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19.03.11 / Wenn das Langhorn trötet / Hirtenmuseum im Frankenstädtchen Hersbruck feiert Jubiläum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-11 vom 19. März 2011

Wenn das Langhorn trötet
Hirtenmuseum im Frankenstädtchen Hersbruck feiert Jubiläum

Spätestens dann, wenn in Hersbruck das laute Patschen der Ringelpeitschen, das Tröten des Langhorns und die Laute der Schalmei auf der Straße zu hören sind, wissen die Bewohner des Frankenstädtchens: Heute ist Hirtentag! Zum 80. Mal fand nun der traditionelle Hirtentag statt. Seit 1931 ist dort der Treffpunkt der Rinderhirten des Hersbrucker Landes.

Der Berufsstand der Hirten wachte über den früher wichtigsten Besitz der Menschen: die  Nutztiere. Deshalb waren die Hirten bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bei den jeweiligen Gemeinden angestellt.

Aktive Hirten kamen noch bis zum Jahr 1967 am Dreikönigstag zu ihrem „obersten“ Festtag. Dazu brachten sie viele alte Gegenstände für das Museum mit, zogen durch die Stadt und erzählten in geselliger Runde aus ihrem Leben.

Aus diesem Treffen entwickelte sich der „Hirtentag“, den der damalige Museumsleiter, der Maler Ernst Pflaumer, ins Leben rief. Seit 1973 wird dieser Brauch als Museumsfest weitergeführt, bei dem es traditionelle Volksmusik, altes Brauchtum und regionale Schmankerl gibt.

Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Ackerbürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert. Im denkmalgeschützten Fachwerkensemble, dem Eisenhüttlein, werkelten bereits seit Jahrhunderten die Handwerker im Hersbrucker Altstadtkern. Entstanden war die Idee eines Heimatmuseums bereits im Jahre 1905. Der Bäckermeister und Landwirt Johann Paul Holzmann überließ 1926 der Stadt seinen Bauernhof gegen eine Leibrente. Zehn Jahre später konnte darin das Museum eröffnet werden, in dem heute noch die originale Wohnstube erhalten ist.

Unabhängig davon hatte der Landwirt, Baustoffhändler und Stadtrat Rudolf Wetzer bereits ab 1925 begonnen, Gegenstände der Hirtenkultur zu sammeln. Er war es auch, der 1931 die Hirten der Umgebung zum ersten Hirtentreffen nach Hersbruck einlud. Bereits beim zweiten Treffen 1932 waren über 60 Hirten anwesend und brachten 48 der heute im Museum erhaltene Stücke mit. Darunter waren Schellenbögen, ein Horn, Bücher, handgeschriebene Gedichte, die Hirtenrufe sowie ein selbstgebasteltes Hochrad.

Mit dieser Sammlung ist das Deutsche Hirtenmuseum heute das einzige Spezialmuseum in Deutschland zum Hirtenwesen. Kleidung, Gerätschaften und kunsthandwerkliche Arbeiten von Hirten aus aller Welt geben Einblicke in einen der ältesten Berufe der Welt. Viele Weidetiere tragen Glocken und Schellen um den Hals. Die farbig bemalten hölzernen Schellenbögen waren besonders in Franken verbreitet und sind in ihrer Vielfalt im Museum ausgestellt. Die Bögen waren Eigentum des jeweiligen Hirten und wurden an die Eigentümer der Tiere gegen Entgelt verliehen. Zudem wurde im Museum eine komplette Schellenschmiede aufgebaut. In handschriftlichen Kurierbüchern haben die Hirten ihr Wissen über die Heilkräfte der Natur für Mensch und Tier aufgezeichnet. Pflanzliche Rezepturen, aber auch den einen oder anderen Zauberspruch kann man hier nachlesen.

In der Heimatabteilung sind alte Spielsachen, Lithografien sowie eine Zinnsoldatensammlung zu sehen. Diese umfasst heute etwa 10000 der ursprünglich 55000 Soldaten – der Rest verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten.

Der gesamte Bestand des Museums wird im Laufe der nächsten Jahre nach modernsten museumsdidaktischen Grundsätzen neu präsentiert. Als erste Abteilung wurde nach einer umfassenden Renovierung die Dauerausstellung „Mensch und Tier“ auf 250 Quadratmetern eröffnet. Die informative und unterhaltsame Abteilung führt in die vielschichtige Thematik des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier ein. Medienstationen mit Kurzfilmen zur Stallhaltung, Fütterung, Schlachtung sowie zur Käse- und Lederherstellung werden durch Mitmach-Stationen wie unter dem Motto „Wer ist stärker – Sie oder die Kuh“ ergänzt.

Zudem bietet das Museum ein pädagogisches Programm an, das für Vorschul- und Schulkinder Themen wie „Unser tägliches Brot“, „Von der Kuh zur Butter“, „Was ist Leder?“ oder „Vom Schaf zum Anzug“ verständlich darstellt. Mehrere Sonderausstellungen im Jahr runden das Angebot ab – so wird bis zum 15. Mai unter dem Motto „Die süße Verführung“ Wissenswertes um die Herstellung von Zucker, Kakao und Schokolade präsentiert.

Auch das Schaf-Fest am ersten Sonntag im Mai ist schon Tradition. Seltene Schafrassen gibt es ebenso zu sehen wie Vorführungen vom Filzen, Spinnen, Weben und Färben mit einem großen Handwerkermarkt rund um Wolle, Leder und Fell.

                Manfred E. Fritsche

Das Deutsche Hirtenmuseum, Eisenhüttlein 7, 91217 Hersbruck, ist Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet, Eintritt 3 / 1 Euro.


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