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16.04.11 / Nicht nur an Lea, auch an Lukas denken / Familienministerin Kristina Schröder will die Monopolstellung der Frauenpolitik beenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-11 vom 16. April 2011

Nicht nur an Lea, auch an Lukas denken
Familienministerin Kristina Schröder will die Monopolstellung der Frauenpolitik beenden

Seit Monaten beherrscht die Debatte über eine staatliche Frauenquote die Medien. Diese wird nun von der Ministerin aufgemischt, die auch die Männer fördern will. Doch ihr erneuter Versuch, hier ein Problembewusstsein in der Öffentlichkeit zu entwickeln, stößt auf wenig Gegenliebe.

Vor allem linke Medien wie die „taz“ verknüpften die Nachricht, dass die staatlich geförderten Vätermonate nicht von zwei auf vier verlängert werden, mit Kritik gegen Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Habe diese nicht erst am vergangenen Wochenende in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ wieder betont, dass sie nicht nur Frauen-, sondern auch Männerpolitik betreiben wolle? Und nun habe sie kein Geld – oder wolle keines ausgeben – für weitere Vätermonate. Da würden doch den Worten keine Taten folgen, so die Anklage, die der Ministerin dieser Tage gleich von mehreren Seiten entgegenschlug.

Um die Kritik besser zu beurteilen, muss man allerdings wissen, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Vätermonate bereits im letzten Jahr unter Finanzierungsvorbehalt stellte. Und abgesehen davon gibt es insgesamt 14 vom Staat geförderte Elternmonate. Inwieweit die Eltern diese unter sich aufteilen, können sie fast frei entscheiden. Und es stellt sich die Frage, inwieweit es der Männerpolitik dient, wenn sie zwei weitere Vätermonate vom Steuerzahler spendiert bekommen. Denn wer der 33-jährigen Ministerin genau zuhört, erkennt, dass die im Sommer ihr erstes Kind bekommende Politikerin durchaus konkrete Missstände anführt, die die einseitige Ausrichtung der deutschen Politik auf die Frauenförderung mit sich gebracht hat. Die hören gerade Frauenrechtlerinnen nicht gern, wie die heftigen Reaktionen von Alice Schwarzer im vergangenen Herbst auf Schröders Äußerungen gezeigt haben.

Und nun legt die Ministerin nach und greift dabei auch erneut die Herausgeberin der „Emma“, eben Alice Schwarzer, an. Aussagen wie „Wenn wir wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwermachen“ („Emma“, 1986) hätten gezielt Frauen- und Männerpolitik gegeneinander ausgespielt. Das habe dazu geführt, dass sich die deutsche Gesellschaft an den „Monopolanspruch der Frauenpolitik auf alle Belange der Gleichberechtigung gewöhnt“ habe, so Schröder.

Auch, dass die CDU-Politikerin das Thema gesetzliche Frauenquote eher ausbremst als aufgreift, ist vielen Frauenrechtlerinnen ein Dorn im Auge. Doch Schröder ist überzeugt, dass ein Blick auf die Ursachen, warum mit steigender Hierarchiestufe der Frauenanteil schwindet, die Forderung nach einer Frauenquote als Allheilmittel nicht mehr angebracht erscheint. „Frauenförderung allein wird daran nichts ändern. Fördern sollten wir faire berufliche Chancen von Frauen und Männern.“ Zudem erhebt sie nicht den Anspruch, alte Rollenmuster mit ihrer Politik durch neue ersetzen zu wollen. Das Ziel müsse sein, Frauen und Männern Gestaltungsfreiheit über ihren eigenen Lebensentwurf zu geben.

Mit Äußerungen wie diesen versucht die Unions-Politikerin, auch die konservativen Teile ihrer Partei für ihre Politik zu begeistern, denen die einseitige Frauenförderung schon lange viel zu weit geht und die auch noch traditionelle Familienbilder wertschätzen. Schröders Vorgängerin, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, war vielen in ihrer eigenen Partei zu sehr vorgeprescht und hatte aus Sicht vieler Konservativer noch die Linken in Sachen Frauenförderung links überholt. Von der Leyen ist auch für eine staatliche Frauenquote zumindest in Aufsichtsräten, doch da Schröder in dieser Frage die Kanzlerin Angela Merkel auf ihrer Seite hat, ist das Thema vorerst vom Tisch.

Statt weiterer Vätermonate will die Familienministerin nun dafür sorgen, dass mehr Männer im Erziehungsbereich tätig sind, um den Jungen so männliche Vorbilder zu geben. Die Tatsache, dass Frauen die Schulen dominieren, wäre mit ein Grund, warum eher Jungen die Problemkinder seien und öfter ohne Abschluss die Schulen verließen. „Jungen haben ein natürliches Bedürfnis, ihre körperlichen Kräfte zu messen, also zu toben und zu kämpfen. Nicht jede Rauferei muss man deshalb gleich mit einem Streitschlichter unterbinden. Ebenso sehe ich in vielen pädagogischen Einrichtungen die Gefahr, das stärker angepasste Verhalten von Mädchen als Norm zu betrachten. Man sollte die latent größere Aggressivität von Jungen aber in vernünftige Bahnen lenken“, so Schröder und liefert mit Aussagen wie diesen einen Gegenentwurf zur seit Monaten nicht aus der öffentlichen Diskussion zu verbannenden Debatte um Frauenquoten. Interessanterweise jedoch treffen die Forderungen der Ministerin nach mehr Gleichberechtigung für Männer in den Medien auf wenig Resonanz. Rebecca Bellano


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