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19.03.11 / Quo vadis Heimatstube? / 35 Museumsleiter und -betreuer nahmen am zweiten Treffen des BKM-geförderten Beratungs-Projekts teil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Quo vadis Heimatstube?
35 Museumsleiter und -betreuer nahmen am zweiten Treffen des BKM-geförderten Beratungs-Projekts teil

Fünfunddreißig Leiter und Betreuer von schlesischen Heimatsammlungen versammelten sich Anfang März im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott, um über die Zukunft ihrer Einrichtungen zu beraten. Es ist die zweite Begegnung im Rahmen des vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projektes zur „Beratung der Betreiber schlesischer Heimatstuben“.

Die Gefahr ist heute deutlicher denn je, dass die seit den 1950er Jahren in engagierter Kleinarbeit zusammengetragenen Sammlungen mit kulturellen, religiösen und alltäglichen Erinnerungsstücken sowie Dokumenten, Büchern, Gemälden und auserwählten Objekten aus der Heimat keine erfreuliche Zukunftsperspektive haben. Das liegt zum einen daran, dass die häufig ehrenamtlich tätigen Betreuerinnen und Betreuer altersbedingt abtreten und die Nachfolge geregelt werden muss. Zum anderen stehen viele Heimatstuben in Anbetracht der abnehmenden Besucherzahlen und der wachsenden Sparzwänge vor dem Problem der Raumsicherung. Immer weniger Kommunen sind bereit, die benötigten Räume weiterhin zu den bisherigen Konditionen zur Verfügung zu stellen.

Nicola Remig, die Museumsleiterin des Gastgeberhauses, betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass man mit der Heimatstubentagung die Teilnehmer dahingehend unterstützen will, die Fülle der schlesischen Kulturgüter möglichst an ihren Sammlungsorten behalten zu  können. Angedacht ist eine Vermittlerfunktion zwischen den Verantwortlichen für die Heimatstuben und den zuständigen Vertretern der jeweiligen deutschen Standortgemeinden. Im Interesse der Aufrechterhaltung und des Weiterwirkens der Heimatsammlungen ist es erforderlich, dass ihre öffentliche Wahrnehmung und die Kontaktpflege insbesondere zur mittleren und jungen Generation verbessert werden.

Großer Beratungs- und Informationsbedarf besteht auch darin, praxisbezogene Anleitungen in rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen zu bekommen. Gerade angesichts der akuten Problematik sei es – so die Historikerin Dorothee Herbert – dringend erforderlich, dass alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. Es gilt zu verhindern, dass wertvolles schlesisches Kulturgut verloren geht. Einen interessanten Programmpunkt bestritt Silke Findeisen, die im Haus Schlesien seit mehr als 10 Jahren für die Schwerpunkte Bibliothek, Archiv und Sammlung zuständig ist. In ihrer Präsentation ging es vorrangig um Fragen rund um den Themenblock „Der rote Faden: Inventarisierung und Dokumentation“. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Bestände ihrer Heimatstuben einen beträchtlichen kulturhistorischen und zeitgeschichtlichen Wert haben, der viel höher einzustufen ist, als der bloße Erinnerungswert für die Betroffenen.

Zur Debatte stand allerdings, ob die Registrierung, Inventarisierung und detaillierte Beschreibung der einzelnen Sammlungsstücke handschriftlich, mit der alten Schreibmaschine oder gar mit dem Computer erfolgen soll. Da Letzteres nicht nur PC-Fitness voraussetzt, sondern auch mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, müssen so manche Betreiber der Einrichtungen noch überlegen, inwiefern sie diese „Hürde“ nehmen können.

Bei einer Führung durch die aktuelle Sonder- und Dauerausstellungsbereiche des Museums für schlesische Landeskunde zeigte Nicola Remig, wie Kulturgut und Erinnerungsstücke didaktisch bestens aufgearbeitet werden können. Die Haus Schlesien-Mitarbeiterinnen Alexandra Marquetant und Silke Findeisen begleiteten die Arbeitsgruppen und verwiesen auf Möglichkeiten für objektorientierte oder historisch orientierte Präsentationen.

Ein weiterer Themenblock des Heimatstuben-Treffens stand unter dem Motto „In die Zukunft schauen“ und bezog sich auf Kooperationen der Heimatstuben mit deutschen und polnischen Institutionen. Dr. Gregor Ploch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen, stellte Beispiele von grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit polnischen Institutionen vor.

Hans Joachim Nitschke, zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer der Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg, bot Einblicke in die mühselige Entstehung eines erfolgreichen Kooperationsprojektes, die in der zweisprachigen Ausstellung „Exodus des Bartschtals − Vertreibungen, Umsiedlungen und Neuanfang von Deutschen und Polen“ gipfelten. Die guten Gespräche und Kontakte zwischen den ehemaligen und jetzigen Bewohnern der Region rund um das Bartschtal waren nicht selbstverständlich. Sie sind durch viel persönliches Engagement und auch aufgrund einiger glücklichen Umstände zustandegekommen.    Dieter Göllner


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