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23.04.11 / »Neuanfang« / Ausstellung über Flucht und Vertreibung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-11 vom 23. April 2011

»Neuanfang«
Ausstellung über Flucht und Vertreibung

Was würden Sie mitnehmen, wenn Sie von heute auf morgen Ihre Heimat verlassen müssten?“ Mit dieser Frage konfrontiert die Ausstellung „Flucht und Vertreibung – Neuanfang“ im Ortsmuseum von Hohenlockstedt die Besucherinnen und Besucher. Der Verein für Kultur und Geschichte von Hohenlockstedt e. V., Verwalter dieses Museums, hat nach Aufrufen in der örtlichen Presse viele Exponate aus der Nachkriegszeit 1945–1950 von betroffenen Flüchtlingen und Vertriebenen erhalten, die nun zu einer Ausstellung über die damaligen Geschehnisse und Schicksale zusammengestellt wurden. Neben persönlichen Berichten einzelner Familien über ihre schlimmen Erfahrungen aus damaliger Zeit der Flucht und Vertreibung und ihres Neuanfangs in einer ihnen fremden Region sind auch Gegenstände, gefertigt aus militärischem Material, zu sehen, die für die Bewältigung des elementaren Alltags notwendig waren. Diese Exponate können als stumme Zeugen natürlich an die Nachgeborenen nur eine Ahnung vermitteln, womit die Flüchtlinge und Vertriebenen, aber auch die Ansässigen fertig werden mussten. Familien waren auseinandergerissen worden, Angehörige vermisst, der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hatte alle Hände voll zu tun, diese Schick-sale so weit wie möglich aufzuklären und die getrennten Familien zusammenzuführen. Wohnraum war knapp, deshalb wurde seine Zwangsbewirtschaftung eingeführt. Die Einheimischen mussten einen Teil ihrer Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Die Einwohnerzahl von Hohenlockstedt zum Beispiel hatte sich 1948 durch den Zustrom der Vertriebenen und Flüchtlinge fast verdreifacht. Der Anteil der Neuankömmlinge aus den deutschen Ostgebieten an der Bevölkerung von Schleswig-Holstein betrug 33 Prozent. Trotz aller Widrigkeiten haben die Vertriebenen und Flüchtlinge nicht resigniert, sondern tatkräftig ihren Neuanfang auf fremdem Boden gewagt. Dazu gehörten insbesondere auch solche, die in ihrer Heimat ein eigenes Gewerbe, eine eigene Firma besessen hatten und nun in Holstein noch einmal von vorn begannen. Auch dieser Neubeginn wird in der Ausstellung dokumentiert, beispielhaft seien die Firmen Pohl-Boskamp (Arzneimittel-Herstellung), die Sturmlaternenfabrik Nier, die KMK-Keramikmanufaktur, die Schlachterei Wermuth erwähnt. Sie boten den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen wieder Arbeit und damit Brot und Lohn. Verschiedene Landkarten, tabellarische Übersichten und eine Auswahl an Literatur zu diesem Thema ergänzen die Ausstellung, die bis Mitte Juli 2011 besichtigt werden kann.    Helmar Dorka

Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind auch außerhalb dieser Öffnungszeit nach vorheriger Vereinbarung bei Achim Jabusch, Telefon (04826) 8327, oder bei Thorsten Mildebrath, Telefon (04826) 683, möglich.          


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