den 100. Geburtstag festlich begangen.           Horst Willer                                                                                                             


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