19.04.2024

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09.04.11 / Zu viel des Guten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-11 vom 09. April 2011

Zu viel des Guten
von Richard G. Kerschhofer

In der allgemeinen Atom-Hysterie nach der Katastrophe in Japan bleibt, weil weniger spektakulär, ein Aspekt ziemlich unterbelichtet: Produktionsausfälle in Japan führen zur Beeinträchtigung der Produktion in teils weit entfernten Ländern, weil bestimmte Einzelteile knapp werden. Da erfährt man etwa, dass ein simples Automobil im Durchschnitt aus 10000 Komponenten besteht und dass diese aus bis zu 30 verschiedenen Ländern stammen. Klar, das ist Arbeitsteilung und für Arbeitsteilung gibt es gute – und in der heutigen Weltwirtschaft nahezu zwingende –Kostengründe.

Nun, Arbeitsteilung hat es zwar immer schon gegeben und es gibt sie sogar in der Tierwelt. Spezialisten leisten eben mehr. Doch bis zur Entwicklung von Massenproduktion und Massengüterverkehr gelangten – auch aus Kostengründen – meist nur Luxusgüter in den Fernhandel und auf die war man nicht angewiesen. Denn die Arbeitsteilung erfolgte in Familie, Stamm, Volk und Staat, also in Solidargemeinschaften, innerhalb derer man autark war.

Die Weltwirtschaft aber ist keine Solidargemeinschaft und da die Globalisierung längerfristig keine Autarkie mehr zulässt, führt sie zu totaler Abhängigkeit von einigen wenigen. Zu hinterfragen ist daher, ob die an sich sinnvolle Arbeitsteilung heute nicht bereits einen kritischen Grenzwert überschritten hat – von den energiepolitisch unsinnigen Transporten über den halben Globus ganz abgesehen.


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