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30.04.11 / Größe und Höhe gescheut / Deutschland konnte sich schon mal selbstbewusster erinnern: Unsere Nationaldenkmäler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Größe und Höhe gescheut
Deutschland konnte sich schon mal selbstbewusster erinnern: Unsere Nationaldenkmäler

Das neue Einheits-Denkmal auf dem Berliner Schlossplatz, das die Form einer 50 Meter langen Schale erhalten soll, trägt den Titel „Bürger in Bewegung“. Das von dem Stuttgarter Designer Johannes Milla entworfene Kunstwerk soll begehbar und wie eine Wippe beweglich sein. Ob es allerdings die historische Bedeutung des symbolisierten Ereignissen widerspiegelt, schien bei der Gestaltung niemanden zu interessieren.

Im Jahr 2007 hatte der Bundestag sich zur Errichtung eines Denkmals entschieden, das an die Vereinigung der alten mit den neuen Bundesländern 1989/90 erinnern soll. Auf der begehbaren Innenseite ist die Inschrift: „Wir sind das Volk – wir sind ein Volk“ vorgesehen. Symbolisch soll die Wippe andeuten, wie „bewegende Menschen“ die Welt verändern können.

Begehbare Denkmäler liegen, wie schon im Fall der Holocaust-Gedenkstätte in der Nähe des Brandenburger Tors, im Trend der Zeit. So hatte der Alternativentwurf, eine fünf Meter hohe Statue eines nach Osten knieenden Mannes, keine Chance bei den Entscheidern. Ein Mann in Unterwürfigkeitsgeste auf dem gleichen Sockel, den einst eine große Reiterstatue Kaiser Wilhelms geziert hatte? Das erschien auch den weniger geschichtsbewussten Jury-Mitgliedern nicht recht passend.

Zum ersten Mal seit Kriegsende wird mit dem neuen Berliner Nationaldenkmal an ein helles Geschehen der jüngeren deutschen Geschichte erinnert. In den vergangenen Jahrzehnten waren stets die dunklen Stunden der beiden deutschen Diktaturen Anlass zur Gründung von Denkmälern oder Gedenkstätten gewesen. Nun rückt mit den Ereignissen der friedlichen Revolution von 1989 ein anders gefärbtes Ereignis in den Blickpunkt.

Verglichen mit den deutschen Nationaldenkmälern der Kaiserzeit (1871–1918) wirkt das nun geplante Nationaldenkmal mit einer Höhe von wenigen Metern ausgesprochen niedrig und entspricht wohl dem Zeitgeist, der Größe und Höhe scheut. Die nationale und imperiale Bewegung des 19. Jahrhunderts hatte hier andere Vorstellungen. So etwa die italienische Ei-

nigungsbewegung, die 1881 das monumentale Marmordenkmal zu Ehren Vittorio Emanuelles II. aus dem Hause Savoyen, des ersten Königs des neu gegründeten Italien, errichtete. Allein zwölf Meter hoch ist die Bronzestatue des Königs. Das erst 1927 fertiggestellte Monument brauchte die Fläche eines Häuserblocks und überragt viele Gebäude Roms. Der Besucher hat von der Aussichtsplattform einen tollen Blick auf das Forum Romanum und die „ewige Stadt“.

In ähnlicher Dimension ist in Deutschland nur das 90 Meter hohe Denkmal zum 100. Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig, das 1913 gebaut wurde, zu bewundern. Es wurde von Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht. Von seiner Aussichtsplattform hat der Besucher einen imposanten Rundblick in die sächsische Landschaft. Kleiner in Ausmaß und Form war das 1872 erbaute und 22 Meter hohe Düppeldenkmal, das an den Sieg im deutsch-dänischen Krieg von 1864 erinnerte. Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es aber von dänischen Truppen am 13. Mai 1945 gesprengt.

Die für die alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges eigentlich anstößige „Siegessäule“ in Berlin blieb dagegen stehen. Das 1873 errichtete und 61 Meter hohe Bauwerk erinnert an die Schlacht von Sedan (1870) im deutsch-französischen Krieg. Auf eine beträchtliche Höhe bringt es mit 56 Metern auch das Hermannsdenkmal, das auf die siegreiche Schlacht germanischer Stämme gegen römische Legionen vor 2000 Jahren verweist. Bei der Einweihung am 16. August 1876 saß Kaiser Wilhelm I. persönlich auf der Ehrentribüne. Die damalige Begeisterung für „Hermann“, wie man den lateinischen Namen eindeutschte, war so groß, dass sogar deutsche Auswanderer 1897 einen Ableger in den USA, in New Ulm (Minnesota), errichteten – allerdings reichte das Geld nur für ein etwa halb so hohes Monument wie im Teutoburger Wald. H. E. Bues


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