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09.04.11 / »Potsdam ist ein teurer Ort ...« / Wolfgang Amadeus Mozart wurde auch in Preußen seiner ewigen Geldsorgen nicht ledig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-11 vom 09. April 2011

»Potsdam ist ein teurer Ort ...«
Wolfgang Amadeus Mozart wurde auch in Preußen seiner ewigen Geldsorgen nicht ledig

Potsdam ist ein teurer Ort und ich muss hier auf eigene Kosten zehren“, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im Frühjahr 1789 aus der Stadt in Brandenburg an seine Frau Con­stanze. Akribisch festgehalten hat er neben der Anzahl auch die Daten der abgesandten Briefe an sein „theuerstes Weibchen“: 28. April und 5. Mai von Potsdam; 19., 20., 22. und 23. Mai von Berlin. Wir wissen also so einiges über Mo­zarts Berlin-Potsdam-Reise vor 222 Jahren.

Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart, so der vollständige Taufname, hat sich zwei Jahre vor seinem Tod auf eine Reise in den Norden begeben. Er fuhr mit seinem Freund und Schüler, dem Fürsten Karl Lichnowsky. Dieser musste nach Berlin und bat seinen Lehrer, ihn zu begleiten.

Dem ewig von Geldsorgen gebeutelten Komponisten war längst bekannt, dass Preußens König Friedrich Wilhelm II. ein Musikliebhaber war, ja selbst ein guter Cello-Spieler. Auch wusste Mozart, dass der Nachfolger Friedrichs des Großen sich des Öfteren lobend über den Compositeur aus der Kaiserstadt geäußert hatte. Zudem saß Friedrichs Neffen der Geldbeutel recht locker, zumindest im Hinblick auf begabte Musiker.

Nach beschwerlicher Fahrt trafen die Reisenden im April 1789 in Berlin ein. Da der König mit seinem Gefolge nicht in seiner Hauptstadt weilte, sondern in Potsdam, setzte sich die Kutsche unverzüglich in diese Richtung in Bewegung. Mozart, der „sich beym Einpaßieren für einen Capell-Meister aus Wien angegeben hat“, wurde dem Herrscher vorgestellt, natürlich erst nach einem Tag des Wartens. Er durfte vorspielen. Was Seine Majestät dazu zu sagen geruhten, ist nicht überliefert. Fest steht, dass Mozart beauftragt wurde, für die Prinzessin Friederike von Preußen sechs leichtere Klaviersonaten zu komponieren. Warum von diesen Sonaten später nur eine entstanden ist, seine letzte Klaviersonate nämlich im Juli 1789 in D-Dur, Köchelverzeichnis 576, ist nicht ganz klar – wie so manch anderes auch.

Selbstbewusst behauptet die Tafel über der Eingangstür am Bassinplatz 10 in Potsdam, dass Mozart dort gewohnt habe. Aber, hat er wirklich dort seine Unterkunft gehabt? Angeblich hat er bei einem Bekannten aus Pariser Tagen, dem Waldhornisten Karl Türrschmidt, im Holländischen Viertel am Bassinplatz gewohnt und als gern gesehener Gast in den Häusern namhafter Künstler verkehrt. Selbst wenn dem so war, lautete die Hausnummer dann auch tatsächlich 10? Wir werden es wohl nie erfahren.

Sicher ist, dass Mozarts Hoffnungen finanzieller Art sich nicht erfüllten. Anfang Mai des Jahres befand er sich wieder in Leipzig, gab ein Konzert im Gewandhaus. Am 19. Mai kehrte er allein nach Berlin zurück. An diesem Tag wurde im Nationaltheater am Gendarmenmarkt „Die Entführung aus dem Serail“ aufgeführt. Unerkannt schlich sich Mozart in die Vorstellung. Der ebenfalls anwesende Johann Ludwig Tieck erblickte einen ihm unbekannten kleinen Mann: „rasch, beweglich und blöden Auges, eine unansehnliche Figur im grauen Überrock“.

Nach einer Zeit des Zuhörens ließ diese optisch so unattraktive Erscheinung es sich nicht nehmen, die Streicher des Orchesters lautstark anzublaffen: „Verflucht! Wolt’s Ihr D greifen!“ Nun erkannt, holte man ihn auf die Bühne. Am 26. Mai durfte das Genie, das wegen seiner überdimensionierten Nase von einer damaligen Zeitung einmal als „enorm benaster Mozart“ bezeichnet wurde, noch ein Konzert bei Hofe geben. Doch damit endete sein Berlin-Potsdamer Intermezzo. Silvia Friedrich


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