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30.04.11 / Absichtlich weggeschaut? / Massenausbruch nährt Zweifel an afghanischen Behörden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Absichtlich weggeschaut?
Massenausbruch nährt Zweifel an afghanischen Behörden

Blamage für die afghanischen Sicherheitsbehörden: Die Taliban haben im südafghanischen Kandahar einen spektakulären Gefängnisausbruch organisiert und 475 ihrer gefangenen Kämpfer die Flucht ermöglicht. Trotz einer sofort von der afghanischen Polizei eingeleiteten Großfahndung konnten erst einige der Ausbrecher gefasst werden.

Nach Angaben des Chefs der Haftanstalt Sarposa entkamen die Gefangenen durch einen mehr als 300 Meter langen Fluchttunnel. Dessen Ausgangspunkt sei ein Wohnhaus, von dem aus sich die Taliban in mehrmonatiger Arbeit zum politischen Trakt des Gefängnisses gegraben hätten. Der Provinzgouverneur erklärte den Ausbruch mit „dienstlichem Versagen“ des Gefängnispersonals und des Geheimdienstes. Staatspräsident Hamid Karzai nannte die Flucht einen schweren Schlag, der niemals hätte passieren dürfen. Schon 2008 waren aus demselben Gefängnis rund 1000 Häftlinge entkommen, nachdem die Taliban mit einer Lastwagenbombe das Tor gesprengt hatten. Die Provinz Kandahar liegt an der Grenze zu Pakistan und gilt als Hochburg der Taliban.

Während das afghanische Justizministerium die Massenflucht herunterzuspielen versucht, sind westliche Beobachter davon überzeugt, dass die Befreiungsaktion nur möglich war, weil die afghanischen Sicherheitskräfte in Kandahar von  Islamisten infiltriert seien. Der Vorfall wird als Indiz dafür gewertet, dass die afghanische Armee und Polizei noch längst nicht in der Lage sind, ohne Hilfe der ISAF-Truppen für Ruhe und Ordnung im Land zu sorgen. Schon im Juli sollen die einheimischen Sicherheitskräfte in sieben Städten und Provinzen das Kommando übernehmen. Die vollständige Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen ist für Ende 2014 vorgesehen.          J.H.


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