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30.04.11 / Boykott der Erkenntnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-11 vom 30. April 2011

Boykott der Erkenntnis

Jahrzehntelang galt als klar, wer und was im Zweiten Weltkrieg gut oder böse war. Mittlerweile allerdings mehren sich die Forschungen über Kollaboration und Kriegsgewinnler in den von Deutschland besetzten Ländern. Für manchen unserer europäischen Nachbarn führt das zu bitterer Erkenntnis. Das Buch „Die goldene Ernte“ des in Polen geborenen und aufgewachsenen US-Soziologen Jan Tomasz Gross, Professor an der geschichtswissenschaftlichen Fakultät der renommierten Princeton University, in dem er über die von den gesellschaftlichen Eliten gebilligte, systematische Bereicherung von Polen am Holocaust schreibt, empört die polnische Nation (die PAZ berichtete).

Das ist kaum verwunderlich, sieht sich das Land doch seit 65 Jahren ausschließlich in der Opferrolle. Bei der Auseinandersetzung um Gross’ Thesen geht es jedoch weniger um eine wissenschaftliche oder geschichtspolitische Debatte, sondern vielmehr darum, die Verbreitung seines Werkes zu verhindern. Einer Umfrage des staatlichen Fernsehens zufolge sind 83 Prozent der Polen der Meinung, das Buch sei eine Schande und werde in Polen „nicht benötigt“. Vor den Eingängen von Buchhandlungen werden „Mahnwachen“ aufgestellt, die Schaufenster mit Plakaten mit der Aufschrift „Hier werden antipolnische Bücher verkauft“ beklebt. Geradezu subtil ist die Sabotage durch den online-Buchhändler www.selkar.pl: Er hat den Verkaufspreis von 29,90 Zloty auf 4499 Zloty (1125 Euro) hochgesetzt. Man könne, so das Unternehmen, das Buch, von dem man sich distanziere, nicht aus dem Angebot nehmen, dessen Absatz aber durch den horrenden Preis verhindern. Wieviele der 50000 Exemplare bereits verkauft sind, kann der Verlag angeblich nicht sagen.      J.H.


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