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26.03.11 / In Kürze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-11 vom 26. März 2011

In Kürze

Italien spart sich kaputt

In Italien verfallen derzeit nicht nur die Sitten, sondern auch Denkmäler und Theater. Doch während sich alle Augen auf Ministerpräsident Silvio Berlusconi und die Ermittlungen gegen ihn wegen Amtsmissbrauchs und Prostitution Minderjähriger richten, gerät der schleichende Untergang der kulturellen Einrichtungen aus dem Blick. Die einstige Wiege der europäischen Kultur droht aufgrund des Sparzwangs der Mitte-rechts-Regierung eine Bahre zu werden. Schauspieler, Musiker, Regisseure, Intendanten und Restauratoren laufen Sturm gegen die Einschnitte sowie gegen die damit verbundenen Personalkürzungen und Schließungen. Die linke Opposition hatte Kulturminister Sandro Bondi für eine Einsturzserie auf dem archäologischen Gelände von Pompeji im November 2010 verantwortlich gemacht. „Pompeji ist die Metapher für das Italien Silvio Berlusconis“, sagte der Chef der Demokratischen Partei, Pierluigi Bersani. Von Mailand bis Venedig, von Verona bis Genua, von Neapel bis Catanien ist die Kulturszene in Aufruhr. Allein die Mailänder Scala soll dieses Jahr zehn Millionen Euro weniger staatliche Unterstützung erhalten. Das weltbekannte Opernhaus erwirtschaftet etwa 60 Prozent seines Jahreshaushalts von 115 Millionen Euro selbst, 25 bis 30 Prozent zahlt die Regierung in Rom, den Rest übernimmt die Stadt Mailand.

„Den Anteil an öffentlicher Subvention unter die 60-Prozent-Schwelle zu drücken, wäre für das Opernhaus gefährlich, weil wir immerhin ein öffentliches Theater sind“, warnte Scala-Intendant Stéphane Lissner in einem Interview. Er betonte, die Kultur sei ebenso wie Wissenschaft, Gesundheits- und Bildungswesen als „staatliche Dienstleistung“ zu betrachten, und verglich eine Privatisierung der Opern mit der von Krankenhäusern. Der Theaterschauspieler Moni Ovadia macht auch auf die wirtschaftlichen Konsequenzen aufmerksam: „Kultur ist keine Verschwendung. Auf jeden in  Kunst und Kultur investierten Euro kommen vier bis zwölf Euro in die Region zurück, ganz zu schweigen von den Steuern.“ Sophia E. Gerber


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