29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.04.11 / Skelettfunde in St. Petersburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-11 vom 16. April 2011

Skelettfunde in St. Petersburg

Hier hatte die Natur im Sinn / Ein Fenster nach Europa hin / ich brech’ es in des Reiches Feste“, lässt Puschkin im „Ehernen Reiter“ Zar Peter die Gründung Sankt Petersburgs beschließen. Die Schönheit der Stadt ist unbestritten. Die hässliche Kehrseite ist, dass Sankt Petersburg „Peters Gulag“ war, in dem sich vermutlich 100000 Leibeigene und Zwangsarbeiter zu Tode schufteten. Kommen ihre Skelette derzeit zum Vorschein? Das überlegen Stadt- und Kirchenhistoriker wie D. Sokolow und S. Opatowitsch, seit beim „remont“ der Straße „Bolschaja Konjuschennaja“ laufend menschliche Knochen zum Vorschein kommen. Zwangsarbeiter, an Ketten erkenntlich, sind es wohl nicht, deren Überreste wurden 1857 bei Tiefbauarbeiten am „Schwarzen Flüsschen“, einem Zufluss der Newa, in Massen entdeckt. Die „Konjuschennaja“ entstand 1730 und war immer eine „Straße 2. Ordnung“, kein „Prospekt“, Wohnsitz zahlreicher Petersburger Deutscher, die sie „Große Stallhofstraße“ nannten und in ihr 1831 die Lutherische Peterskirche errichteten. Älter war die benachbarte finnische St. Marienkirche von 1734. Bei den Bauten kamen gewiss Menschen ums Leben und wurden an Ort und Stelle verscharrt. Wahrscheinlicher aber ist die Vermutung, es mit einem Soldatenfriedhof zu tun zu haben, denn hier stand ab 1710 die Kaserne des lokalen „Ingermanländischen Regiments“. 1950/51 wurden hier Straßenbahnschienen gelegt – so flach, dass keine sterblichen Überreste auftauchten. Sicher ist auch, dass hier keine der schätzungsweise eine Million Toten begraben sind, die bei der Belagerung Leningrads 1941 bis 1944 ums Leben kamen. Einheimische und Touristen dürfen weiter rätseln, wer hier bestattet wurde.       W.O.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren