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30.04.11 / Deutsche Tradition in Ehren gehalten / Auf dem Kutztown Festival feiern die »Pennsylvania German« ihre Herkunft und Sprache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Deutsche Tradition in Ehren gehalten
Auf dem Kutztown Festival feiern die »Pennsylvania German« ihre Herkunft und Sprache

Wer sich für die 300-jährige Geschichte deutscher Siedler in den USA  interessiert, für den ist das Kutztown Festival im US-Staat Pennsylvania ein verlockender Urlaubs-Tipp. Seit seiner Gründung vor 62 Jahren hat es sich – wie immer vom 2. bis 10. Juli rund um den US-Unabhängigkeits-Tag –  zum größten Volksfest der US-Ostküste entwickelt, das jährlich von rund 150000 Zuschauern besucht wird und sogar von der kritischen „Washington Post“ als ein „Must See“, ein „Muss man sehen“, bewertet wird.

Das Kutztown Festival zelebriert in seinen acht, mit vielen Programmpunkten angefüllten Tagen die spezielle Lebensart und Sprache der „Pennsylvania German“, die vor allem aus der deutschen Pfalz oder dem Schwabenland ab dem 17. Jahrhundert in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ausgewandert sind.

Gefördert von zwei konservativen protestantischen Religions-Gemeinschaften – den Amish und den Mennoniten – entwickelte sich eine enge Gemeinschaft unter den deutschen Siedlern mit dem „Pennsylvania German“ als eigene Mundart, die aus dem Gemisch der verschiedenen heimischen Dialekte wie einem Hauch von Englisch entstand. Durch vorbeiziehende Siedler allmählich auch in anderen Teilen des neuen Amerika verbreitet, wie Ohio, Indiana und sogar einem Teil von Kanada, wurde das Pennsylvania-German (auch Pennsylvania Dutch genannt) von Generation zu Generation vererbt. Erst die beiden Weltkriege mit einer Welle anti-deutscher Stimmung ließen es als Umgangssprache langsam einschlafen.

Die anti-deutsche Stimmung ist längst vorbei und hat in den USA Sympathie und einem echten Respekt für alles Deutsche Platz gemacht. Doch die junge Generation spricht längst nur US-englisch. Unter den Älteren aber gibt es auch heute noch rund 250000 Personen, die das Pennsylvania German beherrschen, vor allem unter den Amish und Mennoniten. Mit der eigenen Zeitung „Hiwwe wie driwwe“, Studien-Lehrgängen an der Universität von Kutztown, Preisverleihungen für Pennsylvania-deutsche Bücher – von Kochbüchern bis Poesie – und vor allem durch die „Pennsylvania German Soeciety“, die unter anderem das Volksfest veranstaltet, versuchen Historiker und Sprachwissenschaftler diesen Teil deutschen Kulturguts am Leben zu erhalten.

Und wo könnte das besser geschehen als auf dem Kutztown Festival. Da wird nach alter Tradition ein ganzer Ochse am Spieß gebraten und in einer großen Dinner Hall verzehrt. Wie auch andere bekannte, am alten Holzofen gegrillte Köstlichkeiten der Pennsylvania-deutschen Küche. Viel vom Schwein, daneben Knödel-Suppen und Kuchen. Kleine Läden verkaufen frischgebackenes Brot und Fleischwaren. („Viele Leute kommen vor allem wegen ,Gutten Essen‘“, sagt Festival-Direktor David Fooks.) Kinder können in Heuhaufen hüpfen und helfen, einen Viehschuppen zu bauen. Sie können mit ihren Eltern Square Dance auf der Bühne tanzen, Lieder mitsingen, selbst Instrumente spielen und – auch nach alter Tradition – einen Wettbewerb mit den besten Lügengeschichten verfolgen, den „Lyar’s Contest“, wobei jeder Teilnehmer seine Geschichte in Pennsylvania-German und danach in amerikanischer Übersetzung darbietet.

Besondere Bedeutung hat der Quilt-Verkauf, der zum größten in ganz Amerika geworden ist. 2000 zumeist von Frauen der Amish und Mennoniten aus Stoffresten hergestellte Quilts werden diesmal angeboten. 200 traditionelle Volkskünstler und Handwerker zeigen ihre Arbeiten. Auf sechs Bühnen gibt es Volksmusik und sonstige Unterhaltung, Diskussionen und Einführung in Pennsylvania German. Nachgebildete Siedler-Wohnungen werden gezeigt. Antiquitäten und Bücher werden verkauft. Im Mennoniten-Haus werden Messen auf Pennsylvania-German zelebriert („Unsah Faddah im Himmel, dei nohma loss heilich sei…“). Und am 4. Juli gibt es eine große Parade, angeführt von den Trommeln und Trompeten der „Sauerkraut Band“ und Pennsylvania-Deutschen in den alten Uniformen von Unabhängigkeits-Soldaten wie den „167 Pennsylvania Volunteers“, die im Bürgerkrieg, der in diesem April vor 150 Jahren zu Ende ging, auf der Seite der Nordstaaten kämpften.  Liselotte Millauer


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