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02.04.11 / Des Königs gefährliche Geliebte / Biographischer Roman über die Tänzerin und Hochstaplerin Lola Montez

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-11 vom 02. April 2011

Des Königs gefährliche Geliebte
Biographischer Roman über die Tänzerin und Hochstaplerin Lola Montez

„Tanz ist die Poesie des Fußes“, sagte einst der englische Dichter und Dramatiker John Dryden. Im kurzen Leben der Elizabeth Rosanna Gilbert, besser bekannt als Lola Montez, wechselten sich leichtfüßige Lyrik, schwere Rhythmen, laute Töne und außer Takt geratene Passagen ab. Der temperamentvollen Femme fatale und Geliebten des bayerischen Königs Ludwig I. widmet die britische Autorin Marion Urch ihren biographischen Roman „Die Tänzerin“.

Aus der Ich-Perspektive schildert die Autorin eindrucksvoll das Leben einer ungewöhnlichen Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Urch entwickelt die Sprache parallel zu Montez persönlichem Werdegang vom kindlich-naiven hin zum reifen-packenden Erzählstil. Lebendige Kulisse bietet die Welt und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.

Elizabeth wird 1821 als Tochter eines schottischen Offiziers und einer irischen Näherin geboren. Im Alter von zwei Jahren zieht sie mit ihren Eltern nach Indien, wo der Vater bereits wenige Wochen nach der Ankunft an Cholera stirbt. Die Mutter heiratet bald wieder und schickt ihre Tochter mit fünf Jahren zu Verwandten nach Schottland. Später kommt Eliza auf ein englisches Mädcheninternat. Als 16-Jährige spannt sie ihrer Mutter heimlich den Liebhaber aus, den mittellosen Leutnant Thomas James, heiratet ihn und flieht mit ihm 1838 nach Indien. Die Ehe hält nicht lang.

1841 kehrt Eliza Gilbert zurück nach London, wo ihr neuer Liebhaber sie in die gute Gesellschaft einführt. Dort und in Spanien lässt sie sich zur Tänzerin ausbilden und gibt sich von nun an als Maria Dolores de Porris y Montez aus Sevilla aus. Bei ihrem Debüt am Londoner „Her Majesty’s Theatre“ 1843 entlarven sie einige Zuschauer als Ehebrecherin und Hochstaplerin. Elizabeth flüchtet aus England und zieht fortan durch ganz Europa. In Preußen, Sachsen, Bayern, Polen und Frankreich sorgt sie nicht nur als erfolgreiche Tänzerin, sondern auch wegen ihrer zahlreichen Affären für Aufsehen. 1846 kommt sie nach München und bittet König Ludwig I. um einen Auftritt am Hof- und Nationaltheater. Der König ist dem Charme der feurigen Tänzerin erlegen und die beiden beginnen ein Verhältnis. Ludwig schenkt seiner 35 Jahre jüngeren Geliebten ein Palais, zahlt ihren Lebensunterhalt und lässt für sie sein Testament ändern. Die Kabinettsmitglieder sind empört und treten zurück. Auch bei der bayerischen Bevölkerung ist Lola Montez aufgrund ihres anmaßenden Verhaltens wenig beliebt: sie raucht Zigarren, verkehrt mit jungen, attraktiven Männern, feiert wilde Feste. Mehrfach proben die Bürger den Aufstand gegen die Skandaldame. Die tumultartigen Proteste im März 1848 im Rahmen der allgemeinen Unruhen in Deutschland enden mit der Vertreibung Lola Montez’ aus Bayern und der Abdankung des Königs.

Doch damit endet das vorliegende Buch nicht. Urch schildert auch die Zeit von Montez in den USA, wo diese bereits 1861 im Alter von nur 39 Jahren in New York an einer Lungenentzündung verstarb.

Sophia E. Gerber

Marion Urch: „Die Tänzerin – Ein Lola-Montez-Roman“, Aufbau TB, Berlin 2010, broschiert, 384 Seiten, 9,95 Euro


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