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09.04.11 / Ideal des Feldherrn für Generationen / Die erfolgreiche Bekämpfung der Osmanen machte den »edlen Ritter« Prinz Eugen von Savoyen-Carignan zur Legende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-11 vom 09. April 2011

Ideal des Feldherrn für Generationen
Die erfolgreiche Bekämpfung der Osmanen machte den »edlen Ritter« Prinz Eugen von Savoyen-Carignan zur Legende

Eugen war der jüngste von fünf Söhnen von Eugène Maurice de Savoie-Carignan (1635–1673) und Olympia Mancini (1639–1708), die eine Nichte des mächtigen französischen Kardinals Jules Mazarin (1602–1661) war. Er wuchs am Hofe des französischen Königs Ludwig XIV. auf und sollte ursprünglich Geistlicher werden. Seine Mutter, die im Verdacht stand, ihren Gatten vergiftet zu haben, soll zunächst dem König nahe gestanden haben, war aber nach dessen Abwendung von ihr voller Hass und pflanzte diesen auch ihrem Sohn ein, der alsbald die militärische Laufbahn ergreifen wollte.

Da Ludwig XIV. Eugens Wunsch nach einer Karriere in der französischen Armee mit dem Hinweis auf dessen schmächtige Gestalt abwies, trat er in fremde Dienste. Er ging nach Passau zu Kaiser Leopold I., dessen Hauptstadt Wien von den Türken im sogenannten Großen Türkenkrieg (1683–1699) bedrängt wurde. Er hoffte, ein Dragoner-Regiment übernehmen zu können. Aber erst nachdem die Türken am 12. September 1683 nach der Schlacht am Kahlen Berge die Belagerung von Wien hatten aufgeben müssen, wurde Eugen zum Obersten und Chef eines Dragoner-Regiments ernannt. Er kletterte die militärische Leiter rasch hinauf, bis er am 25. Mai 1693 zum Feldmarschall ernannt wurde.

Prinz Eugen erlangte seine internationale Bedeutung durch den Kampf gegen das Osmanische Reich. Am 11. September 1697 besiegte er die Türken bei Zenta, was den Frieden von Karlowitz vom 26. Januar 1699 zur Folge hatte, in dem neben anderen Verlusten die Türken Ungarn und Siebenbürgen an Österreich abtreten mussten. Am 27. Juni 1703 wurde Eugen zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt. In dieser Zeit ließ er sich in Wien zusätzlich zu seinem bereits vorhandenen Stadthaus durch den Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Stadtpalais errichten. Weitere Schlösser folgten. Neben seiner Tätigkeit als Bauherr kaufte er zahlreiche Kunstwerke und Bücher, die nach seinem Tode seine Nichte Anna Victoria (1683–1763) erhielt.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701−1714) kämpfte er auf dem deutschen Kriegsschauplatz gegen Frankreich und besiegte zusammen mit dem Oberbefehlshaber der englischen Truppen, John Churchill 1. Duke of Marlborough, am 13. August 1704 bei Höchstädt bei Dillingen an der Donau ein französisches Heer. Die Engländer sprechen von der Battle of Blenheim. Außerdem konnte er am 11. Juli 1708 bei Oedenarde, das ungefähr 55 Kilometer von Brüssel entfernt liegt, und am 11. September 1709 wieder gemeinsam mit Malborough in der Schlacht bei Malplaquet nahe Mons die Franzosen schlagen. Allerdings waren die Verluste der Verbündeten in der letztgenannten Schlacht so hoch, dass sie keinen Vorteil aus dem Sieg schöpfen konnten.

Zu den Ergebnissen des Spanischen Erbfolgekrieges gehörte, dass die Spanischen Niederlande zu Österreich kamen. Erster Statthalter der Österreicher in der nun Österreichische Niederlande genannten Neuerwerbung wurde Prinz Eugen, dem bereits am 21. Februar 1707 mit der Ernennung zum Reichsgeneralfeldmarschall eine besondere Ehre zuteil geworden war.

Trotz dieser politischen beziehungsweise Verwaltungsposition blieb Eugen als Feldherr gefragt. Denn die Türken regten sich wieder, um den Frieden von Karlowitz zu revidieren. Nach dem Eintritt Österreichs in den Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg (1714–1718) errangen dessen von Eugen kommandierte Truppen schon im ersten Jahr, am 5. August 1716, bei Peterwardein (heute Ortsteil von Novi Sad) an der Donau einen Sieg, der zusammen mit einem weiteren Sieg bei Belgrad am 16. August 1717 den Türken die weitere Angriffslust vergehen ließ. Am 21. Juli 1718 gewann Österreich im Frieden von Passarowitz das Banat, die Walachei, das nördliche Serbien mit Belgrad und Teile Nordbosniens.

Eugen stand im Zenit seines Wirkens. Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) musste der greise Prinz von Savoyen noch einmal für Österreich die Kastanien aus dem Feuer holen. Aber die Kräfte des Prinzen, der überdies zu wenig Truppen zur Verfügung hatte, waren erlahmt, und er konnte es nicht verhindern, dass die Franzosen die Reichsfes­tung Philippsburg (in Baden) ab dem 23. Mai 1734 belagerten und schließlich am 19. Juni 1734 einnahmen. Als der Kronprinz von Österreichs Verbündetem Preußen, der spätere Friedrich der Große, an die Rheinfront kam, traf er in Eugen nur noch einen Schatten seiner selbst an. Sieben Jahre später trat der Preuße die Nachfolge Eugens als größter Feldherr seiner Zeit an – aber das hat Eugen nicht mehr erlebt. Er starb am 21. April 1736 in Wien. Jürgen Ziechmann


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