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02.04.11 / Wes’ Geistes Kind? / Bahners über Islamkritik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-11 vom 02. April 2011

Wes’ Geistes Kind?
Bahners über Islamkritik

Die Debatte über das Buch „Die Panikmacher – Die deutsche Angst vor dem Islam – Eine Streitschrift“ von „FAZ“-Feuilletonchef Patrick Bahners war groß, die PAZ hat auch über sie berichtet. Daher mag es verwundern, dass die Rezension des Buches an dieser Stelle und erst jetzt erscheint. Fakt ist aber, dass das einzig Erwähnenswerte an dem Buch der Umstand ist, dass es von einem renommierten deutschen Meinungsbildner stammt, denn seine Thesen und seine Argumentationsketten selbst sind so verquer, dass sie normalerweise nicht als nennenswerter Beitrag zur Integrationsdebatte gezählt werden würden. Denn bitte was soll man von einem Autor halten, der das Kopftuch bei muslimischen Frauen wie folgt verteidigt? „In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare. Die Verschleierung ist ein Indiz der Vornehmheit. Es widerspricht also unserer Intuition, dass der Zweck des Kopftuchs, wie von seinen feministischen Gegnerinnen behauptet, die demonstrative Herabsetzung der Frau sein soll.“

Nach Bahners müssten die Burka-tragenden Frauen in Afghanistan ihren Männern also besonders kostbar sein. Angesichts des Umstandes, dass die Frauen dort ohne jede Rechte waren und heute auch noch überwiegend sind, der Willkür der Männer, die häufig in Gewalt mündet, ausgesetzt sind, fragt man sich schon, welcher Imam oder Mullah da Bahners Feder geführt hat, denn anders ist eine derartige Argumentation nicht zu erklären. Zudem fühlt man sich bei einer derartigen Logik an die Gegner des Frauenwahlrechts erinnert. Diese erklärten ihre Ablehnung mit dem Schutz der Frauen, denn Frauen, die sich bilden, arbeiten oder mitbestimmen, seien nicht länger weiblich und liebenswert. Auch würden echte Frauen gar nicht wählen wollen, danach würden nur Mannsweiber verlangen.

Bahners beginnt seine Ausführungen übrigens damit, dass er sich verwundert zeigt, dass die Öffentlichkeit so überrascht auf die Wulff-Rede reagiert hat, schließlich habe Wolfgang Schäuble als Innenminister bereits viel früher gesagt, dass der Islam Teil Deutschlands sei. Wulff hingegen habe nur gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. Hierzu Bahners: „Wulff hat sich ganz einfach der Sprache bedient, in der die politische Geographie offenkundige historische Tatsachen bezeichnet: Amrum, Sylt, Föhr und Helgoland gehören zu Deutschland. Gerade diese Selbstbeschränkung des Redners, das Absehen von allem Werben und Plädieren zugunsten der schlichten Feststellung eines Faktums, rief Ablehnung und Abwehr hervor. Auch so hatte das sokratische Vorgehen eine aufklärerische Wirkung: Wulffs Kritiker offenbarten, dass für sie das Vorhandensein deutscher Muslime nicht selbstverständlich ist, keine von der deutschen Politik vorgefundene Gegebenheit wie der deutsche Papst. Zu ihrem Deutschland gehört der Islam nicht.“

Der Autor käut Kapitel für Kapitel öffentliche Debatten wie ums Kopftuchverbot oder Aussagen von Islamgegnern wie Necla Kelek, Henryk M. Broder und Ralph Giordano wider und zerlegt dabei einzelne Aussagen bis ins Detail. Er wird dabei so kleinteilig, dass der Leser den Eindruck erhält, plötzlich in einem Labyrinth gelandet zu sein, das auch noch von intellektuellen Nebelschwaden verdüstert wird. Einen Überblick über die ganze Lage hingegen bietet der Autor nicht. Nie ist die Rede von Menschenrechten, westlichen Werten, Erhalt der Identität dieses Landes, Bildung einer deutschen Gesellschaft, die für die kommenden Herausforderungen gerüstet sein muss, oder ähnlichem.

Im Grunde bereitet die Lektüre nur Kopfschmerzen, wobei der größte Anteil der Schmerzen dadurch zustande kommt, dass der Leser die ganze Zeit zu ergründen versucht, wes’ Geistes Kind der Autor eigentlich ist. Bel

Patrick Bahners: „Die Panikmacher – Die deutsche Angst vor dem Islam – Eine Streitschrift“, C. H. Beck, München 2011, gebunden, 320 Seiten, 19,95 Euro


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