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02.04.11 / Berlin feiert Ulrich Schacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-11 vom 02. April 2011

Berlin feiert Ulrich Schacht
von Vera Lengsfeld

Nein, nicht ganz Berlin. Der 60. Geburtstag des Dichters, von dem die schönsten Wintergedichte stammen, die unsere Sprache zu bieten hat, und des Autors, der mit den „Hohenecker Protokollen“ ein Standardwerk zur Aufarbeitung der DDR-Unrechtsjustiz vorgelegt hat, ist dem offiziellen Berliner Kulturbetrieb keine Ehrung wert. Umso erfreulicher, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung Ulrich Schacht am Vorabend seines Jubiläums für die Vorstellung seines neuesten Buches „Vereister Sommer“ ein Podium geboten hat. Es ist die Geschichte seiner Eltern: eines sow-jetischen Besatzungsoffiziers und seiner deutschen Freundin, die in der DDR der 50er Jahre nur tragisch enden konnte. Schacht kam als Frucht dieser verbotenen Liebe im Frauengefängnis Hoheneck zur Welt. Erst 1999 sah er seinen Vater in Moskau zum ersten Mal. Was Schacht vor vollem Haus zu Gehör bringt, ist ein Meisterwerk. Das bescheinigen selbst Leute, die politisch-korrekte Schwierigkeiten mit dem Autor haben, der als „rechts“ gilt.

Gefeiert wird ein paar Tage später wirklich, im Weddinger Atelier des Malers Makarov. Die sich hier zu Ehren von Ulrich Schacht versammeln, sind vielleicht die letzten unabhängigen Geister, die es im politisch-kulturell fast gleichgemachten Deutschland noch gibt. Journalisten, die für renommierte Blätter schrieben oder kleine Qualitätszeitungen machen, die nicht zum Mainstream gehören. Schriftsteller, die noch ordentliche Romane schreiben können, Lyriker, die diesen Namen wirklich verdienen, Maler, die auch ohne staatliche Aufträge erfolgreich sind, Wissenschaftler, die sich nicht den Schneid abkaufen ließen. Liedermacher, die zwar weniger bekannt, aber besser als Biermann sind, und Pfarrer, die sich am Glauben statt am Zeitgeist orientieren.

Makarov, ein energischer Streiter für unsere Muttersprache, sorgt dafür, dass das Geburtstagsständchen in Deutsch dargebracht werden muss. Das klappt erst beim zweiten Anlauf, weil „Happy Birthday“ schon fast alle Erinnerungen an die einheimischen Texte getilgt hat.

Es gibt keine Ansprachen, dafür jede Menge Gespräche über Literatur, Malerei, Philosophie und leider auch Politik, weil das heutzutage unvermeidlich ist.

Einig waren sich alle Gäste, dass sich Schacht mit seinem neuesten Buch „Vereister Sommer“ selbst das schönste Geschenk gemacht hat. In Berlin darf man daran erinnern, dass Theodor Fontanes literarischer Ruhm erst mit 60 Jahren begann. Also dann, Ulrich: Viel Glück und viel Segen auf all Deinen Wegen ...


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